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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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genommen hat, um sich Geld für seinen Alkoholkonsum zu beschaffen.«
    Wieder blieb Colby stehen, und diesmal stieß Ben mit ihr zusammen und musste sie an den Schultern festhalten, damit sie nicht der Länge nach hinfiel. Kochend vor Wut stieß sie seine Hände weg. »Pete Jessup hat mit dem Trinken aufgehört, als mein Vater starb, du Verräter! Er war für mich hier auf der Ranch unersetzlich.«
    »Colby«, sagte Ben freundlich, »in Wahrheit hast du den heimatlosen alten Penner aus reiner Gutmütigkeit aufgenommen. Ich bezweifle, dass Pete mehr geleistet hat, als jeden Tag dein Essen zu verputzen. Er ist ein abgehalfterter Cowboy, ein Streuner. Er hat sich einfach verkrümelt. Irgendwann taucht er schon wieder auf.«
    »Ja, sicher«, bemerkte Colby höhnisch. Sie war jetzt wirklich böse auf Ben. »Sieht dir ähnlich, das Verschwinden eines alten Mannes und eine Reihe von Diebstählen einfach zu ignorieren, damit du mit ein paar reichen Idioten verkehren kannst, die hier sind, weil sie meinen Bruder und meine Schwester stehlen wollen.«
    »Komm schon, Colby, sie haben bewiesen, dass sie Verwandte sind, und wie es scheint, liegt ihnen nur das Wohl der Kinder am Herzen. Du kannst dir wenigstens anhören, was sie zu sagen haben.«
    »Und du findest das natürlich völlig in Ordnung, was? Paul und Ginny sind mit dieser Bande nicht besser dran. Du weißt überhaupt nichts über diese Leute. Paul würde genau wie sie werden, so arrogant, dass es nicht zum Aushalten wäre, und die arme, kleine Ginny würde in der Überzeugung aufwachsen, ein Mensch zweiter Klasse zu sein, weil sie ein Mädchen ist. Wenn's nach mir geht, können sie alle zur Hölle fahren!«
    Obwohl es früh am Abend und noch relativ hell war, brauten sich am Himmel plötzlich wie aus dem Nichts unheilschwangere, dunkle Wolken zusammen. Ein kalter Wind kam mit den düsteren Wolkenmassen auf und zerrte an Colbys Sachen. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, und sie hatte einen Moment lang das Gefühl, dass irgendetwas oder -jemand versuchte, in ihr Bewusstsein einzudringen.
    »Was ist los?«
    Colby merkte, dass Ben ziemlich verunsichert wirkte. Langsam drehte er sich im Kreis, um die Umgebung zu überprüfen, eine Hand an seiner Pistole. Ihm war anscheinend nicht klar, ob etwas in der Nähe lauerte oder worin die Bedrohung bestand, aber er schien sie genauso zu spüren wie Colby.
    Sie blieb ganz still stehen und rührte keinen Muskel, wie ein Rehkitz, das in das Blickfeld des Jägers geraten ist. Colby hatte das Gefühl, in tödlicher Gefahr zu sein. Die Bedrohung richtete sich nicht gegen Ben, sondern direkt gegen sie. Was es auch war, es versuchte, sich gewaltsam Zugang zu ihrem Bewusstsein zu verschaffen. Sie holte tief Luft und ließ den Atem langsam wieder entweichen, während sie sich geistig auf das Bild einer hohen, undurchdringlichen Mauer konzentrierte, eine Festung, die niemand betreten konnte.
    Das »Ding« schien sich einen Moment lang zurückzuziehen, möglicherweise verwirrt über Colbys Willenskraft, schlug dann aber wieder zu, mit einem so harten Stoß, als durchbohrte ein Speer ihre Schädeldecke und träfe direkt in ihr Gehirn. Colby sank mit einem leisen Wehlaut auf ein Knie und hielt sich den Kopf, während sie sich gleichzeitig zwang, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Ihr Geist war stark und unbesiegbar und wurde von einem hohen und breiten Wall geschützt, den niemand zerstören konnte. Was auch hinter ihr war, es würde ihre Barrieren nicht durchbrechen.
    Ben beugte sich besorgt über sie. »Colby, was ist denn los?«
    Sie hob vorsichtig den Kopf. Die unheimliche Bedrohung war verschwunden. »Mein Kopf, Ben. Ich habe höllische Kopfschmerzen.« Das war nicht gelogen. Noch nie hatte sie so etwas wie diesen Angriff erlebt. Ihr war richtig übel, und sie war sich nicht sicher, ob sie sich auf den Beinen halten konnte. Was es auch gewesen war, es war stark und beängstigend.
    Ben fasste sie am Ellbogen und half ihr auf die Beine. Da Colby zitterte – er konnte unter seiner Hand ihr unablässiges Erschauern spüren –, hielt er sie fest. Sie entzog sich nicht seinem Griff, wie sie es normalerweise getan hätte, und das beunruhigte ihn. »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Ihre smaragdgrünen Augen lachten ihn an, obwohl sie ihren Schmerz widerspiegelten. »Spinnst du? Ich habe bloß Kopfweh, Ben. Schon bei dem Gedanken an die Familie Chevez platzt mir der Schädel.«
    »Dein Bruder und deine Schwester sind beide Mitglieder
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