Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Autoren: Helen Dickson
Vom Netzwerk:
hinzugefügt, und viele der alten befinden sich in schlechtem Zustand. Sie werden vollauf beschäftigt sein, Miss Lockwood.“ Forschend schaute er sie an. „Fühlen Sie sich dieser Aufgabe gewachsen?“
    „Würde ich daran zweifeln, wäre ich nicht hierhergekommen. Wie Sie selbst erwähnt haben, Lord Lansdowne, besitze ich die nötigen Fähigkeiten.“
    Während Dominic wieder in dem Buch blätterte, fing der goldene Siegelring an seiner linken Hand das Tageslicht ein und funkelte. „Begeistern Sie sich für die griechische Mythologie?“
    „O ja.“
    „Haben Sie alle Sagen gelesen?“
    „Natürlich.“
    „Und ich hatte den Eindruck gewonnen, nur Blaustrümpfe würden die klassische Literatur schätzen.“
    „In Ihren Gesellschaftskreisen mag das zutreffen. Aber meine Interessen gehen über Petit-Point-Stickerei und die neueste Mode hinaus. Wahrscheinlich finden Sie das unweiblich.“
    „Da irren Sie sich. Allerdings kenne ich keine Lady, deren Gesprächsstoff etwas anderes als Mode und Klatschgeschichten beinhaltet. Wenn mir eine begegnet, die über andere Dinge reden möchte, freue ich mich über eine erfrischende Abwechslung.“
    „Nun, erstens bin ich keine Lady. Aber zweitens – ja, die Konversation der Damen in Ihrem Bekanntenkreis würde mich langweilen.“
    „Können Sie singen? Spielen Sie ein Instrument?“
    „Nein, tut mir leid – ich bin völlig unmusikalisch.“
    Dieses freimütige Geständnis belustigte Dominic. „Niemand ist vollkommen, Miss Lockwood“, betonte er lächelnd. „Für mich ist das auch gar nicht so wichtig. Schon lange wünsche ich mir eine Unterhaltung mit einer Dame, die für griechische Mythologie schwärmt. Diese Freude lasse ich mir nicht von Ihren mangelnden musikalischen Talenten verderben.“
    Unwillkürlich erwiderte sie sein Lächeln. „Oh, das erleichtert mich. Und es wird meine Arbeit vereinfachen, wenn ich sie nicht unterbrechen muss, um ein Lied zu singen.“
    „Außerdem würde es die Katalogisierung meiner Bibliothek verzögern.“
    „Plaudern Sie nicht gern mit den Damen aus Ihren Kreisen, Lord Lansdowne?““
    „Nein, nicht besonders. Unter uns gesagt, Miss Lockwood – manche dieser Frauen wären besser beraten, wenn sie den Mund hielten. Und zwar für immer.“ Er legte das Buch auf den Tisch zurück, an dessen Kante er sich mit der Hüfte anlehnte. Seltsamerweise fühlte er sich immer stärker zu seiner neuen Angestellten hingezogen, und es widerstrebte ihm, das Gespräch zu beenden. „Wie ich bemerkt habe, verbinden uns einige gemeinsame Interessen, und ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht anfreunden sollten.“
    „Da sehe ich viele Gründe“, erklärte Juliet spröde.
    „Und die wären?“
    „Vor allem Ihr erlauchter Status, Lord Lansdowne. Sie sind ein Duke, von altem Adel, und ich arbeite für Sie. Natürlich beabsichtige ich nicht, gegen die Regeln gesellschaftlicher Konventionen zu verstoßen. Außerdem haben Sie meine schlechten Manieren bereits bei meiner Ankunft beobachtet, als ich einfach in den Salon hineinplatzte, wo Sie mit Ihren Freunden saßen. Also wissen Sie, dass ich nichts von den Feinheiten der Etikette verstehe.“
    „Solche Kenntnisse kann man sich mühelos aneignen.“
    „Gewiss, wenn man infolge seiner gesellschaftlichen Stellung dazu verpflichtet ist. In meiner Situation halte ich das für überflüssig. Mit vornehmer Etikette muss ich mich nicht befassen, und ich finde das derzeitige Arrangement sehr angenehm.“
    Dominic hob die Brauen. „Offenbar neigen Sie dazu, Ihre Meinung ziemlich unverblümt zu äußern, Miss Lockwood …“
    „Wie ich schon sagte – das ist nun einmal meine Art. Um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, muss ich meine Dienste verkaufen. Und Sie, mein Arbeitgeber, kaufen meine Fähigkeiten.“
    „Da eine Mammutaufgabe vor Ihnen liegt, dürfte das kostspielig werden. Falls es erforderlich ist, wird mein Sekretär James Lewis Ihnen beistehen. Aber in den meisten Angelegenheiten müssen Sie sich an mich wenden. Deshalb werden wir uns oft begegnen und einander näherkommen. Haben Sie das nicht bedacht?“
    „Eigentlich nicht. Wegen unserer unterschiedlichen Positionen ist eine Bekanntschaft, die über rein geschäftliche Dinge hinausgeht, völlig unmöglich. Sonst wäre es genauso, als würde eine Königliche Hoheit Freundschaften mit Bürgerlichen pflegen.“
    Ihr offenherziger Kommentar schien ihn zu irritieren, und sie glaubte, sie hätte einen Sieg errungen.
    Langsam richtete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher