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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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den Boden. »Aber heute Vormittag bin ich mit Lilly Devries zu einem Ritt im Park verabredet. Falls er auftaucht, muss ich ihn leider enttäuschen.« Sie eilte zum Schrank und öffnete ihn. »Ellie, hast du Lust, uns zu begleiten?«
    »Nein, ich denke nicht«, lehnte Aurelia ab und ging zur Tür. »Nicht heute Vormittag. Nach der langen Reise fühle ich mich ein wenig erschöpft. Heute früh um sechs haben wir Basingstoke verlassen. Franny ist seit fünf Uhr auf den Beinen.«
    »Wenn es so ist, wirst du höchstpersönlich die Gelegenheit haben, den russischen Prinzen zu sehen. Das heißt, falls du nicht zu müde bist, an meiner Stelle den Besuch zu empfangen«, schlug Livia vor und suchte die Reitkleidung in ihrem Schrank.
    »Vielleicht«, erwiderte Aurelia. »Wir sehen uns unten beim Frühstück.«
    »Bin gleich unten«, versprach Livia und schüttelte die Falten ihres dunkelgrünen Kostüms aus. »Wenn du Hester über den Weg läufst, sag ihr doch, dass sie zu mir kommen soll. Das Kostüm muss gebügelt werden.«
    »Ich sage ihr Bescheid.« Aurelia verließ das Zimmer.
    Livia breitete das Kostüm auf dem Bett aus und schlüpfte dann in das Morgenkleid aus Taft, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Als Hester eintrat, bürstete sie sich gerade die dichten dunklen Locken. Zwei Lakeland Terrier folgten dem Dienstmädchen auf dem Fuße. Die kleinen Hunde kläfften aufgeregt zur Begrüßung, stürmten auf Livia zu und tänzelten auf den hinteren Pfoten, als hätten sie sie ein ganzes Jahr lang schmerzlich vermisst.
    »Lady Farnham hat gesagt, dass Sie mich brauchen, Ma’am«, rief Hester durch den Lärm.
    »Ja, Hester. Wenn Sie bitte mein Reitkostüm bügeln würden … seid endlich still«, befahl sie den Hunden, »natürlich freue ich mich auch, euch zu sehen.« Livia legte die Bürste weg, beugte sich hinunter und wollte die Terrier streicheln, die versuchten, auf ihren Schoß zu klettern. »Ich gehe jetzt nach unten zum Frühstück und wäre dankbar, wenn Sie in ungefähr einer halben Stunde heißes Wasser hochbringen könnten.«
    »Ja, Ma’am.« Hester griff nach dem Kostüm und eilte fort. Livia folgte ihr mit den Hunden.
    Aurelia saß im gemütlichen Salon und las die Morning Gazette. Gleich nach ihrer Ankunft im Haus am Cavendish Square hatten sie und ihre Freundinnen sich das Zimmer zusammen eingerichtet, um sich privat zurückziehen zu können. Inzwischen besaß das Haus kaum noch Ähnlichkeit mit dem kalten, zugigen und vernachlässigten Anwesen, in dem sie die erste Jahreshälfte verbracht hatten.
    »Schau mal, in den Hofnachrichten ist die Rede von deinem Prinzen«, bemerkte Aurelia und schaute auf, als Livia mit den Hunden den Salon betrat. »Vor zwei Tagen ist er Prinny vorgestellt worden, und zwar bei einem Empfang, den die Königin gegeben hat. Lies mal …« Sie streckte ihrer Freundin die Zeitung entgegen und knabberte an einem Toast.
    Livia setzte sich und überflog die Notiz. »Er hat nicht verraten, wie lange er sich schon in London aufhält«, sagte sie und griff nach der Kaffeekanne. »Aber es scheint, als könnte es sich höchstens um ein oder zwei Wochen handeln. Daran dürfte es liegen, dass ich ihm bisher noch nicht über den Weg gelaufen bin.«
    »Prinz Prokov«, grübelte Aurelia und nahm sich einen zweiten Toast vom Büffet. »Was glaubst du, ist er Emigrant? Oder doch nur ein ausländischer Gast?«
    Livia zuckte die Schultern. »Er hat sich nicht erklärt. Aber er hat bemerkt, dass er Politik als lästige Angelegenheit betrachtet und nichts damit zu tun haben will. Ich glaube, er will hier nur ein wenig spielen.«
    »Ein Glücksritter also«, Aurelia hob die Augenbraue, »was meinst du, Liv? Willst du dich auf ein Spielchen mit ihm einlassen?«
    Livia ärgerte sich darüber, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. »Es kommt darauf an, was er spielen will«, meinte sie und zuckte wie beiläufig mit den Schultern.
    Aurelia nickte und musterte ihre Freundin mit einem aufmerksamen Blick aus ihren braunen Augen. »Könnte recht amüsant werden«, kommentierte sie leichthin und widmete sich wieder ihrem Frühstück.

    Was für ein wundervoller Vormittag, dachte Livia, als sie auf der obersten Treppenstufe vor dem Haus stand und sich die Handschuhe überzog, wie geschaffen für einen Ausritt. Ihr Herzschlag stockte einen Moment lang, als sie das Pferd sah, das in der Straße auf sie wartete. Der Mietstall hatte ihr wieder den scheckigen Wallach geschickt. Im besten Fall würde das Tier
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