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Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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letzte Mal miteinader geschlafen hatten.
    Ich seufzte und griff nach meinem Kaffeebecher. Wann und warum hatten wir uns so entfremdet? Hatten wir uns überhaupt entfremdet?
     
    Wir hatten uns in meinem vorletzten Jahr an der Uni kennengelernt. Ich hatte Wirtschaft und Kunstgeschichte studiert und meinen Bachelor gemacht. Während ich schon im Master-Studiengang eingeschrieben war, machte ich ein Praktikum in einer Ratingagentur.
    Martin arbeitete dort und so lernte ich ihn kennen. Ich merkte schnell, dass der Job gar nichts für mich war und Martin merkte noch schneller, dass ich genau die Richtige für ihn war.
    Er war älter als ich und natürlich erfahrener. Nicht, dass ich einfach zu haben war, aber er wusste, wie er mich herumbekommen konnte. Er kaufte mir Geschenke, lud mich ins Museum ein, ging mit mir spazieren. Dass er fast 12 Jahre älter war, störte mich bald nicht mehr. Ich hätte merken müssen, dass er viel zu zielstrebig vorging. Er war 35 Jahre alt und ich gerade einmal 23, doch schon in dem Alter konnte ich mit den Jungs meines Alters nichts anfangen. Martin eröffnete mir eine ganz neue Welt.
    Irgendwann wurde ich weich und ging mit ihm aus, nach einem halben Jahr zog ich zu ihm, nach einem Jahr heirateten wir. Kurz nach der Hochzeit wurde er Partner in seiner Firma. Ich denke, das war vermutlich der Grund, warum er mich überhaupt geheiratet hatte: Doofes Macho-Gehabe. Im Grunde war ich nichts anderes gewesen als eine Trophäe auf dem Weg zur Partnerschaft in seiner Firma und ich hatte mich davon auch noch einlullen lassen.
    Ich fühlte mich so unfassbar dumm. Hätte mich nicht irgendjemand warnen können? Meine Eltern waren von Martin ganz begeistert, nachdem sie einmal den Schock über den Altersunterschied überwunden hatten. Lediglich mein Bruder meckerte über ihn, aber mein Bruder war damals gerade 20 und meckert und motzte aus Prinzip über alles. Wie hätte ich ihn also ernst nehmen sollen?
    Ich studierte weiterhin, bis Martin mich unauffällig mit kleinen Aufgaben zu überhäufen begann. Für einen guten Zweck in diesem und jenem Museum aushelfen, hier etwas organisieren, da ein Komitee und die Dinnerparties zu Hause.
    Ich verzog das Gesicht und dieses bittere Gefühl stieg wieder in mir auf. Eine Dinnerparty, wann war ich zu dieser Frau geworden?
    Irgendwann hängte ich das Studium an den Nagel, weil ich meinen ganzen ehrenamtlichen Verpflichtungen kaum hinterherkam. Martin sagte nichts dazu und ich ließ es ehrlich gesagt unter den Tisch fallen, weil es mir mehr als unangenehm war.
     
    Jetzt saß ich hier, abserviert und ohne vollständige Ausbildung. Großartig. Gott sei Dank war ich alles andere als mittellos. Ich kam aus einer wohlhabenden Familie und mein Urgroßvater war vor einigen Jahren gestorben. Er hatte mir und meinem Bruder Michael einen erheblichen Teil seines nicht gerade kleinen Vermögens hinterlassen. Ich würde also sowohl den Anwalt als auch die Detektei aus eigener Tasche bezahlen können. Martin hatte damals auf einen Ehevertrag verzichtet, wie er mir damals romantisch und großmütig erzählte, weil ich auch aus einem guten Elternhaus stammte und ihn sicherlich nicht ausnehmen würde. Damals vielleicht nicht – nach heute definitiv schon.
    Mein Plan stand fest. Im Oktober würde ich wieder anfangen zu studieren und bis dahin arbeiten, damit mir die Decke nicht auf den Kopf fiel. Ich hatte in der Zeitung nach ein paar Wohnungsanzeigen gesucht und einige Wohnungsbesichtigungen vereinbart. Und ich war schon fast zu spät dran für meinen Termin in der Detektei.
     
    Als ich dort ankam, war ich ein wenig nervös, weil ich nicht so recht wusste, was mich erwarten würde. Ich wollte nicht verurteilt oder als rachsüchtig abgetan werden. Oder schlimmer noch, irgendwelchen Klischees entsprechen.
    Die Detektei war in einem großen, schicken Gebäude untergebracht und teilte sich eine Etage mit einer Kinderarztpraxis. Ein heller Flur und Milchglasscheiben waren genau das Gegenteil der schwarz-weiß Film-Bildes, das ich von Detekteien und den Schnüfflern hatte. Hoffentlich hatte ich mich für eine gute Detektei entschieden.
    Im Vorzimmer saß eine junge Frau, die am Computer arbeitete, als ich eintrat. Ich sagte meinen Namen und dass ich einen Termin hatte und sie nickte, stand auf und führte mich in ein Büro. Ich nahm gegenüber des großen Schreibtisches Platz und sie fragte, ob ich etwas trinken wollte. Ich entschied mich für ein Wasser, weil ich für heute schon
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