Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
– kaputten Ehe festzuhalten?
    Auf der Straße sog ich die kalte Winterluft ein wie ein Verdurstender einen Schluck frisches Wasser und glaubte sofort zu spüren, wie mein Kopf klarer wurde. Ich marschierte einfach in Richtung Innenstadt los und überlegte, was es nun zu tun galt. Ich dachte nach und die Bewegung half mir dabei. Da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Meine Ehe war am Ende, sie war all die Zeit nur vor sich hingeplätschert und ich war nicht mehr als die hübsche Vorzeigeehefrau eines Workaholics gewesen, der sich – so lange ich nur hübsch und brav genug war – nur um sich und seine Karriere gekümmert hatte.
    Ich ballte eine Faust und holte mein Handy aus der Tasche. Plötzlich fühlte ich mich merkwürdig sachlich und ruhig. Ich war noch nicht einmal 30 Jahre alt und ich würde mich sicherlich nicht so einfach abservieren lassen.
    Ich wählte die Nummer der Auskunft.
    „8-4-3-3-9, Ihre Auskunft für Ihre Stadt, was kann ich für Sie tun?“
    „Guten Tag, ich bräuchte bitte die Nummer einer Detektei in meiner Nähe.“
    „Da hätte ich Schüler & Gerber, Fritzken oder Die Detektive zur Auswahl.“
    Ich überlegte nur eine Sekunde und entschied mich aus dem Bauch heraus.
    „Fritzken, bitte.“
    „Möchten Sie sich die Nummer notieren oder soll ich Sie direkt durchstellen?“
    Wieder zögerte ich nicht: „Sofort durchstellen wäre prima.“
     
    Nachdem ich mit einer energischen, jungen Frau am Telefon gesprochen hatte, die mich fragte, ob ich vielleicht direkt vorbeikommen könnte, klickte ich ein weiteres Mal durch mein digitales Telefonbuch im Handy.
    Es tutete und dann meldete er sich.
    „Alexander Stein, was kann ich für Sie tun?“
    Ich zögerte einen kurzen Moment, die Situation zwischen mir und Alexander war kompliziert, aber im Augenblick konnte ich darauf keine Rücksicht nehmen.
    „Alexander, ich bin es, Marie.“
    Ein kurzes Einatmen, dann riss er sich zusammen und sagte: „Ja, Marie, schön, dass du anrufst, was kann ich für dich tun? Ich hoffe, du brauchst nicht etwa meine Hilfe“, scherzte er.
    „Vielleicht nicht deine, das wäre etwas merkwürdig, aber die eines Kollegen vielleicht.“
    „Oh nein, was ist los?“ Ich bildete mir ein, einen fröhlichen Unterton in seiner Stimme zu hören, aber das konnte nicht sein.
    „Ich brauche einen Scheidungsanwalt.“
    „Oh.“
    Mehr sagte er nicht. Ich konnte mir förmlich vorstellen, wie er an seinem Schreibtisch saß und nachdachte. Bevor er noch irgendetwas sagen konnte, sprach ich sofort weiter: „Ich will einen richtig gemeinen, widerlichen, kaltherzigen und unerschrockenen Winkeladvokaten, der Martin bis auf den letzten Tropfen ausbluten lässt.“
    „Welch schmeichelhafte Umschreibung für meinen Berufsstand. Ich hole kurz ein paar Meinungen über Kollegen ein und rufe dich wieder an. Unter dieser Nummer?“
    „Ja, bitte.“
    „Marie?“
    „Ja?“
    „Es tut mir wirklich leid für dich.“
    Er legte auf und ich kam noch nicht einmal dazu, mich zu bedanken.
     
    Ich lief weiter in Richtung Innenstadt und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Ich hatte noch ungefähr eine halbe Stunde, bevor ich bei der Detektei Fritzken sein musste. Als mein Magen leise knurrte, wurde mir bewusst, dass ich den ganzen Tag fast noch nichts gegessen hatte. Mein Blick schweifte durch die Fußgängerzone und keine fünfzig Meter von mir befand sich eine Bäckerei mit kleinem Cafe.
    Noch bevor ich die Tür geöffnet hatte, konnte ich schon die vielen Köstlichkeiten riechen, die dort angeboten wurden. Ich entschied mich für eine mit Käse überbackene Laugenstange und einen Milchkaffee. Als ich das Tablett zu einem freien Tisch balancierte, sah ich, dass dort auf einem Tischchen verschiedene Zeitungen auslagen. Ein Messingschild am Tisch selbst verkündete „Für Gäste“.
    Ich stellte mein Tablett ab und ging zu der Zeitungsauslage. In meinem Kopf formte sich eine Idee und ich nahm den Stadtanzeiger. Genau in diesem Moment knurrte mein Magen wieder, als wolle er sagen: „Iss doch endlich was!“
    Das tat ich dann auch und dachte nach. Ich wunderte mich selbst, dass ich so gefasst und ruhig war. Doch wenn ich wirklich ehrlich zu mir war, hatte ich schon lange geahnt, dass etwas nicht stimmte. Martin und ich waren nie das leidenschaftlichste Paar gewesen, aber selbst für unsere Verhältnisse waren die Dinge im letzten halben Jahr merklich heruntergekühlt. Ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, wann wir das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher