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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Autoren: Alix Rickloff
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Eichen schien die modrige Luft zu vibrieren vor Energie, und immer waren die Schatten der Unsichtbaren präsent, die die Ohren spitzten und lauschten und deren Lachen wie das Rascheln vom Wind bewegter Blätter klang. Die wahren Feen hatten diesen Ort vor langer Zeit für sich beansprucht, und die bandraoi respektierten das und kamen nur hierher, wenn ihnen irgendetwas auf der Seele lag.
    Sabrina holte die alte Priesterin mühelos ein. Das Schwierige war, die Frage zu formulieren, die ihr keine Ruhe ließ.
    Die alte Frau brach schließlich als Erste das bedrückende Schweigen. »Sind Sie hergekommen, um mich zu belästigen, oder wollen Sie irgendetwas, Mädchen?«
    »Ard-siúr hat mir erzählt, was geschehen ist. Warum haben Sie das getan?«, fragte Sabrina, überzeugt, dass Schwester Brigh verstand. »Sie waren es doch, die wollte, dass Daigh ging.«
    Die Priesterin des Hohen Danu hielt in ihrer Wanderung inne und legte die knochige Hand auf die graue Rinde einer riesigen Eiche, als bezöge sie Kraft aus dem uralten, geheiligten Baum. »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt. Ich tue, was auch immer sein muss, um den Orden vor jeder Bedrohung zu beschützen.« Ein Ausdruck der Verachtung erschien in ihren tief liegenden Augen. »Was nicht bedeutet, dass es mir gefallen muss.«
    Daigh stürzte einen Krug Bier hinunter und bestellte einen weiteren bei der Schankmagd, die auf der Suche nach Freiern um die Tische strich. Sie warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu, den er ignorierte. Daraufhin wandte sie sich ab und lächelte und zwinkerte einem Mann zu, der den Regen von seinem Mantel schüttelte, als er die schwach beleuchtete, verrauchte Schenke betrat. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er jemand, der sich entweder hierher verirrt hatte oder ausgesprochen tollkühn war. Sein Körperbau und Gesichtsausdruck gewährleisteten jedoch trotz allem seine Sicherheit.
    Eine weitere Zurückweisung und ein scharfer Ruf des Wirts, und die Frau stolzierte in die Küche zurück und belästigte den Neuankömmling nicht weiter, der den Blick über die Menge gleiten ließ, als suchte er jemanden. Als er aus den Schatten heraustrat, wurde sein Gesicht im Dämmerlicht der schäbigen Kaschemme sichtbar.
    Was zum Teufel hatte ihn hergeführt? Daighs Hand umklammerte den leeren Krug noch fester, und sein Magen verkrampfte sich von dem Schmerz, der ihn durchfuhr. Aber er rührte sich nicht, als der Mann sich näherte und sich ihm mit einem Gesichtsausdruck gegenübersetzte, als wünschte er, er wäre sonst wo statt in dieser zwielichtigen Dubliner Taverne.
    »Das Blatt hat sich gewendet, MacLir«, knurrte er. »Jetzt jage ich Sie.«
    Daigh furchte die Stirn. Wo blieb die Schankmagd mit seinem Bier? »Was wollen Sie, Kilronan?«
    Seine Lordschaft zündete sich einen Zigarillo an der Kerze zwischen ihnen an, nahm einen Zug und drückte das Ding, statt es zu Ende zu rauchen, achtlos auf dem Tisch aus. Seine goldbraunen Augen wichen nicht von Daighs Gesicht. »Eine Frage nur – lieben Sie sie?«
    Daighs Magen rutschte ihm fast bis in die Knie, und in seinen Ohren begann das Blut zu dröhnen. »Was zum Teufel …«
    »Antworten Sie, MacLir! Lieben Sie Sabrina?«
    Daighs Blick fiel auf den leeren Bierkrug. Wie viele solcher Krüge hatte er in der Hoffnung geleert, Trost im Alkohol zu finden? Wie viele Nächte hatte er damit verbracht, gegen das Verlangen anzukämpfen, das ihn Hals über Kopf nach Belfoyle hätte reiten lassen? Zu viele. Er schob den Krug beiseite. Was nützte es jetzt noch, die Wahrheit zu verbergen? »Ja, ich liebe sie.«
    Kilronan lehnte sich zurück, aber ob Daighs Antwort ihn freute oder bestürzte, war seinem angespannten Gesicht nicht anzusehen.
    »Wenn dieses Geständnis alles war, was Sie wollten, haben Sie es. Also gehen Sie jetzt wieder!«
    »Was ich will, spielt keine Rolle«, erwiderte Kilronan. »Es geht um das, was Sabrina will. Und braucht. Wie einen Vater für ihr Kind.«
    Daigh fuhr zusammen, und sein Herz schlug so schnell, dass es ihm schier die Brust zu sprengen drohte.
    »Sie ist bereits im achten Monat«, fügte Kilronan fast schon anklagend hinzu.
    »Das kann nicht …« Daigh zog scharf den Atem ein und begann zu rechnen.
    Jetzt verstand er.
    Sabrina musste es gewusst haben, als er sie fortgeschickt hatte, und trotzdem hatte sie ihm nichts davon gesagt. Aber wollte sie wirklich ihn , oder suchte der Earl of Kilronan nur einen Ehemann für seine Schwester, um einen Skandal zu vermeiden, wenn das Kind
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