Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
dumpf durch die Gegend trotten, und bei aller Bescheidenheit konnte Livia von sich behaupten, dass sie eine ausgezeichnete Reiterin war. Der Wallach wurde ihr wahrlich nicht gerecht. Aber sie konnte es sich nicht leisten, ihr eigenes Pferd in London unterzubringen. Wer knapp bei Kasse ist, kann keine großen Sprünge machen, redete sie sich entschlossen zu und stieg die Stufen hinunter.
    Zusammen mit dem Pferd hatte der Mietstall einen ältlichen Burschen geschickt, der ihr jetzt in den Sattel half. »Wo geht es hin, Ma’am?«
    »In den Hyde Park … Stanhope Gate«, kündigte Livia an, rückte sich im Sattel zurecht und spürte, wie der Wallach den breiten Rücken unter ihr regte, ohne einen Schritt nach vorn zu machen.
    Der Bursche stieg auf sein eigenes Pferd und pfiff durch die Zähne. Sofort setzten die beiden Tiere sich in Bewegung. Livia lenkte den schwerfälligen Wallach, der sich noch nicht einmal durch das lärmende Gedränge am Piccadilly aus seiner Gemütsruhe reißen ließ, durch den dichten Verkehr. Wie geschaffen für nervöse Reiter, dachte sie, aber kaum erträglich für jemanden, der sich eigentlich ein Pferd mit feurigem Temperament gewünscht hatte.
    Unwillkürlich keimte ein Fünkchen Neid in ihr auf, als sie Lilly Devries mit ihrem Burschen am Eingang des Hyde Park warten sah. Lilly saß auf einer lebhaften grauen Stute mit feinen Zügen und anmutig hohen Schritten. Aber hatte Lillys Ehemann nicht auch ein ansehnliches Vermögen?
    »Guten Morgen, Livia. Haben wir nicht einen wundervollen Tag?«, sprudelte es wie üblich aus Lilly hervor. »Wie hat dir der Ball bei Lady Clarington gestern Abend gefallen? Es hat mich ganz krank gemacht, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber Hector hat darauf bestanden, dass wir das Dinner bei seinen Eltern einnehmen … kaum zu glauben, wie langweilig es war.« Sie lenkte ihr Pferd auf den dunklen Sand, der im Streifen um den Park herumführte und den gepflasterten Weg für die Kutschen säumte. Die Stute tänzelte anmutig neben dem kräftigen scheckigen Wallach.
    Livia plauderte belanglos über den Ball und war überrascht, dass sie aus unbegreiflichen Gründen kein Wort über den russischen Prinzen verlor. Lilly hätte die Ohren aufgesperrt, denn sie interessierte sich von jeher für Klatsch und Tratsch aller Art. Tatsächlich gab es keinen Grund für Livia, die Begegnung mit Prinz Prokov zu verschweigen. Natürlich würde sie niemandem außer Ellie und Nell erzählen, dass Bellingham unfreiwillig im Brunnen baden gegangen war; trotzdem zögerte sie, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
    »Oh, sieh nur, da kommt Colonel Melton«, platzte Lilly unvermittelt heraus und riss Livia aus ihren Gedanken. »Da vorn, in der Gruppe, die direkt auf uns zureitet.«
    Livia schaute auf. Drei Reiter ritten im Schritt auf dem Pfad in ihre Richtung. Zwei von ihnen trugen den violettfarbenen Umhang der Dragoner, und der dritte Mann war in einen zivilen Reitanzug gekleidet. Es handelte sich um Prinz Prokov. Vor Aufregung rieselte Livia ein Schauder über den Rücken.
    »Guten Morgen, Ladys.« Colonel Melton rief ihnen einen Gruß zu und lupfte galant den gefiederten Hut. »Was für ein Zufall, Lady Devries, Lady Livia. Bestimmt kennen Sie Lord Talgarth.« Er deutete auf den zweiten Mann in Gardeuniform, der sich ebenfalls galant verbeugte. »Sind Sie schon mit Prinz Prokov bekannt gemacht worden?«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte Lilly, lächelte freundlich und begutachtete den Neuling mit unverhohlenem Interesse. »Es ist mir ein Vergnügen, Sir.«
    Er verbeugte sich und murmelte einen Gruß, bevor er sich Lady Livia zuwandte. »Ich hatte die Ehre, Lady Livia gestern Abend schon zu begegnen«, bemerkte er und fixierte sie durchdringend mit seinen blauen Augen. »Wie erfreulich, dass wir unsere Bekanntschaft so schnell auffrischen können, Ma’am.«
    »In der Tat, Sir«, antwortete Livia und lächelte höflich. Wieder prickelte die Atmosphäre zwischen ihnen so erregend wie Champagner, und der Schauder auf ihrem Rücken kribbelte noch stärker. Es muss an seinen verdammt blauen Augen liegen, überlegte sie blitzschnell, wer gibt ihm eigentlich das Recht auf solch ein pures Blau?
    »Dürfen wir ein Stück mit Ihnen reiten?« Noch während der Colonel freundlich fragte, zügelte er sein Pferd so, dass er neben Lilly ritt. »Verraten Sie mir doch, Lady Devries, warum Sie sich schon seit so langer Zeit nicht mehr in der Stadt haben blicken lassen? Devries, dieser Schuft,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher