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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition)
Autoren: Helen Dickson
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Lockwood, ich hoffe, Sie haben sich nicht erkältet.“
    „Das hoffe ich auch“, murmelte sie. Als sie noch einmal niesen musste, zog sie ein Taschentuch aus der Tasche ihres Umhangs und verspürte gleichzeitig stechende Kopfschmerzen.
    Nachdem der Butler sie in ihr Zimmer gebracht hatte, ließ er sie sofort allein. Juliet schaute sich in dem Raum um, den sie ein paar Monate lang bewohnen würde. Zu ihrer Überraschung war er sehr schön und komfortabel eingerichtet, samt einem großen Bett. Die Fenster boten einen Ausblick auf den Park, der sich an der Südseite des Hauses erstreckte.
    Das Zimmer lag zwar in der Nähe der Dienstbotenquartiere, aber weit genug davon entfernt, um die Leute auf ihre Sonderstellung hinzuweisen. Bedrückt seufzte sie. Als hätte ich nicht schon genug Schwierigkeiten, auch ohne den Groll des Personals, der mir zweifellos droht, dachte Juliet.
    Zu allem Überfluss verstärkten sich die Kopfschmerzen. Sie ergriff den Wasserkrug und füllte ein Glas, das sie durstig leer trank. Nachdem ein Lakai ihren Koffer heraufgebracht hatte, packte sie ihre Sachen aus. Schließlich kroch sie erleichtert zwischen die kühlen Laken. Um die Nebelschwaden zu verscheuchen, die vor ihren Augen schwirrten, senkte sie die Lider und wurde in ein wirbelndes Dunkel entführt.
    Als es an der Tür klopfte, erwachte Juliet. Zunächst weigerte sich ihr verwirrtes Gehirn zu denken und zog die tröstliche Leere des Schlummers vor. Doch das pochende Geräusch verstummte nicht. Widerstrebend öffnete sie die Augen und schloss sie sofort wieder, vom hellen Sonnenlicht geblendet, das durch die Fenster hereinströmte.
    Offenbar hatte sie die ganze Nacht fest geschlafen. Sie versuchte sich zu erinnern, wo sie war. Dann fiel es ihr ein, und sie stöhnte. Wurde sie tatsächlich von einem so furchtbaren Pech verfolgt und erkrankte am Morgen des Tages, an dem sie ihre neue Arbeitsstellung antreten sollte? Ihre Augen brannten, ihr Hals schmerzte – alles tat ihr weh, vom Kopf bis zu den Zehen.
    Beharrlich wurde an die Tür geklopft. Jetzt erklang auch noch eine Stimme. „Bitte, Miss Lockwood, sagen Sie doch etwas!“
    Juliet stöhnte wieder. Was wollte die Frau von ihr? Wieso um alles in der Welt wurde sie gestört, obwohl sie sich einfach nur nach Ruhe und Schlaf sehnte?
    „Kommen Sie bitte herein“, krächzte sie mühsam.
    Zu spät. Wer immer draußen im Flur gestanden hatte, war davongegangen.
    Pünktlich um neun Uhr betrat Dominic seine Bibliothek und nahm an, Miss Lockwood würde ihn bereits erwarten. Helles Sonnenlicht drang durch die hohen Fenster herein und warf einen goldenen Glanz auf den blank polierten Tisch in der Mitte des Raums.
    Nachdem Dominic sich vergeblich nach Miss Lockwood umgesehen hatte, wanderte er auf dem Teppich umher und bezähmte seinen wachsenden Ärger. Für seine Geduld war er wahrlich nicht bekannt. Wo zum Teufel mochte die Frau stecken? Kopfschüttelnd gelangte er zu der lächerlichen Vermutung, die dreisten Hänseleien seiner Freunde am letzten Abend hätten sie so schrecklich gekränkt und gedemütigt, dass sie sich rächen wollte. Deshalb erschien sie an diesem Morgen verspätet zur Arbeit.
    Schließlich ging er mit langen Schritten zum Glockenstrang und zog daran. Wenige Sekunden später eilte Dolly, ein Hausmädchen, in die Bibliothek.
    Als er sich nach Miss Lockwoods Verbleib erkundigte, erbleichte die junge Frau und schluckte nervös. „Gerade klopfte ich an ihre Tür, Euer Gnaden. Aber sie rührte sich nicht. Wahrscheinlich hat sie verschlafen.“
    „Was, verschlafen?“ Entgeistert starrte er sie an. „Um Himmels willen!“, stieß er wütend hervor und stürmte zur Tür. „Zeigen Sie mir ihr Zimmer!“
    „Sehr … wohl, Euer Gnaden.“
    Dolly lief voraus, und der Duke folgte ihr auf dem Fuß. Verwundert schauten ihm die Dienstboten nach, die ihre täglichen Pflichten erledigten, und fragten sich, was ihren Herrn schon so früh am Morgen dermaßen erzürnte.
    Lautstark hämmerte Dominic gegen Miss Lockwoods Tür, drehte den Knauf herum und riss sie auf. Als er seine neue Angestellte entdeckte, die immer noch das Bett hütete, glaubte er zu explodieren.
    Die Stirn gefurcht, musterte er die reglose Gestalt. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht von zerzaustem dunklem Haar verborgen.
    „Tut mir leid, Sie zu wecken, Miss Lockwood“, begann er in scharfem Ton. „Schön und gut, Sie haben Ihren Standpunkt bekundet. Und jetzt mache ich Ihnen meinen klar. Ich habe Sie nicht engagiert,
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