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Verführerischer Weihnachtstraum

Verführerischer Weihnachtstraum

Titel: Verführerischer Weihnachtstraum
Autoren: CATHY WILLIAMS
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schlicht das Gefühl, dass sie in ihrem Alter das Recht hat, auch mal länger zu schlafen.“
    „Das ist aber völlig untypisch für sie.“
    „Menschen ändern sich, wenn sie älter werden“, meinte Pierre knapp.
    „Ich weiß, du hast wahrscheinlich viel zu tun, Pierre, aber ich bin extra hergekommen, um mit dir zu reden. Und ich gehe nicht eher, bis du mich angehört hast.“
    „Möglicherweise irre ich mich ja, aber … habe ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden? Um ehrlich zu sein, ich habe schon genug gehört.“
    „Wenn es nicht um deine Mutter ginge, wäre ich gar nicht hier. Meinst du etwa, ich lasse mich gern anschreien und beleidigen?“
    Sie fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn er jetzt einfach aufstand und ging. Sich in seinen Arm krallen und ihn festhalten? Sich an seine Knöchel klammern und sich über den Boden schleifen lassen? Man sollte doch meinen, dass er hören wollte , was sie zu sagen hatte. Andererseits … er hatte nie die gleiche Liebe und Bindung zu seiner Familie verspürt wie sie.
    Georgies und Pierres Eltern waren Freunde gewesen.
    Als Georgies Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatten Didi und Charlie sie wie selbstverständlich unter ihre Fittiche genommen und das Mädchen praktisch adoptiert. Pierre hatte damals schon seinen steilen Weg nach oben begonnen. Georgie hatte die Lücke ausgefüllt, die er zurückließ. Natürlich liebten Didi und Charlie ihren Sohn deshalb keineswegs weniger. Aber er war ja nie da.
    Falls er etwas dagegen gehabt hatte, so hatte er es auf jeden Fall nie gezeigt. Bei seinen wenigen Besuchen hatte er Georgie gegenüber immer diese herablassende Freundlichkeit an den Tag gelegt. Sie sollte ihr wohl deutlich klarmachen, dass sie einfach nicht zu den Kreisen gehörte, in denen er sich üblicherweise bewegte.
    Pierre erhob sich jetzt kopfschüttelnd, und Georgie sah sich schon an seinem Bein hängen. Doch er sagte nur knapp: „Ich habe heute Abend noch etwas vor. Wenn du mir etwas zu sagen hast, musst du also mit in meine Wohnung kommen. Du kannst reden, während ich mich umziehe. Und glaub mir, Georgina – ich tue das nur, um ein Mindestmaß an Höflichkeit zu wahren. Mehr kann ich dir nicht anbieten.“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern steuerte auf den Ausgang zu. Georgie tappte frustriert hinter ihm her.
    Normalerweise ließ Pierre sich von seinem Chauffeur zum Club bringen, heute jedoch war er selbst gefahren. Der glänzende schwarze Bentley stand auf dem Parkplatz des Clubs. Georgie widerstand der Versuchung, einen launigen Kommentar über das süße Leben der oberen Zehntausend abzugeben. Sie war sich ziemlich sicher, dass jede noch so witzige Bemerkung nur als Rohrkrepierer enden konnte.
    Es schien ihr aber auch nicht angebracht, über ernste Themen zu reden, während Pierre sich auf den Londoner Verkehr konzentrierte. Eigentlich schien ihr Reden überhaupt nicht angebracht, und so begnügte sie sich damit, aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Straßen der Stadt zu sehen.
    Ab und zu warf sie einen Seitenblick auf ihn, und dann begann ihr Puls schneller zu pochen. Sein perfektes Profil wirkte grimmig und verschlossen. Kein Wunder, dass alle Leute in seiner Gegenwart spurten. Wahrscheinlich hatte er an der Uni neben Wirtschaft, Recht und Politik auch ein Seminar belegt, in dem man ihn gelehrt hatte, anderen Menschen Angst einzuflößen.
    Sein Haus lag in Chelsea. Georgie wusste nicht viel über London. Aber sie erkannte dennoch sofort, dass die Häuser hier horrende Summen kosten mussten. Hohe viktorianische Bauten aus rotem Ziegelstein reihten sich um einen äußerst gepflegten Platz herum. Alle zeigten identische gepflegte Fassaden. Stufen führten zur Haustür hinauf, und schwarze schmiedeeiserne Zäune umgaben die Grundstücke. Obwohl sie sich im Herzen des schnelllebigen London befanden, herrschte hier die erlesene Atmosphäre von Ruhe und Abgeschiedenheit.
    Aber vielleicht lag das ja auch nur an den Nobelkarossen, die vor den Häusern parkten.
    „Es ist hübsch hier, Pierre.“ Georgie musste einfach etwas sagen. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich jetzt schon viel zu lange. „Sehr still. Wohnt eigentlich jemand in diesen Häusern? Ich meine, ich kann Licht sehen, und da parken diese Autos, aber … wo sind denn alle?“
    Sie lachte nervös, während Pierre die Haustür aufschloss.
    „Wir sind hier nicht in einem kleinen Dorf in Devonshire, Georgie.“ Pierre drehte sich kurz zu ihr um.
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