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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Autoren: Alix Rickloff
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erwiesen, was sie einmal zu Daigh gesagt hatte: Obwohl sich in sieben Jahren viel verändert hatte, waren die See, der Himmel und das Land noch immer so, wie sie es ihr Leben lang gewesen waren. Und das war in der Tat ein Trost.
    Was als leichter Nieselregen begonnen hatte, verstärkte sich, als hätte der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet. Der Regen kam jetzt in wahren Sturzbächen herunter, zog Kanäle durch Sand und Stein auf seinem Weg zurück in den Ozean und dämpfte das Nachmittagslicht, als wäre es schon Abenddämmerung.
    Sabrina suchte Schutz unter einem Felsvorsprung und wartete auf ein Nachlassen der Sintflut. Zum Glück war es ein warmer Aprilregen und nicht der eisige des Winters.
    Das Kind bewegte sich in ihr, sie konnte seine winzigen Fäuste und Füße an der Innenseite ihres Bauches spüren. Während sie mit einer Hand über ihren gewölbten Leib strich, flüsterte sie: »Pst, mein Kleines!«, und sandte ihm auf einer Welle der Zärtlichkeit ihre ganze Liebe zu. »Mami ist bei dir. Mami liebt dich. Es wird nicht mehr lange dauern, mein Schatz. Bald werde ich dich in meinen Armen halten.«
    Was sie jedoch selbst empfing, prallte gegen ihr Bewusstsein wie die Brandung an den Felsenstrand: Freude. Furcht. Bedauern. Einsamkeit. Aufregung. Unsicherheit. Herzweh …
    Der Ansturm all dieser Empfindungen ließ sie gegen den scharfkantigen Fels zurücktaumeln, raubte ihr den Atem und ließ ihr die Knie weich werden.
    Eine von Nebel umhüllte Gestalt sprang die letzten Meter vom Weg zum Strand hinunter. Seine Stiefel knirschten auf dem Kies, sein langer Mantel flatterte hinter ihm her. Seine Gesichtszüge waren noch kantiger, die Wangen noch hagerer als früher, als er vor ihr auftauchte wie ein Gespenst aus seinem Grab.
    Oder wie ein Mann aus ihrer Vergangenheit, der einen wie der anderen.
    Sabrina stützte sich auf den Felsen, um das Gleichgewicht zu halten, aber auch, um sich zu vergewissern, dass es nicht nur ein Traum war, was sie erlebte. Doch es war so real, wie Daigh es war.
    Das Haar klebte ihm am Kopf, und sein Mantel war durchnässt, bemerkte sie, als er ein paar Schritte von ihr entfernt stehen blieb. Seine schwarzen Augen waren unergründlich wie immer.
    »Was tust du hier?« Sabrina verschränkte die Hände über ihrem Bauch, als könnte sie ihn vor Daighs durchdringendem Blick beschützen.
    »Ich habe dir einmal versprochen, wir würden unser Kind gemeinsam auf der Welt begrüßen. Ich bin zurückgekommen, um dieses Versprechen einzulösen, wenn auch sechshundert Jahre später.«
    »Aidan hat dich hergebracht, nicht wahr?«, fragte sie mit plötzlich trockenem Mund.
    »Aye. Er hat mich gesucht, um mir von dem Kind zu erzählen.«
    Sabrina versuchte, sich hinter der Verbitterung und dem Zorn der letzten Monate zu verschanzen. »Und jetzt, da du es weißt, kannst du ja wieder gehen.«
    Sein Ausdruck blieb undurchdringlich, obwohl Schatten in seinen Augen aufflackerten und wieder erstarben. »Wenn es das ist, was du willst, Sabrina, gehe ich.«
    Was wollte sie? Daigh könnte ihr gehören, doch es würde eine Ehe sein, die auf Pflichtbewusstsein beruhte und nicht auf Liebe. Würde er sie lieben, wäre er bei ihr geblieben. Oder nicht? Aber sie musste auch an das Kind denken. Konnte sie Daigh wegschicken, wenn das bedeutete, ihr Kind zu einer unehelichen Herkunft zu verdammen? Oh, warum musste das Leben so schwierig sein?
    Sie erhob den Blick zum Himmel, als suchte sie Rat zwischen den Wolken. Doch aus trauriger Erfahrung wusste sie, dass die Götter wenig Zeit damit verbrachten, sich um das Schicksal Sterblicher zu sorgen.
    »Ich habe dir nichts zu bieten, Sabrina. Keinen Reichtum, keine edle Herkunft. Nichts als die Kraft meiner Hände und die Tiefe meiner Liebe. Aber damit …«
    »Was hast du gesagt?«, unterbrach sie ihn mit wild pochendem Herzen.
    »Dass ich keinen Penny und keine Familie habe.«
    »Nein, nein, danach. Was war das Letzte, was du sagtest?«
    Er senkte den Kopf, und seine Lippen verzogen sich zu einem zerknirschten Lächeln. »Dass ich nichts als die Kraft meiner Hände und die Tiefe meiner Liebe habe, die grenzenlos und ohne Ende ist. Aber die gebe ich dir reichlich und mit Freuden. Ich möchte, dass du meine Frau wirst, Sabrina.« Als sie zu einer Antwort ansetzte, hielt er sie zurück. Seine Stimme war jetzt selbstbewusst, fast trotzig. »Nicht des Kindes wegen, obwohl das allein schon ein unschätzbar kostbares Geschenk ist, sondern deinetwegen, Sabrina. Weil ich dich
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