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Verdammt wo ist der Braeutigam

Verdammt wo ist der Braeutigam

Titel: Verdammt wo ist der Braeutigam
Autoren: Nicola Holzapfel
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Gerade mal 0,7 Sekunden berührten sich die Lippen des jungen Paars.
    Es gibt keine allgemeingültige Definition von »Traumhochzeit«, auch nicht davon, wie lange ein angemessener Kuss dauern muss. Im ›Duden‹ taucht das Wort nur als Beispiel bei der Erläuterung des Wortteils Traum- auf, der ausdrückt, »dass jemand oder etwas so ideal ist, wie man es sich immer erträumt hat. Beispiel Traumauto, Traumhochzeit, Traumreise«. Wie so eine Traumhochzeit aussehen soll, ist also eine ganz individuelle Sache. Die meisten werden sich immerhin darauf einigen, dass gutes Wetter dazugehört und ein harmonisches Fest.
    Weniger geläufig ist der Ausdruck der »Traumehe«, was unter anderem daran liegen mag, dass bereits auf der Hochzeit erste Andeutungen fallen, dass das Träumen für eine Ehe nicht ausreicht. »In guten wie in schlechten Zeiten«, heißt es vor dem Jawort. Aber wer will da schon so genau hinhören, am schönsten Tag des Lebens, an dem für viele »ein Traum wahr wird«.
    Die Vorstellung eines »Traumpaares« ist wiederum recht gängig. Heidi Klum und Seal galten viele Jahre als ein solches. Nachdem sie ihre Trennung bekannt gegeben hatten, sagte Seal, sie hätten sich auseinandergelebt und sie seien selbst davon überrascht. Das klingt so, als seien die beiden gar nicht dabei gewesen. Wo waren sie also im echten Leben, als sie für alle noch ein Traumpaar waren?
    Vielleicht ging es ihnen wie Jutta Limbach, der früheren Verfassungsrichterin, die mit 71 Jahren verriet, dass sie und ihr Mann eine »ambulante Ehe« geführt haben. Das klingt, als sei häufig ein Notarzteinsatz fällig gewesen, gemeint ist aber, dass sie und ihr Mann sich nur hin und wieder sahen, eine Fernbeziehung führten. Ein Paar, das zusammenlebt, dürfte sich also nach Limbachs Verständnis in einer stationären Ehe befinden, und die Verlobten sitzen demnach noch im Wartezimmer.
    Aber kein Eheschicksal, nicht einmal Ehen auf der Intensivstation, haben die Macht, ein Paar im Wartezimmer davon abzuhalten, seine Traumhochzeit zu planen. Deswegen darf man getrost erzählen, dass selbst bei Prinz William und seiner Kate die Euphorie inzwischen etwas nachgelassen hat. Prinz William ist von der Liste der 50 bestgekleideten Männer in Großbritannien gerutscht, die das Magazin ›GQ‹ jährlich erstellt. Und Kate war, kaum ein Dreivierteljahr verheiratet, am Valentinstag schon wieder allein, weil ihr Gatte auf den Falklandinseln weilte.
    Ähnlich ernüchternd stellt sich die Zeit nach der Hochzeit für manche Schwiegereltern dar. Auf einmal kommt ans Licht, dass der Schwiegersohn die selbst gebackene Biskuittorte, von der er vor der Trauung so schwärmte, gar nicht mag. Und die Schwiegertochter hat den Roman ›Zauberberg‹, den sie angeblich ebenso sehr schätzte wie ihr Schwiegervater in spe, überhaupt nicht gelesen. Und außerdem: Anrufen könnten die zwei auch mal wieder, wenn sie schon nicht zu Besuch kommen. Das war vor der Hochzeit noch ganz anders. Wie herrlich schien die Zukunft, bevor sie da war.
    Kürzlich hat es in der Schweiz ein junges Paar geschafft, einen Traum zu verwirklichen, den wohl alle träumen: Liebes-, ambulante Ehe- und Scheidungspaare eingeschlossen. Sie haben beim Lottospielen einen Haufen Geld gewonnen: 65 Millionen Franken. Sie sollten also wunschlos glücklich sein. Doch stattdessen wünschen sie sich nichts sehnlicher, als nun eine Traumhochzeit zu feiern. Was uns zeigt: Die schönsten Träume sind die, die von Hochzeiten handeln.

Die Suchenden
WAS HEIRATSWILLIGE IM FERNSEHEN MACHEN
    Es gibt viele Orte, an denen man zukünftige Partner kennenlernen kann. Manche gelten als besonders geeignet. Salsaschulen zum Beispiel oder das Internet oder die Obsttheke im Supermarkt. Ein Ort, an den man nicht sofort denkt, ist das Fernsehen. Schließlich sitzt man passiv davor. Aber – Dokusoaps und Castingformate machen es möglich – inzwischen kann man auch zuschauen, wie dort Menschen ihr Liebesglück suchen. Theoretisch könnte man sogar selbst dabei mitmachen.
    Es gibt Sendungen, da suchen Bauern Frauen, in anderen suchen Mütter Schwiegertöchter. Wenn das so weitergeht, werden bald Hunde Frauchen suchen und Metzgerinnen nach Fleischereifachverkäufern Ausschau halten.
    Das Motto klingt überzeugend simpel. Bei einem Titel wie ›Bauer sucht Frau‹ zum Beispiel kann doch eigentlich nichts schiefgehen. Es kann nicht schwierig sein, eine Frau zu finden. Schließlich gibt es mehr als 40 Millionen davon allein in
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