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Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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kein junges Mädchen mehr, das seine Tränen ungehemmt vergoss. Sie war eine erwachsene Frau und sollte in der Lage sein, ihre Gefühle besser zu kontrollieren. Mühsam schluckte sie den Kloß in ihrem Hals hinunter und rang um Fassung. Als die eifrige Sally mit dem Tee zurückkam, saß Danielle steif, aber beherrscht in dem kleinen Salon.
    „Bitte, entschuldige meinen Ausbruch, Sally. Aber Christopher gehen zu lassen, war schwerer, als ich erwartet hatte.“
    „Ihr müsst Euch doch für die Liebe zu Eurem Sohn nicht entschuldigen. Ich konnte mein Elternhaus nur unter einer wahren Flut an Tränen verlassen. Der junge Herr wird selbst mir schrecklich fehlen. Soll ich vielleicht in die Küche gehen und einige Kekse backen? Meine Großmutter hat immer gesagt, Kekse helfen in jeder Not.“
    Danielle musste lachen, und tatsächlich hatte die aufgeweckte Sally es geschafft, ihr ein klein wenig ihrer Trauer zu nehmen.
    „Danke, Sally. Das wäre wirklich großartig. Aber sag mir, warum hast du mir nicht schon nach dem Tod meines Mannes Kekse gebacken? Dann ginge es mir heute vielleicht schon viel besser.“
    Verlegen senkte Sally den Kopf und besah den Saum ihrer weißen Schürze. 
    „Mylady, bitte entschuldigt, aber nach dem Tod von Mister Langston wart Ihr nicht in Not. Ihr wart ... wütend und aufgebracht. Ich nehme nicht an, dass Kekse da das Richtige gewesen wären. Ich meine ... Ihr hättet vielleicht auf etwas einschlagen sollen“, gab Sally zögerlich zu bedenken.
    Danielle runzelte die Stirn. Sally wand sich unter ihrem Blick und, weil sie das Mädchen nicht quälen wollte, lächelte sie und entließ sie in die Küche. 
    Wut? War ihre damalige Gefühlslage für alle so offensichtlich gewesen, dass sogar das Personal erkannt hatte, was ihr bis zu diesem Moment noch nicht einmal klar gewesen war? Wut. Ja, Sally hatte ganz recht. Sie war wirklich wütend gewesen. Immerhin waren die Umstände von Matthews Tod furchtbar demütigend für sie gewesen. Und noch heute, drei Monate nach der Beerdigung, hörte sie die Leute hinter vorgehaltener Hand tuscheln, wenn sie ins Dorf kam. 
    „Verflucht, Matt, warum hast du mir das angetan?“, fragte sie in die Stille.
    Der Abschied von Christopher, die Umstände des Todes ihres Mannes und die Sorge um ihre Zukunft machten Danielle ruhelos. Sie sah aus dem Fenster auf die weiten Felder. Wie sie vorhergesagt hatte, ließ der erste Schnee nicht länger auf sich warten, und in einem wirbelnden Tanz fielen die weißen Flocken vom Himmel. Wie tröstlich wäre es, all ihre Sorgen unter einer dicken, weißen Schneedecke begraben zu können? Diese Vorstellung ließ Danielle leichter atmen, und mit einem Mal ertrug sie ihre eigene Untätigkeit nicht länger. Sie würde endlich die unzähligen Beileidsbekundungen und Briefe der Dorfbewohner sichten, die seit Wochen unbeachtet hier herumlagen. Sie musste endlich anfangen, die Trümmer ihres Lebens zusammenzufegen.
    Sie griff nach dem ersten Umschlag und verzog angesichts der mitfühlenden Worte theatralisch das Gesicht. Endlich las sie Brief um Brief, Karte um Karte und dankte im Stillen den Leuten für ihre Anteilnahme, auch wenn sie in den hohlen Beileidsbekundungen keinen wirklichen Trost fand. Als sie den nächsten Brief öffnete, runzelte sie überrascht die Stirn.
     
     
     
    Devlin Weston sah aus dem Kutschfenster. Hier in Essex war es noch ein paar Grad kühler als in London, was vermutlich daran lag, dass es sich näher an der Küste befand. Tatsächlich hatte es vor wenigen Minuten angefangen zu schneien, und die Landschaft vor dem Fenster sah aus wie gezuckert. Für ihn spielte das keine Rolle, nur würden schneebedeckte Wege seinen Reiseplänen vermutlich nicht gerade dienlich sein. Aber womöglich machte er sich ganz umsonst Sorgen, denn insgeheim hoffte er, schon in Kürze genau die Antworten auf seine Fragen zu bekommen, die er suchte. Dann würde eine weitere Reise unnötig sein. Er hoffte, der Brief, der seine Ankunft ankündigen sollte, war vor ihm eingetroffen. Schließlich war er selbst sehr eigen, was überraschende Besucher betraf. In seinen Augen konnte eben niemand mit Gastfreundschaft rechnen, der unangemeldet sein Leben stören wollte.
    Die Kutsche wurde langsamer, und Devlin strich sich die Mantelschöße glatt. Er war schon sehr gespannt, was ihm Mister Langston über die Venus würde berichten können.
    Voller Erwartung sprang er aus der Kutsche und trat an die Tür, die ihm prompt geöffnet wurde. Wie es
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