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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Autoren: Helen Dickson
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Bescheid.“
    „Dem Duke?“ Juliet nahm die Tasse entgegen und warf dem Mädchen einen scharfen Blick zu. „Was wollen Sie ihm denn erzählen?“
    „Ich musste Seiner Gnaden versprechen, ihn sofort zu verständigen, wenn Sie aufwachen. Solche Sorgen macht er sich. Dauernd fragt er nach Ihnen.“
    „Zweifellos erwartet er voller Ungeduld, ich würde endlich zu arbeiten anfangen“, murmelte Juliet und nippte an dem warmen Getränk. Jetzt erinnerte sie sich viel zu lebhaft an ihre unerfreuliche Ankunft in Lansdowne House – an die erniedrigende Szene im Salon.
    Doch plötzlich spürte sie, wie sie von neuen Kräften erfüllt wurde. Sie beschloss, den Kampf gegen alle Widrigkeiten aufzunehmen. So verbittert sie den verwöhnten, unverschämten jungen Gentlemen und der dreisten Person namens Geraldine auch grollte – diese Gefühle durften ihre Arbeit nicht beeinträchtigen.
    Am nächsten Tag konnte sie das Bett verlassen, und etwas später sehnte Juliet sich nach frischer Luft. Pearce zeigte ihr den Weg zu einer Bank auf einer ruhigen Terrasse. Von hier aus überblickte sie fast den ganzen weitläufigen Park. Am hellblauen Himmel schwebten weiße Schäfchenwolken dahin. Bäume überschatteten die gepflegten Gärten. Auf saftig grünen Rasenflächen glänzte der Morgentau.
    Nach einer Weile kam Seine Gnaden zu ihr, und sie stand auf. Unbehaglich hoffte sie, ihr Arbeitgeber würde ihr die Krankheit nicht verübeln. Während er sich näherte, musterte sie ihn unauffällig. In der Tat, Dominic Lansdowne, Duke of Hawksfield, sah so gut aus wie in ihrer Erinnerung. Sicher würden sich viele Frauen zu ihm hingezogen fühlen, denn er strahlte eine unglaubliche Vitalität und die Aura maskuliner Kraft aus. Juliet entsann sich, wie tief er sie bei der ersten Begegnung beeindruckt hatte. Dafür hasste sie ihn. Bisher war es noch keinem Mann gelungen, so starke Emotionen in ihr zu entfachen, noch dazu nach einer so kurzen Bekanntschaft.
    Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Wie seine langen, energischen Schritte verrieten, führte er ein aktives Leben und legte Wert auf körperliche Bewegung – im Gegensatz zu den jungen Männern, die an jenem Abend im Salon gesessen hatten. Wenn sie keine Jagd abhielten, zogen sie vermutlich den Müßiggang und Zechgelage vor.
    „Ah, Miss Lockwood, ich vermute, es geht Ihnen besser?“
    „Ja, danke, Euer Gnaden, viel besser.“
    „Das höre ich gern. Bitte setzen Sie sich.“
    In steifer Pose nahm sie wieder Platz und faltete die Hände im Schoß. „Ich muss mich bedanken, weil Sie nach dem Arzt geschickt haben, Sir. Das war sehr freundlich und rücksichtsvoll.“
    „Keineswegs. Solange ich Ihr Gehalt bezahle, liegt es in meinem eigenen Interesse, Ihre Genesung zu beschleunigen, wenn Sie erkranken.“ In seinen Augen erschien ein eigenartiger Ausdruck, während er ihren Blick erwiderte. Amüsierte er sich? „Sind Sie anfällig für solche Unpässlichkeiten, Miss Lockwood?“
    „Abgesehen von ein paar Kinderkrankheiten hatte ich keinen Grund, über meine gesundheitliche Verfassung zu klagen. Stört es Sie, dass ich hier draußen sitze, Euer Gnaden?“
    „Nicht im Geringsten. Natürlich können Sie sich frei im Haus und in den Gärten bewegen.“
    „Danke, Sie sind sehr großzügig.“
    Dominic schlenderte zum Rand der Terrasse. Den Rücken zu Juliet gewandt, betrachtete er den Park, der ihm so vertraut war wie seine eigene Hand. „Hier sitze ich sehr oft. So ein schöner Garten.“
    „Ja, sehr schön“, stimmte sie zu.
    „Freut mich, dass er Ihnen gefällt.“ Der Duke drehte sich um und kehrte zu ihr zurück. „Werden Sie gut versorgt?“
    „Jetzt muss ich nicht mehr ‚versorgt‘ werden. Dolly hat mich geradezu verwöhnt, und ich muss mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich verursacht habe. Morgen möchte ich zu arbeiten anfangen – ich kann es kaum erwarten.“
    „Ganz sicher nicht, bevor Sie wieder ganz gesund sind“, entgegnete er lächelnd. „Wir wollen keinen Rückfall riskieren – nachdem Sie uns allen einen so gewaltigen Schrecken eingejagt haben.“
    „Oh, mein Anblick muss grauenhaft gewesen sein!“ Juliet lachte leise. „Aber wahrscheinlich nicht schlimmer, als ich normalerweise aussehe.“
    „Reden Sie keinen Unsinn“, mahnte Dominic. „Und würdigen Sie sich nicht selber herab.“ Er bewunderte die Courage, die sie am Abend ihrer Ankunft unter so unerquicklichen Umständen gezeigt hatte. Nun war eine bemerkenswerte Veränderung
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