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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam
Autoren: Nicola Holzapfel
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Scheidungen.«
    »Warum?«
    »Seit wir getrennt sind, läuft es zwischen uns so gut wie nie zuvor.« Dann zog er an seiner Zigarette und blickte gedankenverloren vor sich hin.
    Naive Menschen, zu denen Sie mich getrost zählen können, freuen sich über so eine Aussage und haken unwillkürlich nach: »Warum bleibt ihr dann nicht zusammen?«
    Die Veränderung, die sich nun in seiner Haltung vollzog, war dramatisch. Er richtete sich auf, schüttelte heftig den Kopf, machte eine abwehrende Geste und antwortete ebenso erstaunt wie brüsk: »Das würde nie klappen!« Dann verabschiedete er sich eilig.
    Zurück blieb ich mit der Frage: Warum denn nicht? Und außerdem: Wenn sie nie zuvor so gut miteinander konnten, warum haben sie dann damals überhaupt geheiratet und wollen sich jetzt aber unbedingt dauerhaft trennen? Ein völliges Rätsel.
    Ein anderer äußerst eigenartiger Scheidungsgrund lautet: »Südafrika ist zu weit weg.«
    Das stimmt unbestritten: Südafrika ist weit weg von Deutschland. Wie den Klatschspalten mehrerer Zeitungen zu entnehmen war, folgerte die Schauspielerin Wolke Hegenbarth daraus jedoch, dass sie sich von ihrem südafrikanischen Ehemann trennen musste. Für dieses Rätsel gibt es immerhin zwei mögliche Erklärungen. Erstens: Sie hat erst nach neun Ehejahren erfahren, dass ihr Mann von dort kommt. Zweitens: Ihr ist erst nach all dieser Zeit klargeworden, wie weit weg Südafrika wirklich ist.
    Das ist übrigens kein rein Hegenbarth’scher Scheidungsgrund. Auch Barbara Becker, bekannt als Ex von Boris Becker, begründete das Aus ihrer zweiten Ehe mit dem Künstler Arne Quinze mit den Worten: »Wir lebten auf zwei verschiedenen Planeten«, womit sie nicht nur verriet, dass sie im Geografieunterricht nicht aufgepasst hatte und auch heute nicht zwischen Kontinenten und Planeten zu unterscheiden weiß, sondern auch meinte, dass ihr Ehemann wie schon vor der Trauung in Brüssel lebte, sie jedoch in Miami.
    Richtig traurig kann einen dagegen die Ausrede machen: »Die Gefühle sind verloren gegangen.« Denn normalerweise sucht man doch, was man verliert, auch wieder. Wenn ich daran denke, was für eine Hektik jedes Mal ausbricht, wenn meine Freundin Cynthia ihren Schlüssel verliert oder meine Tochter ihr Handy mal wieder nicht findet ... Aber nach Gefühlen wird offenbar nicht gesucht. Warum nicht? Wo haben sie sich nur versteckt? Und: Wie sehen sie überhaupt aus? Eigentlich kann man das nur verstehen, wenn man schon mal von einem anderen typischen Scheidungsgrund gehört hat: den »unüberbrückbaren Differenzen«. Die kann man sich gut bildlich vorstellen: Da stehen sich zwei gegenüber, zwischen ihnen ein tiefer Graben voller Differenzen und weil sie keine Brücke bauen können, ist es ihnen unmöglich, das andere Ufer zu erreichen. Wahrscheinlich liegen da in dem Graben auch die Gefühle herum. Und weil die Differenzen so etwas Piranhaartiges haben, mag keiner reinlangen und sie suchen. So oder so ähnlich wird es wohl sein.
    Interessant ist der Versuch, eine Scheidung mit den Worten zu erläutern: »Der Alltag hat uns eingeholt.« Wo war er denn bisher? Ist der Alltag etwa mit der Hochzeit verschwunden und fing dann irgendwann an, dem Paar wieder hinterherzulaufen, bis er auf die Überholspur setzte und die Beziehung ausbremste? Die Begründung suggeriert auch, dass Ehen nur ohne Alltag funktionieren. So eine Ehe muss man sich wohl als permanenten Ausnahmezustand vorstellen, in der jeder Moment anders ist als der vorhergehende. Das klingt für einen Nichtverheirateten ziemlich anstrengend und dürfte wohl früher oder später zu einem Ehe-Burn-out führen. Wenn dem so sein sollte, dann wäre die korrekte und verständliche Übersetzung für »Der Alltag hat uns eingeholt«: »Wir konnten einfach nicht mehr.«
    Den seltsamsten Scheidungsgrund, von dem die Welt bisher gehört hat, liefert aber mit Abstand Otto Waalkes. Mit den Worten »Wir wollten sowieso nicht ewig zusammenbleiben«, erklärte er das Ehe-Aus mit der Schauspielerin Eva Hassmann. Bei dem Komiker kann das wohl nur ein Witz sein – wie sollte man sich auch den Heiratsantrag dazu vorstellen: »Wollen wir ein bisschen heiraten?« oder »Ich möchte mich später mal von dir scheiden lassen, aber dafür müssen wir erst heiraten.« Witz hin oder her – wo bleibt die erhabene Romantik der Herzen, das ganz große Gefühl?
    Immerhin einer scheint es verstanden zu haben: Lothar Matthäus. Als er sich von seiner damaligen Frau Liliane
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