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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch
Autoren: Bettina Belitz
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Jungs redeten nicht viel und sie hatten immer wieder Phasen gehabt, wo sie ihr eigenes Ding durchgezogen hatten. Aber das hier war nicht logisch. David Belle kam nach Ludwigshafen! Vor so einem wichtigen Treffen hätten wir jede freie Minute zusammen sein und miteinander sprechen müssen.
    Doch ich konnte keine Zeit mit Grübeln verschwenden. Wenn die Jungs kneifen oder versagen wollten – bitte schön. Ich hingegen lief noch einmal in den Park und trainierte für mich alleine, was mir ein paar bitterböse Blicke von Muttis und Spazieromis einbrachte. Komisch. Die Jungs schaute nie jemand so böse an. Aber wenn ein Mädchen einen Salto vom Dach des Klohäuschens drehte, war das offensichtlich ein schweres Verbrechen.
    ’ Am Abend legte ich mir gerade meine Klamotten für das Treffen mit David zurecht, als es klingelte. Mama und Papa werkelten unten im Keller, also musste ich öffnen. Ich drückte den Summer, baute auf dem Weg zur Tür ein paar kleine Sprünge ein und trat die Klinke mit dem Fuß herunter.
    »Hey, Katz.«
    Es war Serdan. Verblüfft starrte ich ihn an. »Was machst du denn hier?«
    »Ähm, ich …« Er blickte hinter sich ins Treppenhaus, als würde er verfolgt, wartete eine Weile ab und richtete seine Augen wieder auf mich. »Ich muss dir was sagen. Wegen morgen … also, du …«
    »Wenn du glaubst, du kannst mich davon abhalten zu kommen, irrst du dich gewaltig«, schnauzte ich ihn an.
    »Nee, Katz«, murmelte er. »Das will ich gar nicht. Ich will dir nur sagen, dass – kann mich hier jemand hören? Deine Eltern – oder die Nachbarn?«
    »Außer uns wohnt niemand in diesem Haus.«
    »Okay. Wir – wir treffen uns nicht am Pegelturm.« Serdan wackelte nervös auf und ab und schaute erneut hinter sich.
    »Was? Aber – aber wieso …?«
    »Seppo hat beschlossen, dass es zu gefährlich ist. Auf der Parkinsel sind zu viele Jogger und Spaziergänger unterwegs. Die holen doch sofort die Bullen, wenn sie sehen, dass wir über den Zaun klettern und dann auf den Turm. Und das will David bestimmt nicht. Wir treffen uns stattdessen am Hafen vor diesem Abbruchgebäude auf dem verlassenen Industriegelände, du weißt schon, da, wo auch die Breakdancer früher ab und zu geübt haben …«
    Ich packte Serdan am Kragen und zog ihn in den Flur.
    »Wie lange schon?«, fragte ich scharf und sah ihm fest in die Augen. »Wie lange trainiert ihr dort schon?«
    Er biss sich auf die Lippen. »Seitdem du krank warst. Eigentlich soll ich dir das alles gar nicht sagen. Aber wir sind ein Team. Ich find’s nicht gut, wenn jemand ausgeschlossen wird. Ich hasse das, verstehst du? Das ist Kacke.«
    Ich ließ ihn wieder los.
    »Warum macht Seppo das? Warum will er mich nicht mehr dabeihaben? Das ist unfair!« Ich war so wütend, dass ich mir schwor, nie wieder eine Pizza bei den Lombardis zu essen. Nie wieder!
    »Ach, Katz, er macht sich halt Sorgen, er will nicht, dass du stürzt. Du bist wie ’ne kleine Schwester für ihn, glaub ich … und für mich auch … aber ich mag keine Lügen und Hintenrumgeschichten. Das hab ich ihm auch gesagt. Aber Seppo ist der Boss.«
    Wunderbar. Schon wieder die »kleine Schwester« -Leier.
    »Habt ihr euch mal überlegt, warum David sich überhaupt mit uns treffen will?«, zischte ich. »Wegen mir! Nicht wegen eurem supertollen Boss. «
    »Deshalb bin ich ja hier. Aber ganz ehrlich, Katz, mir wär’s lieber, wenn du nicht kommst. Du brichst dir noch den Hals.«
    »Das ist meine Entscheidung. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
    Ich wollte nicht, dass Serdan mir meine Enttäuschung ansah. Denn ich war bitter enttäuscht von Seppo. So etwas hätte ich niemals von ihm erwartet. Serdan drehte sich kommentarlos um und lief die Treppe hinunter. »Danke!«, rief ich ihm hinterher. Ich wusste nicht, ob er es hörte.
    »Ausgerechnet Serdan«, flüsterte ich ungläubig vor mich hin, als ich auf meinem Bett saß und mir überlegte, wie ich mich am effektivsten an Seppo rächen konnte. Doch alles, was mir einfiel, war nicht schmerzhaft und gemein genug. Ja, ausgerechnet Serdan, der fast nie mit mir gesprochen und mich eigentlich nie richtig angeschaut hatte, war zu mir gekommen und hatte mir gerade noch rechtzeitig die Wahrheit gesagt.
    Aber das war nur ein schwacher Trost. Denn meinen geplanten Run konnte ich vergessen. Das Abbruchgebäude war etwas völlig anderes als der Turm. Ich würde mir morgen spontan eine Reihenfolge meiner Parkour-Elemente einfallen lassen müssen und hoffen, dass es
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