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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Autoren: Alix Rickloff
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am Stumpf seines verbliebenen Beins, und die Kälte nagte an Knochen, die brüchig und krumm geworden waren, aber er wollte nicht eine Sekunde länger in seinem Sessel sitzen bleiben.
    Die Dunkelheit trat früh ein in den Bergen, doch der Widerschein des Mondes auf dem Schnee warf ein gespenstisches Licht über die bewaldeten Hänge. Genügend Licht, um den Mann, der gleich erscheinen würde, um sich Anweisungen zu holen, sehen und einschätzen zu können. Auf der anderen Seite des Tals flackerten die Lichter einiger verstreut liegender Gehöfte wie eine Kette schimmernder Juwelen vor der kargen Abgeschiedenheit des Waliser Hochlandes.
    Die Vorfahren dieser Menschen hatten mit einer Wildheit und Schläue gekämpft, derentwegen sie ewig lange frei geblieben waren. Römer, Wikinger, Sachsen, Normannen – sie alle hatten versucht, die wilde keltische Natur zu zähmen. Alle waren an ihrer Küste eingefallen und vertrieben worden.
    Aber in all den Zeitaltern von Königen, Kriegsherren und Prinzen, die in der Geschichte aufgetreten waren, gab es nur einen, an den man sich mit der Leidenschaft seiner ihm treu Ergebenen erinnerte. Einer, der höher stand, der heller strahlte und noch Anhänger sammelte, als schon lange nichts als Knochen von diesem Helden zurückgeblieben waren.
    König Artus.
    Diejenigen, die das volle Wissen besaßen, hatten ihre Träume jedoch nicht von seinem Ableben beeinträchtigen lassen. Die Neun, die an seiner Wiederauferweckung gearbeitet hatten, und alle, die ihnen treu ergeben waren, wussten, dass der Tod etwas Vorübergehendes war, Macht dagegen etwas Unvergängliches. Und falls Artus zurückkehrte, würde es immer Männer und Frauen geben, die seinem Banner folgen würden. Mit Máelodor als Ratgeber und seiner eigenen charismatischen Ausstrahlung würde der Hochkönig am Kopf einer Armee marschieren, und eine von Anderen beherrschte Welt würde wieder in greifbarer Nähe liegen. Statt der Schande des Armesünderkarrens oder pechgetränkten Galgens für die mit magischen Kräften Geborenen, würden sie die Kontrolle haben, die Befehlsgewalt und Überlegenheit.
    Ein neues goldenes Zeitalter würde anbrechen.
    König Artus war der Schlüssel zum Erfolg … Und einen Schritt näher daran, wiedererweckt zu werden.
    Auf dem Schreibtisch hinter Máelodor lag sein erster Sieg. Das Kilronan-Tagebuch des toten Earls befand sich endlich in seinem Besitz, und nach Monaten geduldigen Decodierens waren seine Geheimnisse enthüllt. Der einzige Fehlschlag inmitten all dieser Erfolge war das Überleben dieses jämmerlichen Welpen von einem Erben namens Aidan Douglas.
    Lazarus hatte teuer dafür bezahlt, dass er den Mann am Leben gelassen hatte.
    Der Domnuathi würde solche Skrupel nie mehr aufkommen lassen. Nicht, nachdem er schmerzlich daran erinnert worden war, wer am längeren Hebel saß.
    Nicht, dass das eine große Rolle spielte, denn Máelodor hatte es geschafft, die von Aidan Douglas ausgehende Bedrohung abzuwenden. Er war als gestört befunden worden und ebenso in Misskredit geraten wie sein hingerichteter Vater. Seine Behauptungen bezüglich Máelodors Existenz als Oberhaupt eines Netzwerks unzufriedener Anderer waren als das verrückte Gerede eines Mannes hingestellt worden, der verzweifelt bemüht war, seinen machthungrigen jüngeren Bruder Brendan zu entlasten.
    Sieben Jahre nachdem die letzten der Neun ausgelöscht worden waren, befand sich Brendan Douglas immer noch auf freiem Fuß. Aber nicht mehr lange. Die Amhas-draoi , Soldaten der Kriegsgöttin Scathach und Hüter der Trennung zwischen Sterblichen und Magiern, verfolgten ihn mit ungebrochener Entschlossenheit. Und sie waren nicht die Einzigen, die den skrupellosen Anderen jagten. Wenn Máelodor den jüngsten Erben von Kilronan endlich schnappte, würde der ihn anflehen, sterben zu dürfen, lange bevor es mit ihm zu Ende ging.
    Ein Klopfen riss Máelodor aus seinen maliziösen Fantasien.
    »Herein!«
    Ein Mann betrat unter Verbeugungen den Raum – aalglatt, lächelnd, aber finster wie ein Schurke. »Sie haben mich kommen lassen?«
    Máelodor straffte sich und drückte die krummen Schultern durch. »Lazarus wird vermisst. Er sollte einen Mann in Cork kontaktieren, doch dieses Treffen hat nie stattgefunden.«
    Der Besucher lehnte sich an einen Tisch und suchte sich dreist ein Stück Obst aus einer Schale aus, als befände er sich unter seinesgleichen statt in Gesellschaft seines Vorgesetzten. »Vielleicht hat er eine Kleine gefunden und
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