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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Autoren: Helen Dickson
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Dazu zählten auch vier schöne Miniaturaquarelle von einem Maler, den sie nicht kannte. Ein reich geschnitzter runder Tisch nahm die Mitte der Bibliothek ein, von komfortablen Ledersesseln umgeben.
    Die Regale reichten vom Boden bis zur Decke hinauf, gefüllt mit umfangreichen Werken, Journalen und Broschüren, teilweise hinter schützendem Glas. Neugierig ließ Juliet ihren Blick über die Buchrücken schweifen und las einzelne Titel. Mit ihren Fingerspitzen strich sie über alte Ledereinbände. Hin und wieder nahm sie ein Buch heraus, das ihr Interesse weckte, und blätterte darin. Manche Seiten wiesen Eselsohren auf. Damit musste man besonders sorgfältig umgehen.
    Unter anderem entdeckte sie eine Sammlung religiöser Texte, einen Sektor, der englischer Literatur gewidmet war, und in einer Ecke der Bibliothek einen Alkoven, der ausschließlich historische Bücher enthielt. Dann betrachtete sie ehrfürchtig die kostbaren Kunstgegenstände, die Gemälde in reich verzierten Rahmen. Über dem Kamin hing ein besonders schönes Bild, das sie Rubens zuschrieb.
    Dolly brachte ihr ein Tablett, das sie auf den Tisch stellte. Neben einer Kaffee- und einer Milchkanne standen eine Tasse, ein Schälchen Zucker und ein Teller mit Toastscheiben und Biskuits. „Soll ich Ihnen Kaffee einschenken, Miss?“
    „Nein, danke, Dolly, das schaffe ich schon selber.“
    „Gut, Miss. Und nehmen Sie die Köchin nicht so ernst. Sie bellt zwar, aber sie beißt nicht, sagen wir alle hinter ihrem Rücken. Glauben Sie mir, Sie meint es nicht böse, wenn Sie Ihnen Vorschriften macht. Zusammen mit dem Toast hat Sie Ihnen sogar ihre Spezialbiskuits geschickt.“
    „Oh, wunderbar.“ Von der unerwarteten Freundlichkeit der bärbeißigen Frau ermutigt, lächelte Juliet. „Bitte richten Sie Mrs Reed meinen Dank aus, Dolly.“
    „Sehr gern, Miss. Und Pearce sollte Sie ebenfalls nicht einschüchtern. Obwohl er so aussieht, als wäre er in der Wäschekammer gestärkt worden, hat er ein butterweiches Herz.“
    Juliet lachte. „Daran werde ich denken. Und … Seine Gnaden?“, fragte sie stockend.
    Auf dem Weg zur Tür drehte das Mädchen sich um und schnitt eine Grimasse. „Von Seiner Gnaden müssen Sie sich selber ein Bild machen, Miss. Bald werden Sie ihn richtig einschätzen können.“

2. KAPITEL
    N achdem Dolly die Bibliothek verlassen hatte, wählte Juliet aufs Geratewohl ein Buch aus und trug es zum Tisch. Sie öffnete es, und der Geruch von Staub und altem Papier stieg ihr in die Nase. Als sie die Tasse mit dampfendem Kaffee füllte, genoss sie ein angenehmeres, köstliches Aroma. Zufrieden nahm sie Platz und vertiefte sich in ihre Lektüre.
    Dreißig Minuten später schlenderte Dominic zur offenen Bibliothekstür. Miss Lockwood hatte seine Schritte nicht gehört, und er blieb stehen, um sie wohlgefällig zu beobachten. In ihrem schlichten grauen Kleid, das nur durch einen Kragen und Manschetten aus weißem Leinen aufgehellt wurde, erschien sie ihm sehr hübsch und kompetent.
    Schließlich spürte Juliet, dass sie nicht mehr allein war. Nur widerwillig schaute sie von ihrem Buch auf und begegnete dem prüfenden Blick des Dukes. Wie sie nicht zum ersten Mal feststellte, gehörte es zu seinen Gewohnheiten, die Menschen unverwandt anzustarren und mit seinen Augen gleichsam zu fesseln. Nun verzogen sich seine Lippen zu einem unergründlichen Lächeln. Aber irgendwie gewann Juliet den verwirrenden, völlig unbegreiflichen Eindruck, es würde ihm gefallen, was er sah.
    Sie wollte die Lider senken. Doch dann zwang sie sich, ihn ihrerseits zu mustern. Lässig lehnte er am Türrahmen, in hellen Breeches, glänzend polierten kniehohen Stiefeln und einem braunen Reitrock. Seine imposante Gestalt schien den Raum auf seltsame Weise zu verkleinern.
    „Guten Morgen, Euer Gnaden“, grüßte Juliet brüsk.
    „Guten Morgen, Miss Lockwood. Sprechen Sie mich mit Lord Lansdowne an. Ich finde die Anrede ‚Euer Gnaden‘ etwas zu förmlich.“
    „Gut. Hoffentlich stört es Sie nicht, dass ich mich in der Bibliothek aufhalte. Ich wollte sehen, wo ich arbeiten werde.“
    „Warum sollte mich das stören?“ Langsam ging er zu ihr. „Damit beweisen Sie ein lobenswertes Interesse an dem Projekt. Unglücklicherweise wurden Ihre ersten Tage in meinem Haus durch Ihre Krankheit getrübt. Und ich bedaure die wenig erfreulichen Umstände Ihrer Ankunft. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn Sie haben Ihren Arbeitsplatz erreicht.“
    Während er an den Tisch
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