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Verflixt, diese Flirts

Verflixt, diese Flirts

Titel: Verflixt, diese Flirts
Autoren: Rhonda Stapleton
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dessen »tiefsinnige« und »innovative« Techniken mit dem Kohlestift betonte.
    Allmählich lenkte Mr Bunch Dereks Aufmerksamkeit ganz auf sich, was irgendwie unheimlich war. Ein Junge in der Klasse beschwerte sich sogar, weil er keine Gelegenheit bekam, Derek aus der Nähe zu bewundern, und wurde dafür sofort zum Nachsitzen aus dem Klassenzimmer verwiesen.
    Auch wenn Derek lächelte und seine Aufmerksamkeit gerecht auf alle verteilte, merkte ich, dass er nicht annähernd so verliebt in die anderen war wie sie in ihn. Was auch logisch war, denn seine Liebe verteilte sich ja auf die gesamte Schülerschaft. Minus ich und die Pärchen, die ich verkuppelt hatte. Und natürlich Bobby Bizeps.
    Es klingelte zur letzten Stunde. Schweren Herzens und voller Gewissensbisse – schließlich war ich die Verursacherin des ganzen Chaos – sammelte ich meine Utensilien ein, hängte mir den Rucksack über den Rücken und ging zur Schulbücherei. Andy sollte heute eigentlich mit mir für unseren Test in Gesundheitslehre lernen, aber während dem Mittagessen hatte sie gesagt, sie würde stattdessen zuhören, wie ihr Liebster Songs für eine Party übte. Also war ich auf mich gestellt.
    Ich entdeckte ganz hinten einen Holztisch, setzte mich und schlug mein Buch bei dem Kapitel auf, bis zu dem ich am Tag davor gekommen war. Ich las vier- oder fünfmal die ersten Zeilen, konnte mich aber nicht konzentrieren. Also klappte ich das Buch zu und stützte den Kopf in die Hände.
    Ich hatte alles völlig vermasselt. Wieder mal. Was war, wenn Janet mich jetzt feuerte?
    Oder noch schlimmer: Was, wenn sie mich verklagte?
    Ich schluckte schwer, hockte mich auf den Stuhl und sah mich verstohlen im leeren Raum um. Ahnte irgendeiner etwa, dass ich an dem Liebestrubel um Derek schuld war? Was war, wenn sie mich ins Gefängnis steckten, weil ich das Leben der anderen derart auf den Kopf gestellt hatte? Es sollte strafbar sein, so mit den Gefühlen anderer Menschen zu spielen.
    Ich bin viel zu sensibel für den Knast. Ich würde ihn nie überleben.
    Oh verdammt . Mir kam ein weiterer düsterer Gedanke. Wenn Janet sich bei unserer wöchentlichen Besprechung meinen PDA ansah, würde sie merken, dass ich alles versaut hatte. Und mir schwante, dass dies kein Fehler war, den ich versuchen sollte zu vertuschen. Vielleicht würde es einen besseren Eindruck machen, wenn ich zu ihr ginge und mein Geständnis machte, statt darauf zu warten, dass sie es von selbst herausfand.
    Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch. Dann verbarg ich das Gesicht in den Händen. Und alles nur, weil ich versucht hatte, selbstlos zu handeln. Notiz an mein Selbst: Das nächste Mal sind wir lieber egoistisch.
    Ein Schlurfen riss mich aus den Gedanken. Ich hob den Kopf und sah das Objekt meiner Begierde – und das aller anderen – ins Zimmer stürzen. Derek.
    Mein Herz machte einen Riesensatz.
    Als er mich erblickte, erstarrte er. In seinem Gesicht las ich nackte Angst.
    »Ach, entschuldige«, sagte er. »Ich, äh, ich brauche bloß einen Ort, wo ich lernen kann. In Ruhe.«
    Ich seufzte. Vor Enttäuschung drehte sich mir fast der Magen um. Er hielt mich bloß für eine weitere liebestolle Verehrerin. Ich nahm meine Sachen und stand auf. »Bitte sehr. Du kannst den Raum haben. Ich werde keinem verraten, dass du hier bist.«
    Derek legte den Kopf schräg und warf mir einen seltsamen Blick zu. »Wirklich? Hm. Wenn du willst, kannst du hierbleiben.«
    »Ähm, okay«, sagte ich und nickte cool, während ich bemüht war, meine Nerven unter Kontrolle zu bringen. Ich konnte es gelassen angehen. Schließlich war ich allein – mit Derek – in der Bücherei. Es war niemand sonst da.
    Und ich durfte ihn noch nicht mal anschmachten.
    Mit einem erleichterten Seufzer ließ er sich auf dem Stuhl mir gegenüber am Tisch fallen. »Sorry«, sagte er und kramte in seinem verwaschenen blauen Schulrucksack. »Ich hatte einen merkwürdigen Tag, falls du es nicht mitgekriegt hast.«
    Ich lachte und lehnte mich zurück. Dann holte ich mein Buch wieder heraus. »Doch, es ist mir nicht entgangen. Die Mädels hingen in Trauben an dir.«
    Derek schüttelte den Kopf. »Nicht nur Mädchen. Auch Jungs. Und sogar die Lehrer.« Er beugte sich vor. Seine Augen strahlten, während er mir sein berühmtes schiefes Lächeln schenkte.
    »Muss an deinem Rasierwasser liegen, was?«
    »Kann sein. Eau de Derek scheint heute ein anziehender Duft zu sein.« Wieder lachte er. Dann betrachtete er das Buch, das ich in der Hand
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