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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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Erdhöhle neben ihn setzte und ihren Körper verließ, um in seinen einzutreten. Sein Herz versuchte, sich selbst zu heilen, doch Nicolas und die anderen hatten sie gewarnt. Rafaels Verletzungen waren so gravierend, dass nicht einmal ein derart mächtiger Karpatianer wie er sich ohne ständige Pflege davon erholen konnte.
    Während sie sich um ihn bemühte, nahm sie Stimmen wahr, männliche wie weibliche, die einen alten Heilungsgesang anstimmten. Dankbar erkannte sie Gregoris Zugriff und die sehr viel weiblichere Hand Sheas. Colby hielt sich genau an ihre präzisen Instruktionen, um die Schäden an Rafaels Herz zu beheben. Er musste geweckt und mit Blut versorgt werden, aber es würde immer wieder zu inneren Blutungen kommen, bis sein Herzmuskel verheilt war. Dies bedeutete, dass er nicht länger wach bleiben durfte, als für die Nahrungsaufnahme nötig war.
    »Ich gebe ihm mein Blut«, bot Vikirnoff an. Er beobachtete Colby und registrierte die absolute Entschlossenheit auf ihrem Gesicht.
    »Du hast ihm heute Morgen schon zu viel gegeben. Geh und such dir, was du brauchst; du bist kreidebleich.« Colby schwankte vor Müdigkeit. »Ich gebe ihm mein Blut und lege ihn in die Erde zurück, wo er in Sicherheit ist.«
    »Ich komme so schnell wie möglich zurück. Du bekommst dann von mir, was du brauchst«, versprach Vikirnoff.
    Colby nickte, während sie sich hinsetzte und Rafaels Kopf auf ihren Schoß bettete. Leise rief sie seinen Namen. Sie litt, wenn sie daran dachte, welche Schmerzen er beim Aufwachen leiden würde, aber er musste Nahrung zu sich nehmen, um zu genesen und seine Stärke zurückzuerlangen. Jetzt spürte sie seine Brüder, die den Ruf über die halbe Welt hinweg vernommen hatten; Colby fühlte, wie sie versuchten, Rafaels Schmerzen auf sich zu nehmen.
    Sie beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. »Beweg dich nicht, bleib ganz still liegen. Du brauchst Blut.« Ohne sich um die Schmerzen zu kümmern, ritzte sie ihr Handgelenk auf und presste die offene Wunde an Rafaels Mund. Er war so schwach, dass sie nicht einmal merkte, wie er ihr Blut trank, und das machte ihr Angst.
    Gib die Hoffnung nicht auf. Es war Nicolas, der sie tröstete, und jeder seiner Brüder nannte leise seinen Namen und sprach ihr ebenfalls Mut zu. Die Stimmen all dieser Karpatia-ner zu hören gab ihr ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.
    Was ist mit Paul und Ginny, Nicolas? Kommen sie ohne mich klar? Sie gab sich große Mühe, nicht allzu wehmütig zu klingen, um Rafael nicht zu verstören. Diese Welt schien jetzt so weit weg zu sein. Sie war über die Neuigkeit, dass die Kinder nach Brasilien gebracht worden waren, nicht glücklich gewesen, doch sie verstand die Beweggründe.
    Die beiden werden von Onkeln, Tanten und hundert Cousins und Cousinen verwöhnt. Du fehlst ihnen.
    Sie war dankbar, dass Nicolas daran gedacht hatte, Letzteres zu erwähnen.
    Das reicht jetzt. Du kannst ihn in die Erde zurücklegen. Das war Gregori, der Heiler. Colby konnte fühlen, wie Rafael ihr entglitt, als die Schmerzen unerträglich wurden. Behutsam nahm sie ihr Handgelenk von seinem Mund und zögerte nur kurz, bevor sie mit ihrer Zunge über die hässliche Wunde an ihrem Gelenk fuhr, um sie zu verschließen. Mit Nicolas' Hilfe versetzte sie Rafael in Schlaf, schloss selbst die Augen und ließ sich erschöpft zurücksinken, ohne sich darum zu scheren, dass sie in einer Grube lag, die wie ein Grab aussah. Alles, worauf es ankam, war, Rafael am Leben zu erhalten.
    »Du brauchst Nahrung.« Vikirnoffs Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
    Ihr Mund wurde trocken. Rafael hatte sie vor jedem Blutaustausch in eine Art Trance versetzt, doch sie wusste nicht, ob sie diese Art von Kontrolle über sich einem anderen zugestehen würde. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    »Wenn du es nicht tust, wirst du zu geschwächt sein, um Rafael Halt zu geben«, erklärte Vikirnoff. »Ich werde dafür sorgen, dass du nichts davon spürst.«
    Bei der Vorstellung, Vikirnoff, einem Fremden, diese Macht über sich zu geben, hämmerte ihr Herz laut und schmerzhaft. Da Rafael nicht bei Bewusstsein war, wandte sie sich instinktiv an seinen Bruder. Nicolas! Was soll ich tun?
    Nicolas war Rafael, ihrem Verbindungsglied zu ihm, sehr nahe. Sie hatte sonst niemanden, an den sie sich in dieser ungewöhnlichen Situation hätte wenden können. Ich kann mir nicht vorstellen, Blut von ihm zu nehmen.
    Vikirnoff ist Karpatianer und ein Mann von Ehre. Erlaube ihm diesen
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