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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Autoren: Röschen-Verlag
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Prolog
    Nachdem die Lustschreie verhallt waren, rollte sich ihr Liebhaber erschöpft zur Seite. Seine Haare waren voller Heu, ihre vermutlich auch. Es würde einige Zeit brauchen, bis sie das wieder in Ordnung gebracht hatte. Sie schaute verträumt nach oben. Das Dach der Scheune wirkte nicht besonders vertrauenswürdig. Durch die Ritzen drang ein warmer Luftstrom von draußen herein. Seit Tagen lag ein Hoch über dem Ort, das für Hitze und Sonne sorgte. Zum Glück gab es ein Schwimmbad, in dem sich die Dorfjugend traf. Nicht gerade groß, aber ausreichend, um sich zu erfrischen und ein wenig Spaß zu haben. Eigentlich war sie mit ihrem Freund, mit dem sie seit ein paar Wochen zusammen war, verabredet gewesen. Doch am späten Vormittag hatte er abgesagt. Angeblich weil er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Er hatte oft etwas Wichtiges zu erledigen. Sosehr sie ihn auch begehrte, es ärgerte sie, dass er noch andere Interessen hatte. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Zwar hatte er versprochen, so schnell es geht nachzukommen, doch sie hatte ihm gesagt, dass er sich zum Teufel scheren solle. Natürlich war sie davon ausgegangen, dass er trotzdem irgendwann im Schwimmbad auftauchen würde, spätestens dann, wenn er seine wichtigen Dinge erledigt hatte. Um ihn zu ärgern, hatte sie mit dem anderen geflirtet. Ein groß gewachsener Typ, sportlich, muskulös und mit dunklen Augen. Sie hatte nicht vorgehabt, dass mehr aus dem Flirt wurde. Doch ihr Freund ließ auf sich warten. Viel zu lange. Es gab erste Berührungen. Irgendwann knutschten sie herum und dann fuhren sie zu dieser Scheune. Sie tobten herum, waren ausgelassen und es gab kein Halten mehr. Sie rissen sich die Kleider vom Leib, fielen übereinander her, vergaßen die Welt um sich herum.
    „Hör mal, ich muss los. Es war schön mit dir. Sollten wir mal wieder machen.“ Er hatte sich wieder angezogen und stand mit einem unfassbar breiten Grinsen vor ihr. „Ist es für dich okay, wenn wir getrennt zurückfahren?“
    „Klar. Wir wollen ja nicht, dass es Gerede im Dorf gibt, oder?“
    „Genau.“
    Sie beobachtete, wie er die Leiter vom Heuschober nach unten stieg und ihr noch einmal zuwinkte. Hatte sie es übertrieben? Hätte sie es vielleicht doch nicht so weit kommen lassen dürfen? Was soll’s. Jetzt war es passiert. Sie richtete sich auf und suchte ihre Klamotten zusammen. Als sie sich angezogen hatte, strich sie sich mit den Händen durchs Haar und versuchte, das Heu zu entfernen. Zu Hause würde sie sich eine lange und ausgiebige Dusche gönnen. Mal sehen, wann ihr Freund endlich auftauchen würde, dachte sie, als sie ein leises Rascheln vernahm. Erschrocken fuhr sie herum, doch es war nichts zu sehen. Wahrscheinlich war es eines dieser Kätzchen, die hier überall herumstreunten. Sie machte sich auf den Weg zur Leiter. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die oberste Sprosse und drehte sich herum. Die Leiter schien ein wenig zu schwanken, als sie den zweiten Fuß nachsetzte. Erschrocken schrie sie auf. Ihre Hände griffen nach der Kante des Heubodens und schafften es, sich daran festzuhalten. Gerade noch mal gut gegangen, dachte sie und stieg eine Sprosse tiefer. Wieder bewegte sich die Leiter. Sie blickte nach unten und sah eine Gestalt, die sich rüttelnd an der Leiter zu schaffen machte. Da wollte jemand die Leiter zur Seite stellen. Wer war das? Hatte man sie nicht gesehen?
    „He, was soll das?“, schrie sie nach unten.
    Im gleichen Moment trat von oben ein Fuß gegen ihre Hand. Sie spürte einen leichten Schmerz und blickte entsetzt nach oben. Die Leiter schwankte bedrohlich. Verzweifelt versuchte sie, das Gleichgewicht zu halten und ihr Gewicht in die Richtung der rettenden Wand zu drücken. Doch es war ein vergeblicher Versuch. Als die Leiter nach hinten wegkippte, realisierte sie, was passiert war. Doch es war zu spät. Wenig später schlug sie auf dem Boden auf. Die Welt um sie herum verschwand in einem unendlichen Weiß und sie spürte nichts mehr. Alles Leid, aller Schmerz waren wie weggeblasen.

Donnerstag
    Die Spätsommersonne knallte vom Frankfurter Himmel herab. Über der Stadt schwebte eine Dunstglocke, die dafür sorgte, dass sich die Wärme in den Schluchten der Hochhäuser zu stauen begann. Der Sommer war in diesem Jahr wieder äußerst bescheiden gewesen und schien in seinen letzten Tagen alles nachholen zu wollen, was er bislang versäumt hatte. Für das Wochenende waren über dreißig Grad Celsius vorhergesagt und
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