Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführung in weißer Seide

Verführung in weißer Seide

Titel: Verführung in weißer Seide
Autoren: Donna Sterling
Vom Netzwerk:
zu stürzen.”
    Cole stieß sich vom Schreibtisch ab und kam auf sie zu. “Wenn ich Ihrem Vater noch einen Monat länger Zeit gegeben hätte, hätte er dann das nötige Geld aufbringen können, um seine Schulden zu begleichen?”
    Tess zögerte. Sie hätte am liebsten gelogen, aber wahrscheinlich wusste er ja ohnehin über die finanzielle Situation ihrer Eltern Bescheid. “Ich glaube nicht.”
    Prüfend betrachtete er ihr Gesicht. “Dann tue ich Ihnen nur einen Gefallen, Tess”, sagte er leise. “Sie werden nach dieser Ehe eine Million Dollar bekommen.”
    Eine ganze Million. Es schnürte Tess die Kehle zu, wenn sie daran dachte, wie dringend sie dieses Geld brauchte. Und so ungern sie es auch zugab, Cole hatte recht. Er hatte die verzweifelte Lage ihrer Familie nicht verursacht. Daran war ihr Vater mit seinem schlechten Urteilsvermögen selbst schuld, und sie selbst hatte für ihre Suche nach Phillip ihre letzten Ersparnisse geplündert. Mit einer Million konnte sie die Schulden ihrer Eltern begleichen und auch wieder nach ihrem Verlobten suchen lassen. Allerdings konnte sie einen Punkt nicht unangesprochen lassen. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Ehe wirklich zustimmen soll.”
    Missbilligend zog er die Augenbrauen zusammen. “Wieso nicht? Sie haben doch schon zugestimmt. Wir haben einen Handel abgeschlossen.”
    “Aber da wusste ich noch nicht die ganze Wahrheit über das Testament Ihres Vaters. Sie haben mir nur verraten, dass Sie Westcott Hall verlieren würden. Von den vierzig Millionen Dollar, um die es außerdem noch geht, war nie die Rede. Ich dachte nur, dass ich Ihnen helfe, den Anspruch auf das Haus Ihrer Familie zu behalten, aber hier geht es um viel mehr. Woher soll ich wissen, ob Sie dieses Erbe wirklich verdienen?”
    Ungläubig sah er sie an. “Sie würden die Million ausschlagen, wenn Sie finden, ich sei nicht der Erbe, der das Vermögen wirklich verdient?”
    “Bestimmt werde ich niemandem dabei helfen, andere um das zu bringen, was ihnen zusteht.”
    Cole starrte sie an, als hätte er einen Marsmenschen vor sich. “Wie wollen Sie beurteilen, wem was zusteht? Erwarten Sie von mir, dass ich Ihnen erkläre, weshalb ich einen Anspruch auf dieses Vermögen habe? Glauben Sie im Ernst, irgendein Mensch auf der Welt hat Anspruch auf vierzig Millionen Dollar?”
    Tess begriff, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.
    Er nahm sie bei der Hand und ging mit Tess auf die Dachterrasse, von der aus man den Hafen und das grüne Meer sah, das in der Sonne glitzerte. Doch Cole drehte sie so, dass sie die Altstadt von Charleston mit den malerischen Gassen und den vielen schönen Kirchtürmen im Blick hatte. Beschwörend legte er ihr die Hände auf die Schultern.
    “Glauben Sie, ich weiß nicht, wie viel Armut es dort gibt? Viele Familien wissen nicht, wovon sie die nächste Mahlzeit bezahlen sollen. Überall auf der Welt gibt es Menschen, denen es am Nötigsten zum Leben fehlt. Soll ich Ihnen jetzt erklären, dass mir mehr Geld zusteht als diesen Menschen?” Der aufgebrachte Tonfall seiner Stimme verblüffte sie.
    “Das ist nicht das, was ich …”
    “Soll ich Ihnen von den Stiftungen erzählen, die ich gegründet habe? Von den Kindern, die ich unterstütze? Oder von den Menschen, deren Leben ich mit meinem Geld gerettet habe? Stehen mir die vierzig Millionen dadurch eher zu?”
    “Ehrlich gesagt ist das schon ein sehr schwerwiegender Punkt, der zu Ihren Gunsten …”
    “Hier geht es doch um mehr als nur Geld.” Seine Finger schlossen sich fester um ihre Schultern, und er zog sie wieder in das Büro zurück, wo er sie zu einer Wand mit Gemälden von historischen Stätten führte. “Hier geht es auch um wichtige geschichtliche Orte. Verdient es ein Mensch, Orte zu besitzen, die zu Amerikas Geschichte gehören? Nein, Tess.” Er ließ die Hände sinken. “Ich werde mich jetzt bestimmt nicht hinstellen und behaupten, dass mir das ganze Geld zusteht.”
    Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, wie er im Büro auf und ab ging. Dieser Mann entsprach ganz und gar nicht dem Bild, das sie bisher von ihm gehabt hatte. Es sei denn, er wusste einfach zu genau, was er sagen musste, um eine Frau auf seine Seite zu ziehen.
    Innerlich stöhnend wandte sie den Blick ab. Natürlich wusste er genau, wie man andere Menschen für sich gewann. Seine ganze Familie bestand seit Generationen aus Leuten, die gut reden konnten und ständig Strategien entwickelten, um ihre Ziele zu erreichen. Gerade
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher