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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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Seit die Familie hier aufgetaucht ist, macht dieser De La Cruz nichts als Ärger. Ich habe den Brief in Dads Auftrag vor fast drei Jahren an die Chevez' geschrieben. Ist doch ein verdammtes Wunder, dass sie sich endlich zu einer Antwort aufraffen, was?« Colby drehte sich um und musterte den Braunen argwöhnisch. »Dieses Pferd ist wahrscheinlich ein Versuch, mich loszuwerden, damit sie dich bekommen. Wenn ich aus dem Weg bin, haben sie eventuell eine Chance, dich und Ginny in ihr Höllenloch in Südamerika zu entführen. Und – wenn sie schon einmal dabei sind – euch euer Erbe zu nehmen.«
    Colby war klein und zierlich mit weichen, vollen Kurven, großen, tiefgrünen Augen, die von dichten, dunklen Wimpern umrahmt wurden, und einer Fülle langer, seidiger Haare. Ihre schlanken Arme verbargen kräftige Muskeln, und die weißen Narben, die sich deutlich von ihren sonnengebräunten Armen und Händen abhoben, zeugten von den Jahren schwerer Arbeit. Paul, der das Grübchen in ihrem Mundwinkel verblassen sah, spürte, wie ihn Stolz auf seine Schwester erfüllte. Er wusste, wie sehr sie ihre Narben und ihre Hände hasste, aber sie waren einfach ein Teil von ihr. Unorthodox, freiheitsliebend und unbezähmbar – es gab keine Zweite wie Colby.
    »Sie leben auf einer Millionen-Dollar-Ranch«, erinnerte Paul sie. »Purer Luxus. Wahrscheinlich ein Swimmingpool und keine Arbeit. Schöne Frauen. Klingt für mich, als wäre es ein echt schweres Leben. Vielleicht ist das Ganze eine Verschwörung, und ich bin dabei.«
    »Soll das heißen, dass du bestechlich bist?«
    Er zuckte seine sehnigen Schultern und zwinkerte ihr mit einem durchtriebenen kleinen Lächeln zu. »Man kann nie wissen. Wenn der Preis stimmt...« Er versuchte, mit den Augenbrauen zu wackeln, und scheiterte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Colby«, erklärte Paul plötzlich. »Ich glaube nicht, dass Mr. De La Cruz wusste, dass Juan die Pferde zu uns bringen wollte. Wie auch immer« – wieder zuckte er die Schultern – »Geld ist Geld.«
    »So ist es, mein Junge.« Colby seufzte.
    Mit siebzehn hatte Colby ganz allein die Verantwortung für die Ranch, ihren elfjährigen Bruder und ihre sechsjährige Schwester übernommen, nachdem ihre Mutter bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war und Armando aufgrund seiner schweren Verletzung gelähmt blieb, und zwar ohne jemals zu murren. Zwei Jahre nach dem Unfall hatte ihr Stiefvater Colby gebeten, an seine Familie in Brasilien zu schreiben und sie zu bitten, so schnell wie möglich zu kommen. Er hatte gewusst, dass er bald sterben würde, und seinen Stolz hinuntergeschluckt, um für seine Kinder um Hilfe zu bitten. Niemand hatte geantwortet, und ihr geliebter Vater war im Kreis seiner Kinder, aber ohne seine Geschwister gestorben. Jetzt, mit sechzehn, konnte Paul beurteilen, was diese vergangenen fünf Jahre Colby gekostet hatten. Er gab sich Mühe, ihr einen Teil der Last abzunehmen, und wusste zum ersten Mal in seinem Leben, wie es war, sich um jemand anders wirklich Sorgen zu machen. Jedes Mal, wenn Colby von einem Pferd abgeworfen wurde, bekam er rasendes Herzklopfen.
    Colby beklagte sich nie, aber die ständige Belastung und die Müdigkeit waren ihr immer deutlicher anzusehen. »Willst du nicht eine Pause machen? Die Sonne geht bald unter«, schlug er hoffnungsvoll vor. Colby war zweifellos von Kopf bis Fuß mit blauen Flecken übersät, und seinen scharfen Augen entging nicht, dass sie sich den linken Arm hielt.
    »Tut mir leid, Schatz.« Colby schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich kann nicht zulassen, dass der Gaul sich einbildet, er wäre hier der Boss. Auf ein Neues!« Ohne ein Anzeichen von Furcht betrat sie die Koppel und fing die Zügel des gewaltigen Tieres ein.
    Paul sah ihr zu, wie er es schon unzählige Male getan hatte, und betrachtete ihre zierliche, kleine Gestalt, die neben dem halbwilden Pferd so zerbrechlich und doch völlig selbstbewusst wirkte. Sie hatte sich als Trainerin einen so guten Ruf aufgebaut, dass viele der besten Rodeo-Reiter von überall in den Vereinigten Staaten ihre neuesten Erwerbungen zu Colby brachten. Normalerweise verbrachte sie Wochen bis Monate geduldig damit, die Tiere gefügiger zu machen. Sie hatte eine besondere Affinität zu Tieren, vor allem zu Pferden. Colbys Methoden waren für sie selbst meistens strapaziöser als für die Pferde. Wenn sie ein Tier schnell unterwerfen musste, wie zum Beispiel jetzt, dann machte Paul sich am meisten Sorgen.
    Ihre Ranch
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