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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis
Autoren: Stieg Larsson
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ist vorbei.«
    »Ist sie eigentlich auch. Meistens haben wir im September und Oktober Orkanwarnungen. Aber mittlerweile spielt das Klima so verrückt, wegen des Treibhauseffekts und so weiter, da weiß man nie so genau.«
    »Und wann wird Mathilda erwartet?«
    »Bald.«
    »Muss ich irgendwas tun?«
    »Lisbeth, mit Wirbelstürmen ist nicht zu spaßen. In den Siebzigern hatten wir einen, der verheerende Schäden in Grenada angerichtet hat. Ich war damals elf Jahre alt und wohnte in einem Dorf oben am Grand Etang, an der Straße nach Grenville, und die Nacht werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen.«
    »Hmm.«
    »Aber du musst dir keine Sorgen machen. Bleib am Samstag einfach in der Nähe des Hotels. Pack dir eine Tasche mit den Dingen, die du nicht entbehren kannst - zum Beispiel diesen Computer, an dem du immer rumspielst -, und halt sie bereit, für den Fall, dass die Gäste aufgefordert werden, sich in den sturmsicheren Keller zu begeben. Das ist alles.«
    »Okay.«
    »Möchtest du was trinken?«
    »Nein.«
    Lisbeth Salander ging, ohne sich zu verabschieden. Ella Carmichael lächelte ihr kopfschüttelnd hinterher. Es hatte ein paar Wochen gedauert, bis sie sich an die seltsame Art dieses komischen Mädchens gewöhnt hatte, und sie wusste mittlerweile, dass Lisbeth nicht schnoddrig war - sie war einfach nur sehr, sehr anders. Aber sie bezahlte ihre Drinks ohne Umstände, blieb einigermaßen nüchtern und machte keinen Ärger.
     
    Grenadas Lokalverkehr bestand vor allem aus fantasievoll dekorierten Minibussen, die sich nicht um Fahrpläne oder andere Formalitäten scherten. Tagsüber verkehrten sie regelmäßig, aber nach Einbruch der Dunkelheit war es unmöglich, sich ohne eigenes Auto fortzubewegen.
    Lisbeth Salander brauchte nur ein paar Minuten an der Straße nach Saint George’s zu warten, als schon ein Bus neben ihr bremste. Der Fahrer war ein Rastaman mit Dreadlocks, und aus den Lautsprechern im Bus dröhnte in voller Lautstärke » No woman, no cry«. Sie bezahlte ihren Dollar und zwängte sich in den Bus zwischen eine stattliche, grauhaarige Dame und zwei Jungen in Schuluniform.
    Saint George’s lag an einer u-förmigen Bucht, die The Carenage bildete, den Hafen. Rundherum ragten steile Hügel auf, auf denen Wohnhäuser, alte Kolonialbauten und eine Festung standen, Fort Rupert, weit draußen auf einer steilen Klippe am Ende der Landzunge.
    Saint George’s war eine kompakte, dicht gebaute Stadt mit schmalen Straßen und vielen kleinen Gassen. Die Häuser kletterten förmlich die Hügel hinauf, und abgesehen von einer Kombination aus Cricketplatz und Pferderennbahn, gab es im Norden der Stadt kaum eine horizontale Fläche.
    Sie stieg am Hafen aus und spazierte zu MacIntyre’s Electronics, die ihren Laden auf dem Gipfel eines kleinen, steilen Hügels hatten. So gut wie alle Produkte, die in Grenada verkauft wurden, waren aus den USA oder England importiert und kosteten daher doppelt so viel wie anderswo, aber dafür hatte das Geschäft eine Klimaanlage.
    Die Ersatzbatterien, die sie für ihr Apple PowerBook (G4 Titanium, mit 17-Zoll-Bildschirm) bestellt hatte, waren endlich eingetroffen. In Miami hatte sie sich einen Palm mit faltbarer Tastatur zugelegt, aber das war freilich nur ein jämmerlicher Ersatz für einen 17-Zoll-Bildschirm. Die Originalbatterien waren schwächer geworden und reichten mittlerweile nur noch eine halbe Stunde, bevor man sie wieder aufladen musste. Das war übel, wenn sie mit ihrem Computer auf der Poolterrasse sitzen wollte, und außerdem ließ die Stromversorgung in Grenada einiges zu wünschen übrig - im Laufe ihres Aufenthalts hatte es zwei längere Stromausfälle gegeben.
    Lisbeth zahlte mit einer Kreditkarte, die auf den Namen Wasp Enterprises ausgestellt war, stopfte die Batterien in ihre Nylontasche und ging wieder hinaus in die Mittagshitze.
    Dann stattete sie Barclays Bank einen Besuch ab und hob 300 Dollar ab. Sie ging auf den Markt, kaufte sich einen Bund Karotten, ein halbes Dutzend Mangos und eine 1,5-Liter-Flasche Mineralwasser. Als sie wieder zum Hafen kam, hatte sie Hunger und Durst. Sie überlegte erst, ob sie ins »Nutmeg« gehen sollte, aber dort belagerten bereits andere Gäste den Eingang. Also ging sie weiter zum stilleren »Turtleback«, setzte sich auf die Veranda und bestellte sich einen Teller Calamares mit roh gebratenen Kartoffeln und eine Flasche Carib, die örtliche Biermarke. Dann blätterte sie zwei Minuten ein herrenloses Exemplar der
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