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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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Zugriff. Du musst bei Kräften bleiben, um Rafaels Leben erhalten zu können.
    Sie spürte, wie ein anderer der De La Cruz-Brüder über Nicolas mit ihr in Verbindung trat. Es war Zacarias, der Älteste und Stärkste, dem sich alle anderen unterordneten. Ich bin überzeugt, dass dir nichts geschehen wird. Colby staunte über den unglaublichen Familiensinn und über die Liebe, die sie ihr entgegenbrachten.
    Im Lauf der nächsten Tage wiederholte sich jeden Abend dasselbe Ritual. Manchmal wachte Colby mitten in der Nacht auf. Sie lag in der offenen Erde, Rafaels Kopf auf ihrem Schoß, und betrachtete den Himmel und die funkelnden Sterne, während sie liebevoll sein Haar streichelte und ihn darin bestärkte, zu überleben und zu ihr zurückzukommen. Ihre ganze Willenskraft konzentrierte sich darauf, ihn zu heilen. Vikirnoff gab ihr Nahrung, und sie wurde vertrauter mit ihm, aber nicht vertraut genug, um bewusst ihren Willen zu beugen. Nicolas oder ein anderer von Rafaels Brüdern mussten immer bei ihr sein, bevor sie zuließ, dass Vikirnoff sie in Trance versetzte.
    Am siebten Abend erhob sich Vikirnoff eine Weile vor Colby und war bei ihrem Erwachen bereits fort. Mittlerweile hatte sie kein Problem mehr damit, die Erde zu öffnen, und während sie an die Oberfläche drang, zog sie sich auf die Art und Weise an, die Nicolas ihr beigebracht hatte. Sie wollte Rafael wecken, sobald sie frische Kräuter und Heilpflanzen gesammelt hatte. »Vikirnoff?« Sie schaute sich um. Er wartete immer, um Rafael Blut zu geben. Auf einem der Felsen bei den heißen Quellen entdeckte sie eine einzelne Rose. Vikirnoff war verschwunden. Das konnte nur eines bedeuten. Colby fuhr mit der langstieligen Rose in der Hand herum. Sie hatte vor Aufregung Herzklopfen.
    Dort stand Rafael und sah fantastisch aus, viel gesünder, als ihm zustand, aber seine Begegnung mit dem Tod hatte Spuren hinterlassen. Sein schönes dunkles Haar, das ihm lose über den Rücken fiel, war auf der linken Seite grau durchzogen. Neue Furchen hatten sich in sein Gesicht eingegraben, und in seinen Augen lag eine Müdigkeit, die früher nicht da gewesen war. Er berührte die Narbe auf seiner Brust, die von Kirjas Angriff stammte. »Eigentlich bekommen Karpatianer keine Narben.«
    Colby verschlang ihn förmlich mit Blicken. Tränen brannten unter ihren Lidern, und sie musste ein paar Mal schlucken, um den Kloß zu vertreiben, der ihr in der Kehle steckte. »Vielleicht habe ich bei deiner Heilung nicht alles richtig gemacht.« Sie konnte sich nicht an ihm sattsehen. Er war so lebendig, so real. »Für mich siehst du perfekt aus.« Das Kompliment hätte sie sich eigentlich verkneifen können. Er trug sein Selbstbewusstsein schon jetzt wie eine zweite Haut.
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Colby nickte. »Irgendjemand musste es ja tun. Du warst übel zugerichtet.«
    Seine schwarzen Augen ruhten unverwandt auf ihr. Sie hatte vergessen, wie eindringlich er sie fixieren konnte. Ihr wurden die Knie weich, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern versuchte, ganz unbefangen zu wirken. »Bist du sicher, dass du schon aufstehen solltest?« Ihr Blick wanderte an ihm hinunter, und ihr stockte der Atem. Es war nicht zu übersehen, wie gesund und munter er war.
    Sein Mund verzog sich zu einem trägen, sinnlichen Lächeln, und seine Augen verdunkelten sich. »O ja, ganz sicher.«
    Leichte Röte wanderte von ihrem Hals zu ihrem Gesicht. »Du weißt, was ich meine. Du wärst beinahe gestorben.« Ein leichter Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit.
    »Ich verspreche dir, in Zukunft vorsichtiger zu sein, que-rida.« Er konnte nicht genug von ihrem Anblick bekommen, ging einen Schritt auf sie zu und beobachtete aus schmalen Augen, wie sie ihrerseits ein Stück zurückwich.
    »So etwas darfst du nie wieder tun. Du hast mir furchtbare Angst eingejagt.«
    »Es tut mir leid.« Rafael schaute ihr direkt in die Augen. »Mir tut vieles leid. Es war falsch von mir, dich ohne deine Einwilligung umzuwandeln. Du hast versucht, auf deine Art zu mir zu finden, und ich habe die Geduld verloren. Ich hätte mehr Vertrauen haben sollen.«
    »Ja, hättest du. Ohne eine gleichberechtigte Partnerschaft werde ich nie glücklich sein, Rafael. Ich bin nicht die Art Frau, die es sich gefallen lässt, dass du ihr sämtliche Entscheidungen abnimmst.« Sie wollte streng sein. Es war nötig, ihm ihren Standpunkt unmissverständlich klarzumachen, aber er sah so lebendig aus, nachdem er dem Tod so viele Tage sehr nahe
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