Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrerisch doch unerreichbar

Verfuehrerisch doch unerreichbar

Titel: Verfuehrerisch doch unerreichbar
Autoren: Cait London
Vom Netzwerk:
sie das Kinn hob, als sie den klaren Frühlingstag betrachtete und die Hand hob, um Vorbeigehenden zuzuwinken. Sie rückte einen Stapel hölzerner Hummerfallen zurecht und verschwand wieder durch die alte Tür im Laden. Auf dem Schild über der Tür stand „Taggerts Gemischtwarenladen, 1909”.
    „Lass uns gehen.” Ellies Stimme war leise und ängstlich.
    Mikhail verstand. Er war zu hastig gewesen. Aber wenn ein Mann alles von einer Frau will, ohne den Ballast ihrer oder seiner Vergangenheit, machte er Fehler. „Na schön.”
    Er wollte zum Wagen zurückgehen, doch Ellie hielt ihn auf. „Nein, warte. Jetzt sind wir schon so weit gekommen.”
    „Du bist so weit gekommen”, verbesserte er sie und hoffte inständig, dass er Nora nicht falsch eingeschätzt hatte.
    „Ich … ich will sie kennen lernen. Ich habe so viel darüber nachgedacht, was ich ihr sagen könnte, was ich von ihr halte”, erklärte Ellie rasch. „Lass uns nicht allein, Mikhail.”
    In dem voll gestopften Gemischtwarenladen arbeitete Nora hinter dem alten Tresen. Sie benutzte eine lange Kelle, um Bohnen in eine Papiertüte zu füllen, die sie anschließend auf einer uralten Waage wog. Sie begrüßte das auffallende Paar, das den Laden betrat, mit einem Lächeln.
    Dann legte sie die Hand auf ihr Herz und hielt inne, während Ellie und sie sich gegenüberstanden. Sie hatten die gleichen grauen Augen und die gleichen Gesichtszüge. Im nächsten Augenblick kam Nora um den Ladentresen herum, band ihre große Schürze ab und warf sie auf einen Korb mit Äpfeln.
    „Hugh”, rief sie dem älteren Mann zu, der die Regalböden auswischte. „Pass einen Moment auf den Laden auf, ja?”
    Ellie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hand lag angespannt in Mikhails. Dies war ihre Mutter …
    „Hallo, Ellie”, sagte Nora sanft, und in ihre Augen trat ein liebevoller Ausdruck. „Möchtest du oben in meiner Wohnung eine Tasse Tee mit mir trinken?”
    Da Ellie aus Benommenheit immer noch nichts sagte, antwortete Mikhail für sie. „Sie ist müde.”
    „Sie ist wunderschön”, flüsterte Nora und hob die Hand, als wollte sie Ellies Haar berühren.
    Das war ihre Mutter… die sie verlassen hatte. Ellie wich vor Noras Hand zurück. Am liebsten wäre sie davongelaufen und hätte sich versteckt. Ein Blick zu Mikhail zeigte, dass er besorgt war und auf ihre Entscheidung wartete. „Bringen wir es hinter uns”, sagte sie brüsk.
    Nora runzelte die Stirn, erkundigte sich jedoch nach der Fahrt in die entfernte Gemeinde.
    Erneut antwortete Mikhail für Ellie.
    Die Treppenstufen waren alt und durchgelaufen. Sie gaben ächzend nach, als Ellie Nora folgte. Die winzige Wohnung bot einen Blick auf die Kais, wo die Boote auf den Wellen tanzten.
    Nora stellte einen Wasserkessel auf den kleinen Ofen. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus.
    Ich habe ein Haus, aber …”
    „Das ist in Ordnung, Nora”, unterbrach Mikhail sie. Ellie stand starr in der Mitte des Zimmers und fröstelte trotz ihres dunkelblauen Pullovers und der langen Hose.
    „Wie konntest du dein eigenes Kind im Stich lassen?” platzte sie zu ihrer eigenen Überraschung wütend heraus.
    Nora hielt mit dem Beladen des Tabletts inne, richtete sich auf und drehte sich langsam um. „Ich war dazu gezwungen …”
    „Das glaube ich dir nicht. Du wolltest dich vor der Verantwortung drücken. Das hat Paul mir erzählt.”
    „Paul lügt.” Nora klang bitter, ihre Züge verhärteten sich.
    „Du hättest zu mir zurückkommen müssen …”

    Mikhail streichelte Ellies Rücken, um ihr die Anspannung zu nehmen. „Lass sie doch ausreden”, forderte er sie behutsam auf.
    Nora hob ebenso stolz wie Ellie das Kinn. „Es gibt keine einfache Art, das zu erklären, aber es tut mir wirklich Leid.”
    „Es tut dir Leid? Du hast mich im Stich gelassen!”
    Noras Mund, der Ellies so ähnlich war, wurde zu einer schmalen Linie, und sie straffte die Schultern, als wolle sie sich gegen die Vergangenheit wappnen. „Ich wurde hier geboren, in dieser kleinen Wohnung. Meine Eltern kämpften ihr Leben lang, um zu bewahren, was Dads Eltern ihm hinterlassen hatten.
    Eines Tages tauchte Paul im Hafen auf, und ich verliebte mich unsterblich in ihn. Was Paul will, kriegt er. Wir heirateten, und als du zur Welt kamst, hatte er mich satt. Schließlich war ich nur ein Mädchen aus der Kleinstadt, deren Welt nicht zu seiner passte. Seine Stellung in der Gesellschaft war ihm enorm wichtig, und bei deiner Geburt hatte er bereits eine neue Frau,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher