Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Autoren: Röschen-Verlag
Vom Netzwerk:
beizuwohnen. Allerdings kann ich niemanden dazu raten. Der Anblick wird nicht schöner und der Verwesungsgeruch stärker.“
    Durch kurzen Blickkontakt verständigten sich die Kommissare und Bohlan verkündete: „Alles klar, wir werden mal kurz draußen die Lage besprechen. Sollte etwas sein, kannst du uns verständigen.“
    Dr. Spichal nickte und wartete, bis die Kommissare, gefolgt von dem Fotografen die Tür erreicht hatten. Sein Blick traf Felicitas Maurer, die wie angewurzelt an ihrem Platz stehen geblieben war.
    „Ich bleibe, wenn Sie gestatten“, sagte sie knapp.
    „Ich kann niemanden zu seinem Glück zwingen“, knurrte Dr. Spichal und setzte das Skalpell an.
    „Mann bin ich froh, dass wir um die innere Leichenschau herumgekommen sind“, sagte Steinbrecher und zündete sich eine Zigarette an. Bohlan sog den aufsteigenden Qualm ein. „Das ist einer der wenigen Momente, in denen Zigaretten richtig gut riechen“, entgegnete er.
    Die vier standen auf dem Parkplatz vor dem Institut für Rechtsmedizin.
    „Immerhin haben wir einen wichtigen Ansatzpunkt“, sagte Will und wandte sich an den Fotografen, der damit beschäftigt war, das Equipment in einen Koffer zu verstauen. „Können wir das Tattoo noch mal sehen?“
    Der Fotograf unterbrach seine Packaktion und hielt Julia das Display der Digitalkamera vor die Nase.
    „Wir bräuchten davon so schnell es geht eine Datei. Dann können wir die Vermisstenmeldungen durchsehen. Wenn wir Glück haben, ist jemand dabei, der solch ein Tattoo hat.“ Steinbrecher nahm einen tiefen Zug von der Zigarette und blies den Qualm gen Himmel.
    „Und hoffentlich wurde das besondere Merkmal bei der Vermisstenmeldung angegeben“, sagte Will.
    Bohlan nickte. „Ja, hoffentlich. Ansonsten stehen wir ziemlich blöd da. Wenn’s irgendein Mädchen aus dem Osten ist, das die Menschenhändler hier eingeschleust haben, wird die Identität nie geklärt.“
    „Wie kommst du denn darauf?“, wollte Steininger wissen.
    „Wenige Meter vom Tatort befindet sich ein Campingplatz und da lungert so manches Volk herum.“
    Felicitas Maurer beobachtete schweigend und ohne sichtbare Regung jeden Handgriff des Rechtsmediziners. Lediglich in dem Moment, als dieser das Skalpell zum ersten Mal in die verwesende Haut ritzte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit einem Döschen Wick zu. Sie hatte den Deckel geöffnet, den Zeigefinger kurz in die cremige Masse gerieben und eine dünne Schicht unter der Nase verteilt. So sah sie sich gegen den Angriff auf ihre Geruchssinne gewappnet, der in wenigen Augenblicken bevorstand.
    „Die Einstiche sind ziemlich tief“, stellte Dr. Spichal fest. „Drei von ihnen haben das Brustbein durchbohrt. Die Wucht muss gewaltig gewesen sein.“
    „Also Fremdeinwirkung“, sagte Felicitas Maurer.
    Dr. Spichal sah überrascht auf. „Was denn sonst? Oder glauben Sie, dass sich jemand selbst den Kopf abhaut?“
    „Nein natürlich nicht“, antwortete Maurer. Zum ersten Mal zeigte sich der Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht der Staatsanwältin.
    „Sehen Sie hier!“ Dr. Spichal deutete auf die Arme. „Lauter kleinere Schnitte und Kratzer. Das sind typische Anzeichen für Abwehrverletzungen.“
    „Es hat also einen Kampf gegeben?“, fragte Frau Maurer.
    „Davon ist auszugehen. Im Verlaufe des Kampfes hat der Täter mit brutaler Gewalt zugestochen. Einer der Stiche traf sie direkt ins Herz. Ein solcher Stich führt den Tod innerhalb kürzester Zeit herbei“, antwortete Dr. Spichal. „Nach dem Ableben hat dann die Enthauptung stattgefunden.“
    „Dann sollten wir dies abschließend mit den Kommissaren besprechen“, sagte Felicitas Maurer. Ihre Stimme klang abgeklärt und rational.
    „Ja, lassen Sie uns nach draußen gehen.“ Er legte sein Skalpell zur Seite und blickte zu seiner Assistentin. „Können Sie hier bitte weitermachen?“ Dann beeilte er sich, Felicitas Maurer zu folgen, die bereits die Tür erreicht hatte. Ein Anzeichen dafür, dass sie den Raum schneller verlassen wollte, als sie vorgegeben hatte.
    „Warum markieren Sie die starke Frau? Das haben Sie nicht nötig!“
    Die Staatsanwältin drehte kurz den Kopf zur Seite und lächelte.
    „Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen etwas vorspiele?“
    „Das habe ich nicht behauptet.“
    „Der Tod gehört zum Leben dazu und Mordopfer gehören zu unserem Leben. Ich habe jeden Tag Tote auf meinem Tisch und scheußliche Bilder vor den Augen. Klar härtet das ab. Trotzdem lassen mich diese Bilder nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher