Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
genug Kaffee getrunken hatte.
    Die Sekretärin verließ das Zimmer und sagte, Fritzken wäre gleich bei mir. Fritzken. Wie merkwürdig den Chef beim Nachnamen zu nennen, ohne Herr oder Frau davor.
    An der Wand hingen gerahmte Bilder und ein Dekra-Zertifikat. Ich begann mich zu entspannen, hier war ich sicherlich in guten Händen.
    Versonnen blickte ich aus dem Fenster und betrachtete den grauen Januar-Himmel – was für ein Anfang für das neue Jahr. Ich hörte, wie hinter mir die Tür geschlossen wurde und drehte mich um. Vor mir stand eine Frau in meinem Alter, die mir nicht nur eine Hand hinhielt, sondern auch noch den gleichen Pullover trug wie ich. Ich blinzelte erstaunt und sie sagte mit kräftiger, ruhiger Stimme. „Guten Tag, Fritzken. Was kann ich denn für Sie tun? Schicker Pullover übrigens.“
    Ich schüttelte verdattert die ausgestreckte Hand und nahm anschließend das Mineralwasser, das sie mir mitgebracht hatte und ärgerte mich über mich selbst. Da sitze ich und schwadroniere über Klischees und erwarte trotz allem einen Mann. Als könnten Frauen keine Detektivarbeit leisten.
    Sie nahm hinter dem Schreibtisch Platz und musterte mich mit wachen Augen. Ich holte tief Luft und begann zu erzählen: „Ich bin seit acht Jahren mit meinem Mann zusammen, seit fast sechs Jahren sind wir verheiratet und heute vormittag hat er mir aus heiterem Himmel ohne Vorwarnung gesagt, dass er die Scheidung will. Es gab nicht das geringste Anzeichen und ich glaube – nein, ich bin mir ziemlich sicher – dass eine andere Frau dahintersteckt. Ich brauche Beweise, dass seine Affäre, vorausgesetzt natürlich er hat eine, schon länger andauert.“
    Fritzken zauberte einen Block hervor und machte sich ein paar Notizen. „Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, reine Routine und nicht persönlich gemeint.“
    Ich nickte.
    „Haben Sie oder hatten Sie im Laufe der Ehe selbst eine Affäre?“
    Ich schüttelte den Kopf, sie musterte mich eingehend, bis ich sagte: „Nein, wirklich nicht.“
    „Hatten Sie in letzter Zeit öfter Streit zu spezifischen Themen? Geld, lange Arbeitszeiten, Interessen oder ähnliches?“
    „Nein. Eigentlich hatten wir gar keine Streitereien. Merkwürdig.“
    „Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen? Leise, eilig beendete Telefonate, SMS, irgendwelche Geheimniskrämereien? Quittungen für Restaurantbesuche, Hotelzimmer?“
    „Nein.“
    „Darf ich etwas fragen?“
    „Aber natürlich. Fragen Sie.“
    „Wie kommen Sie dann darauf, dass Ihr Mann eine Andere hat?“
    Zuerst zuckte ich mit den Schultern, dann seufzte ich: „Ich weiß es einfach irgendwie. Martin braucht ein Vorzeigeweibchen und so sehr ich mich dafür hasse, dass ich eins geworden bin, so sehr schmerzt gleichzeitig der Gedanke, dass ich still und leise ersetzt und entsorgt worden bin. Er ist nicht der Typ, der allein zu seinen Wohltätigkeitsveranstaltungen und Tennis-Doppeln mit seinen tollen Geschäftskollegen und Konkurrenten geht. Die meisten seiner Kollegen sind vier, fünf Mal geschieden und noch lange nicht fertig. Ich bin nur wütend auf mich und muss kanalisieren, dass ich nichts gemerkt habe. Ich habe alles aufgegeben für diesen blöden, aufgeblasenen–“
    Ich wollte noch ein Schimpfwort hinzufügen, brach aber ab und errötete. Gegen Ende war ich merklich lauter geworden. Ich legte mir die Hände auf die Wangen und fühlte, wie diese brannten. „Verzeihen Sie, ich wollte nicht so ungehalten werden. Ich komme mir nur so idiotisch vor und jetzt gerade merke ich erst, wie sehr mein Leben mich eigentlich angeödet hat und wieviel einfacher es war, darüber nicht nachzudenken, sondern lieber für das Essen bei uns zu Hause mit den Arbeitskollegen einzukaufen und den ganzen Tag zu kochen.“ Ich senkte den Blick und zuckte mit den Schultern.
    „Keine Sorge, eine Mandantin hat mal eine Vase von meinem Schreibtisch genommen und an die Wand geworfen, während sie sich in Rage redete. Ich habe es unter den Spesen abgerechnet. Sie sind dagegen vollkommen harmlos.“
    Ich versuchte zu lächeln, fühlte mich aber nicht wirklich besser.
    „Haben Sie schon einen Anwalt?“
    Ich nickte: „So gut wie, ein Freund kümmert sich darum.“
    „Ein Freund von Ihnen, oder ein Freund Ihres Mannes?“
    „Ein Freund von mir, nicht gerade der größte Fan meines Mannes.“
    Das war eine etwas unpassende Beschreibung von Alexander, aber ich wollte nicht ins Detail gehen. Ich beantwortete Fritzken noch einige Fragen zu Martins Tagesablauf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher