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Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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wieder zusammen. Nach der Hälfte der ersten Tasse Kaffee schien ich wieder klarer denken zu können. So etwas wie gestern abend durfte sich einfach nicht wiederholen, bis ich geschieden war. Im schlimmsten Fall konnte mir ein Anwalt der Gegenseite sonst noch irgendetwas unterstellen. Wer weiß, vielleicht wurde ich auch von einem Detektiv beschattet. Meine Kopfhaut prickelte wieder.
    Ich schüttelte den Gedanken ab und verzog mein Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. Beschattet? Von wem denn? Martin würde niemals von alleine darauf kommen, einen Detektiv engagieren, den müsste ich schon selbst auf mich ansetzen. Aber trotzdem, ich war nicht Alexanders Marionette, ich würde heute den von ihm empfohlenen Anwalt anrufen und dann war meine Schuldigkeit ihm gegenüber getan. Ich würde einfach versuchen, nicht mehr an das köstliche Gefühl von gestern Abend zu denken.
    Ich hatte eigentlich eh viel zu viel zu tun. Ich musste meine Wohnung einrichten, sollte mir einen Job suchen und mit einem Scheidungsanwalt sprechen. Ein Blick auf meine Armbanduhr versicherte mir, dass ich noch genug Zeit hatte, bevor ich meinen zukünftigen Anwalt Harald Doegmann anrufen musste.
    „Verzeihen Sie, eigentlich bin ich nicht so – aber ich musste Sie einfach ansprechen.“
    Ich wandte erschrocken meinen Kopf und vor mir stand der attraktive Mann vom Tisch am Fenster. Zögerlich, weil ich nicht so recht wusste, was ich sonst tun sollte, lächelte ich.
    „Der Kaffee hier ist nicht so überragend und Sie scheinen gern welchen zu trinken – vielleicht haben Sie ja mal Lust, mit mir irgendwo anders einen Kaffee trinken zu gehen.“
    Er lächelte charmant und hielt mir eine Karte hin. Mir zuckten einige Gedanken durch den Kopf, dann nahm ich das kleine Stück Karton. Sein Lächeln wurde breiter und ich senkte verlegen den Blick.
    „Danke, das ist sehr freundlich“, war alles, was ich herausbrachte.
    „Ich habe jetzt leider einen Termin und muss los, aber rufen Sie mich an.“ Er machte Anstalten zu gehen, dann fügte er noch schnell hinzu: „Unbedingt.“
    Er verschwand und ich drehte die Karte unschlüssig in meiner Hand. Bis gestern hatte ich das Gefühl gehabt, dass mich seit Jahren kein Mann mehr wahrgenommen hatte und nun hatte ich zwei Männer, die praktisch Schlange standen. Verrückt.
    Als ich die Karte weiter drehte, fiel mein Blick auf meinen Ehering. Sofort musste ich an Martin denken und das Gefühl, als er gesagt hatte, dass er die Scheidung wollte. Ich ballte eine Faust und schaute noch einmal auf die Uhr. Noch eine Stunde, bis ich den Anwalt anrufen würde.
    Ich verließ das Restaurant und ging direkt hinüber zur Rezeption. Die junge Frau an der Anmeldung war sehr hilfsbereit und keine zwei Minuten später hatte ich einen Termin im hauseigenen Friseursalon. Ich würde mein Leben umkrempeln und als erstes würde ich die Strähnchen loswerden. Ich wusste, dass ich mich mit dieser Aktivität und den vielen Dingen, dich ich erledigen wollte, nur ablenkte, um nicht über meine Situation nachdenken zu müssen.
    In meinem Zimmer schaltete ich den Computer an und öffnete ein leeres Dokument, um eine Liste der Dinge zu erstellen, die ich organisieren oder besorgen musste. Nach kurzem Überlegen öffnete ich noch ein zweites Dokument und beschloss auch eine Liste der Dinge anzulegen, die ich an mir ändern wollte.
    Zuerst kümmerte ich mich um das Organisatorische: Ich brauchte Möbel, ein neues Bankkonto und musste meine neue Adresse bei der Post für einen Nachsendeantrag ändern. Ich brauchte einen Job oder zumindest eine freiwilligen Stelle, mit der ich die Zeit bis zu meinem Master-Studium überbrücken konnte. Ich wollte wieder mein altes, unabhängiges Ich werden – die Frau, die ich gewesen war, bevor ich Martins Schoßhündchen wurde.
    Mein Blick fiel wieder auf meine Hand und ich streifte den Ehering ab. Die Haur darunter war etwas blasser als mein restlicher Finger, aber das wäre vermutlich in ein paar Tagen verschwunden. Ich legte den Ring auf die Kante meines Nachtisches, genau auf die Visitenkarte von Tobias Radtmüller, der mir seine Karte beim Frühstück gerade eben gegeben hatte. Irgendwie ironisch, wie der Ring dort lag.
    Ich speicherte die Dokumente und griff zum Telefon, die Visitenkarte von Harald Doegmann lag bereits daneben. Ich wählte die Nummer, die Alexander mit Kugelschreiber unterstrichen hatte. Es klingelte nur einmal, dann antwortete eine energische Männerstimme: „Doegmann“. Eigentlich
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