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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht
Autoren: Christine Feehan
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kümmern, Nicolas. Colby war sich sehr wohl bewusst, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzte. Sie würde alles, was sie war, Rafael geben, und wenn sie scheiterte, würde es für sie beide das Ende bedeuten.
    Es wird nichts schiefgehen, verkündete Nicolas.
    Und dann war Vikirnoff da, mit Rafaels geschundenem, verstümmeltem Körper in seinen Armen. Colby schloss kurz die Augen, so groß war der Schock bei seinem Anblick. Sie war auf furchtbare Verletzungen vorbereitet gewesen, nicht jedoch darauf, ihren stolzen, unbesiegbaren Rafael so grauenhaft zugerichtet zu sehen. Ihr Herz und ihre Seele formten einen stummen Protestschrei.
    Sie griff auf ihren unbeugsamen Willen zurück, klammerte sich mit jeder Faser ihres Wesens an ihre Stärke und schüttelte Verzweiflung, Schmerz und Entsetzen ab. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühle. Sie lauschte den leisen Stimmen, die ihr Anweisungen gaben, und spürte, wie die Macht dieser anderen Karpatianer in sie hineinfloss. Entschlossen kniete sie neben Rafael nieder, der nun in der gehaltvollen Erde ruhte, und machte sich ans Werk. Es fiel ihr nicht schwer, auf mehreren Ebenen zu arbeiten, indem sie ihre telekine-tischen Kräfte einsetzte, um die Pflanzen mit der Erde zu vermischen, und gleichzeitig ihre äußere Hülle, ihr Selbstgefühl, aufgab und als heilende Energie in Rafaels Körper eintrat.
    Die ganze Zeit hielt sie ihn mit ihrer Entschlossenheit fest und ließ nicht zu, dass er in eine andere Welt überging. Sein Herz, von den Krallen des Vampirs aufgerissen und zerfetzt, war fast ganz zerstört. Sie hielt betroffen inne.
    Es ist möglich. Die Stimme kam von einem der Heiler, einem Mann namens Gregori. Ich werde dich bei jedem Schritt begleiten.
    Ich bin auch da. Eine Frauenstimme. Sie gehörte Shea, einer Heilerin.
    Eine dritte Stimme, sehr fern und sehr weiblich, gab ihr Zuversicht. Ich bin Francesca. Du gehörst zum Clan der Drachensucher. Nur wenige haben deine Fähigkeiten. Du kannst es schaffen.
    Sie hörte ermutigende Worte von Nicolas und seinen Brüdern. Die Stimmen schwollen an und stimmten einen uralten Heilungsgesang an. Entschlossen machte sich Colby an ihre Aufgabe. Es schien nicht mehr unmöglich – es war nur eine Frage der Willenskraft, und davon hatte sie mehr als genug. Langsam und gründlich reparierte sie Rafaels zerfetztes Herz. Ihre physische Kraft ließ manchmal nach, aber Rafaels Brüder gaben ihr alles, was sie an Energie besaßen. Sie konnte über die Verbindung zu Nicolas sogar Pauls Unterstützung spüren.
    Colby verlangte Rafael genauso viel ab wie sich selbst, indem sie ihn zwang, die Schmerzen zu ertragen, als sie erst sein Herz reparierte und sich dann seinen anderen zahlreichen schweren Verletzungen zuwandte. Sie blieb mit den anderen Heilern in Verbindung und folgte genau ihren Anweisungen, während sie eine Wunde nach der anderen schloss und auch noch den letzten Rest Gift beseitigte. Sie würde nicht zulassen, dass Rafael Kirjas Macht unterlag. Die Sonne stieg beharrlich höher, und die Auswirkungen für die Karpatianer waren verheerend, doch Colby trieb sich selbst und die anderen erbarmungslos an, allen Widrigkeiten zu trotzen.
    Vikirnoff legte sich auf Geheiß der Heiler neben seinen Mitstreiter in die schwere Erde. Er gab Rafael so viel Blut, wie er entbehren konnte, und half Colby, die furchtbaren Wunden mit einer Mischung aus Pflanzen, mineralreicher Erde und Speichel zu bedecken. Colby, die von der Sonne verbrannt war und vor Müdigkeit taumelte, sackte auf dem Boden in sich zusammen, als sie endlich fertig war.
    So lange bin ich noch nie wach geblieben. Vikirnoff sah sie überrascht an. Du hast uns alle zusammengehalten und sogar den Mächtigsten von uns nicht erlaubt, der Lethargie nachzugeben. Ruh dich jetzt aus. Wenn du uns aufrechterhalten kannst, wirst du auch ihm nicht erlauben zu sterben.
    »Verdammt richtig«, murmelte Colby und ließ sich auf Rafael sinken.
    Vikirnoff hatte gerade noch genug Kraft, die heilende Erde über sich und den beiden anderen völlig zu schließen, bevor sie alle ihrem Verlangen nach Schlaf nachgaben.

Kapitel 20
    C olby erwachte in dem Moment, als die Sonne unterging, und wandte sich zu Rafael um, während sie gleichzeitig die Erde öffnete, die sie bedeckte. Die schlimmsten seiner Verletzungen hatte sie behutsam und sorgfältig versorgt, aber es lag noch ein langer Weg vor ihr, um zu verhindern, dass er starb. Sie fing sofort mit ihrer Arbeit an, indem sie sich in der tiefen
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