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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Autoren: Helen Dickson
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Geschwister?“
    „Einen Bruder – einen Halbbruder.“
    „Ah, ein Halbbruder? Wie kam es dazu?“
    „Seine Mutter war die erste Frau meines Vaters. Nach ihrem Tod heiratete er meine Mutter, die ebenfalls starb.“
    „Wo ist Ihr Bruder jetzt?“
    Einige Sekunden lang schwieg Juliet und schaute auf das geöffnete Buch hinab, das vor ihr lag. „Wir sehen uns sehr selten“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Vor ihrer Ankunft in Lansdowne House hatte sie beschlossen, dem Duke die derzeitige Notlage ihre Bruders zu verheimlichen.
    Obwohl er merkte, dass sie ihm auswich, verfolgte er das Thema nicht weiter. „Wie ich Ihrem Bewerbungsschreiben entnahm, wurden Sie an Miss Millingtons Academy in Bath ausgebildet.“
    „Ja.“
    Den Kopf schief gelegt, betonte er: „Eine ziemlich teure Schule, Miss Lockwood.“
    „Mein Vater, ein Wissenschaftler und Professor, unterrichtete an der Oxford University Theologie und Geschichte. Dort hatte er selbst studiert. Ein außergewöhnlicher Mann … In seinen letzten Jahren lebte er sehr zurückgezogen und interessierte sich nur mehr für seine Bücher. Er glaubte, alle Menschen hätten das Recht auf eine gute Ausbildung, auch die Frauen. Deshalb schickte er mich auf Miss Millingtons Academy.“
    Wie sie erst nach dem Begräbnis ihres Vaters vor zwei Jahren herausgefunden hatte, war von seinem Vermögen nichts übrig geblieben. Für ihr Studium an der Academy hatte er tatsächlich eine Menge Geld ausgegeben und ihr niemals von seinen finanziellen Schwierigkeiten erzählt. Da er ihren Unterricht stets pünktlich bezahlte, schöpfte sie keinen Verdacht. Und er schickte ihr auch regelmäßig ausreichende Summen für ihre Kleidung. Wenn sie ihn in seinen Räumen in Oxford besuchte, erwähnte er die Probleme nicht. Und so ahnte sie nicht, was ihn schmerzlich bedrückt haben musste.
    Als er schließlich starb, erbten sie und ihr Bruder keinen Penny. Sie wäre obdachlos gewesen, hätte Miss Millington ihr nicht die Position einer Lehrerin an der Academy angeboten. Natürlich hätte sie sich an jemanden wenden können – an ihren Großvater mütterlicherseits. Doch er hatte ihre Mutter enterbt, weil sie mit ihrem Vater durchgebrannt war.
    Und ihr Stolz hatte ihr verboten, den alten Mann anzubetteln.
    „Nach Ihrem Schulabschluss haben Sie als Lehrerin an der Academy gearbeitet, nicht wahr?“, fragte der Duke.
    „Ja, bis ich von Sir John Moore eingestellt wurde. In Ihrer Bibliothek werde ich mich mit ähnlichen Projekten befassen, wie ich sie schon in seinem Haus durchgeführt habe. Und ich muss Ihnen danken, Lord Lansdowne, weil Sie dachten, ich würde mich für diese Tätigkeit eignen. Aber Sie wissen ja, womit Sir John mich betraut hat. Darauf wies ich Sie in meinem Bewerbungsschreiben hin. Außerdem fügte ich Referenzen von Miss Millington und Sir John hinzu.“
    „Wahre Lobeshymnen! Deshalb habe ich Sie für qualifiziert gehalten und eingestellt, ohne Sie vorher kennenzulernen. Offenbar sind Sie sehr gebildet. Sie beherrschen Latein und Griechisch. Warum sollte ich an Ihrer Fähigkeit zweifeln, meine Bücher zu katalogisieren?“
    „Weil ich eine Frau bin. Viele Menschen finden es falsch oder sogar unschicklich, wenn die Frauen sich Kenntnisse aneignen, die über ihre normalen häuslichen Pflichten hinausgehen.“
    „Das stört mich keineswegs. Sie etwa, Miss Lockwood?“
    „Nicht im Mindesten. Aber so mancher Mann hegt Vorurteile, wenn es um Frauen geht, die für ihn arbeiten.“
    „Da denke ich anders. Mir kommt es nur darauf an, dass Sie die Arbeit so erledigen werden, wie ich es wünsche.“
    „Haben Sie viele Bewerbungen erhalten, Lord Lansdowne?“, wagte Juliet zu fragen.
    „Nur Ihre, Miss Lockwood.“
    „Dann mussten Sie nicht lange überlegen, oder?“
    „Nein.“ Dominic ergriff das Buch, in dem sie gelesen hatte. „Leider wurde meine umfangreiche Bibliothek jahrelang vernachlässigt. Ich besitze viele Erstausgaben und kostbare, sehr seltene Werke, die Sie sicher interessieren werden, außerdem etliche Romane. Also haben Sie eine Menge zu tun. Und Sie dürfen keine Zeit verschwenden. Vielleicht werden Sie die Arbeit anstrengend finden. Einige alte Bücher sollten instand gesetzt werden, das erscheint mir besonders wichtig. Auch darum müssen Sie sich kümmern. Das letzte Mal wurde die Sammlung zu Lebzeiten meines Großvaters katalogisiert. Und jetzt will ich alle Angaben auf den neuesten Stand bringen lassen. Inzwischen wurden zahlreiche neue Bücher
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