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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Autoren: Juliet Landon
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Mann getauscht hatte, den sie geschlagen hatte, wandte er sich ihr wieder zu. Seine blauen Augen glitzerten kalt wie Eis. Er war offenbar der Anführer dieser Bande, benahm sich allerdings einigermaßen ritterlich, und seine Soldaten verhielten sich diszipliniert, nicht wie die Mordbande, die ihr Haus vor Jahren geplündert und niedergebrannt hatte. Aber das waren lediglich Äußerlichkeiten, in denen sich Banditen voneinander unterschieden, ihre mörderischen Absichten waren die gleichen.
    „Sir Joseph ist verwundet“, antwortete er ungerührt, „und Eure Schwägerin kümmert sich um ihn.“ Ebony wollte zur Treppe, aber er versperrte ihr den Weg. „In seinem Gemach findet Ihr ihn nicht. Und die Frau ist unversehrt.“
    Wütend versuchte Ebony ihn zur Seite zu stoßen. „Ihr habt ihm etwas angetan? Wer soll der Nächste sein? Verfluchtes Räuberpack … nehmt Euch, was Ihr wollt und zieht ab! Lasst uns in Frieden! Was wollt Ihr … unsere Vorräte … unser Vieh?“
    Wieder hielt er sie mühelos in Schach. „Nicht so hastig“, entgegnete er. „Niemand verlässt die Burg, um Hilfe zu holen. Jeder Widerstand ist zwecklos. Sir Joseph ist für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Die Burg ist in unserer Hand, die Bewohner sind unsere Gefangenen. Wir bleiben, solange es uns gefällt, dann ziehen wir mit den Geiseln ab.“
    „Wollt Ihr etwa meinen Sohn als Geisel nehmen? Nicht meinen Sohn“, flehte sie.
    Der Mann, den sie geschlagen hatte, zeigte keinerlei Einsicht. „Er ist der Enkel des alten Mannes“, hörte sie seine barsche Stimme hinter sich. „Enkelsöhne eignen sich hervorragend als Geiseln. Der alte Teufel wird entgegenkommender sein, wenn er weiß, dass wir den Jungen in unserer Gewalt haben, habe ich Recht?“
    Ebony wirbelte herum und stürzte sich auf ihn. „Schurke!“ kreischte sie. „Elender mörderischer Bandit!“
    Bevor sie ihm das Gesicht zerkratzen konnte, wurde sie grob von hinten gepackt, hochgehoben und über eine breite Schulter geworfen. Der Anführer trug die wutschnaubende, wild um sich schlagende Frau wie einen Sack voll Getreide zum Podium, wo die Tafel immer noch zum Mahl gedeckt war. Einer seiner Männer hielt ihm feixend eine schmale Tür rechts daneben auf und schloss sie hinter ihm. Mit dem dumpfen Geräusch der zufallenden Tür wusste Ebony, dass ihre schlimmsten Albträume Wirklichkeit geworden waren.
    In namenloser Angst, ihr Kind zu verlieren, schlug sie blindwütig um sich, biss und kratzte und trommelte mit den Fäusten auf den Rücken ihres Peinigers ein. Das Grauen verlieh ihr die Kräfte einer Irrsinnigen. Doch ihr wahnsinniger Zorn konnte dem muskulösen Körper des Mannes wenig anhaben, der sie mit Händen, Brustkorb und Schenkeln grob gegen die Steinmauer im dämmrigen Flur stieß und gefangen hielt, lediglich darauf bedacht, sein Gesicht nicht zu nahe an ihre Zähne zu bringen.
    Er wartete ab, bis ihre Kräfte erlahmten und sie schließlich aufhörte, sich verbissen zu wehren. Irgendwann sah sie ein, dass ihr Widerstand zwecklos war. Tränen strömten ihr übers Gesicht, ihr Kopf fiel kraftlos nach vorn, und sie lehnte erschöpft die Stirn an sein wattiertes Wams. „Mein Sohn … mein Sohn“, stammelte sie schluchzend. „Ihr dürft ihn mir nicht wegnehmen.“
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sein muskelgestählter Körper sich an sie presste. Vielleicht war das der Grund, warum ihr plötzlich zu Bewusstsein kam, dass sie diesen Mann kaum angesehen hatte, ihn vermutlich nicht wiedererkennen würde, wenn sie ihm noch einmal begegnen würde. Mühsam hob sie den Kopf und blickte, durch ihren Tränenschleier behindert, in sein glatt rasiertes Gesicht. Er beobachtete sie gleichmütig, und als er sprach, zeigte er ebenmäßig weiße Zähne.
    „Beruhigt Euch“, sagte er. „Eurem Sohn wird nichts geschehen. Aber ich brauche ihn als Geisel. Irgendwann werdet Ihr ihn wiedersehen.“
    Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, nicht mein Kind! Sam ist alles, was ich habe.“
    „Ist er Sir Josephs einziger Enkelsohn?“
    „Ja“, schluchzte sie, „und mein einziges Kind. Wenn Ihr ihn entführt, dann nehmt mich mit. Ohne mich kann er nicht sein, und ich nicht ohne ihn.“
    „Ich nehme keine Frauen als Geiseln.“ Seine Stimme klang kalt und abweisend.
    Was sollte sie nur tun? Der Waffenmeister hatte sie nach der Tragödie in der Handhabung eines Dolches unterwiesen, doch heute hatte sie keinen Grund gesehen, ihn bei sich zu tragen. Konnte sie den Eindringling
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