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Verfuehrerisch doch unerreichbar

Verfuehrerisch doch unerreichbar

Titel: Verfuehrerisch doch unerreichbar
Autoren: Cait London
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die mehr nach seinem Geschmack war. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dich zu verlassen. Ich kämpfte wie wild, aber dann fing er an mir zu drohen, dass er meine Eltern ruinieren würde.”
    Ihr Gesicht verfinsterte sich bei der Erinnerung an die bittere Vergangenheit, die sie nun mit ruhigen Worten schilderte, Worte, die sie schon viel zu lange zurückgehalten hatte. „Das Leben ist manchmal sehr hart, aber man muss es bewältigen. Zu der Zeit hatte Dad einen Herzinfarkt und Mom einen Schlaganfall. Ich war alles, was sie hatten. Ich kümmerte mich um sie und führte den Laden. Für beide brauchte ich Geld für Arztrechnungen und weitere Behandlungen. Ich besaß einfach kein Geld, um mit Paul zu kämpfen, und er setzte mir immer mehr zu. Am Ende hatte er gewonnen, und ich unterschrieb einen Vertrag, dass ich mit dir keinen Kontakt aufnehmen würde, bis du erwachsen bist. Ich habe eine Kopie davon.
    Darin verspricht er, sich um die Arztkosten meiner Eltern zu kümmern. Sie haben nie davon erfahren. Es hätte sie umgebracht, wenn sie gewusst hätten, dass ich mein Kind für ein paar zusätzliche Lebensjahre für sie eingetauscht habe.”
    Nora schien in sich zusammenzufallen. Sie ließ sich in einen alten Sessel nahe dem Fenster sinken und sah hinaus, als hätte sie hier schon viele Tage gesessen, aus dem Fenster gesehen und über die Vergangenheit nachgedacht. „Beide, mein Vater und meine Mutter, starben hier in dieser Wohnung, mit Blick auf den Hafen. Es zerriss mir das Herz, Ellie. So viele Menschen hingen von mir ab. Zuerst meine Eltern und dann mein Mann. Ich tat, was ich tun konnte. Paul ist ein mächtiger Mann. Ich war nicht in der Lage, gegen ihn anzukämpfen.”
    Ellie hielt Mikhails Hand fest und ließ sich in einen Sessel sinken. „Ich glaube dir nicht.”
    Langsam öffnete Nora eine Schublade und reichte Mikhail einen Umschlag. „Das ist die Kopie. Das Original befindet sich in einem Bankdepot. Es tut mir wirklich schrecklich Leid, Ellie. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Meine Eltern starben ungefähr sechs Jahre später.”
    Ellie las das Papier, das Mikhail ihr gab. „Du hättest später zurückkommen können, nachdem deine Eltern tot waren.”
    Nora schüttelte den Kopf. „Als sie noch lebten, hatte ich wieder geheiratet - einen guten Mann. Ich brauchte jemanden. Allein schaffte ich es kaum. Tom kämpfte jahrelang gegen den Krebs, der ihn schließlich umbrachte. Jahrelang musste er immer wieder ins Krankenhaus.
    Wir hatten Kinder, zwei Söhne. Einer hatte ebenfalls gesundheitliche Probleme und …”
    „Ich will gehen”, erklärte Ellie leise, aber bestimmt, da eine regelrechte Gefühlslawine auf sie einstürzte. Sie hatte Halbbrüder … Paul hatte Nora gezwungen, sie zu verlassen … Diese neuen Erkenntnisse waren zu viel. Sie versuchte sie zu verarbeiten und in ein neues Bild von der Realität einzufügen, doch es gelang ihr nicht.
    „Er behauptete, du wärst untreu gewesen.”
    Nora winkte ab. „Das war ich nicht. Ich liebte ihn, selbst nachdem ich erleben musste, wie er wirklich war. Ich konnte nicht glauben, dass er dich mir wegnehmen wollte. Paul besitzt weder Liebe noch Güte, und eines Tages wird er das bereuen. Ich bete für ihn.”
    Ellie wollte am liebsten vor dem fliehen, was vermutlich die Wahrheit war. Sie war um ein Leben mit ihrer Mutter betrogen worden, und jetzt standen zu viele Jahre zwischen ihnen. Zitternd zerknüllte sie das Papier in ihrer Hand. „Ich werde jetzt gehen.”
    „Versuch mir zu verzeihen, Ellie. Hier …” Nora nahm das Medaillon, das sie um den Hals trug, und als Ellie sich nicht rührte, gab sie es Mikhail. „Darin ist ein Bild von meinen Eltern, deinen Großeltern, und von mir. Ich habe es für dich dagelassen, aber Paul schickte es mir zurück.”
    „Danke, Nora”, sagte Mikhail, während Ellie bereits die Treppe hinunterstürmte.
    Als Mikhail den Mietwagen erreichte, saß sie bereits am ganzen Körper zitternd auf dem Beifahrersitz. Behutsam nahm er sie in die Arme.
    „Glaubst du ihr?” wollte sie wissen.
    Er schmiegte sein Gesicht an ihre Haare. „Ja. Aber es ist deine Entscheidung.”
    „Bring mich nach Hause, Mikhail.”
    An diesem Abend in ihrem Hotelzimmer aß Ellie nichts, sondern saß nur da und beobachtete den Stadtverkehr von Boston unten auf der Straße. Sie ließ sich von Mikhail ein Nachthemd anziehen und sich die ganze Nacht von ihm in den Armen halten. Während des Inlandflugs schaute sie in die Wolken und war
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