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Verbrechen im Rampenlicht

Verbrechen im Rampenlicht

Titel: Verbrechen im Rampenlicht
Autoren: Stefan Wolf
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anzuziehen.« Die Stimme schraubte sich in schmerzhafte Höhen hinauf.
Gerold Sternkamp rieb sich die Ohren.
    »Und was ist mit dem Kleid,
dass Rosé Pantalong für dich geschneidert hat?«
    »Ach, das scheußliche
Pantalong-Teil! Den Fetzen ziehe ich nicht an. Das Kleid ist grün!«
    »Ich dachte, du magst grün,
mein Hasenpfötchen.«
    »Die Farbe macht mich dick.«
    »Es hat über zweitausend Euro
gekostet.« Gerold Sternkamp strich sich über die Stirn, wo sich feine
Schweißperlen gebildet hatten. »Und es war eine Sonderanfertigung.«
    »Ich brauche ein blaues Kleid,
nur so kann ich meine Augen zum Strahlen bringen! Abgesehen davon wird die
Edeltraut von Galactic-Enterprises bestimmt auch ein Rosé-Pantalong-Kleid
tragen. Da käme ich mir total schäbig vor. So, wie eine billige Nachmacherin,
die keinen eigenen Designer hat.«
    Dieses Gespräch würde endlos so
weitergehen. Es gab nur einen Weg, es abzukürzen. Milizia Drescher-Pirschbunker
musste einschreiten. Schon eilte der Hausherr die Treppen hinab, um seine
resolute Haushälterin zu holen. Diese schwang gerade die Fäuste gegen einen
unsichtbaren Gegner.
    »Na, gab es wieder Ärger mit
der Madam?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Sie hatte nicht nur den
absoluten Durchblick, sondern hörte Schritte auf hundert Meter — selbst, wenn
man auf Socken ging.
    »Schmink-Alarm! Sie will schon
wieder nicht aus dem Badezimmer herauskommen!«, klagte Herr Sternkamp. »Dabei
holt uns Gustav in fünf Minuten mit der Limousine ab.«
    »Na, dann werde ich mal mit ihr
reden!« Mili-zia Drescher-Pirschbunker schob ihre Hemdsärmel hoch. »Die Madam
braucht einfach eine klare Ansage.«
    »Aber bitte ohne Gewalt!«
    Die Nanny lachte. »Aber Herr
Sternkamp! Ich bitte Sie! Tätliche Übergriffe behalte ich mir ausschließlich
für Einbrecher und andere Bösewichte vor!«
    Herr Sternkamp entspannte sich
und brachte sogar ein Lachen zustande. »Na, dann kann ich ja beruhigt zur Gala
gehen. Wenn ein Einbrecher kommen sollte, kann er sich schon mal ein Ticket für
die Intensivstation buchen.«

 
     
    In Zickzacklinien wuselte Oskar
über den Gehweg.
    Während Gaby ihn aus dem
Augenwinkel im Blick behielt, sah sie hinab auf ihr Phone. »So ein Mist! Kein
Empfang! Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Kaum zu glauben, dass es in
der Stadt noch echte Funklöcher gibt«, meinte Klößchen amüsiert.
    »Passt du bitte ein paar
Minuten auf Oskar auf? Dann versuche ich es dort oben!« Sie deutete auf eine
Fußgängerbrücke über der Straße.
    »Kein Problem, der Hechelbruder
und ich kommen bestens klar.«
    »Dann nimm das hier.« Gaby
drückte ihm eine kleine schwarze Plastiktüte in die Hand.
    »Was ist das?«
    »Ein Gassibeutel.
Verantwortungsvolle Hundebesitzer räumen die großen Geschäfte ihrer Lieblinge
weg. Bis gleich.« Mit zügigen Schritten und wippendem Pferdeschwanz steuerte
Gaby die Fußgängerbrücke an.
    Klößchen steckte die schwarze
Tüte in die Hosentasche und wandte sich Oskar zu, der hoch konzentriert an
einem Laternenpfahl schnupperte. »Na, hast du ungelesene Messages?«
    Oskar antwortete nicht, sondern
setzte seine Schnüffeltour am Boden fort. Vor einem Gebüsch blieb er stehen.
Ein Knurren ließ ihn kurz verstört aufhorchen. Als er jedoch feststellte, dass
es nur Klößchens Magen war, machte er erleichtert weiter und inspizierte jedes
einzelne Blatt wie ein Detektiv auf Spurensuche. Klößchen beschloss, dem
Knurren ein Ende zu setzen. Er hatte noch eine unangebrochene Tafel Schokolade
im Rucksack. Genau das Richtige, um seinen Appetit für eine Stunde zu stillen.
Er holte sie hervor und packte sie langsam und genüsslich aus. Die hellbraune
Milchschokolade schimmerte verlockend im Sonnenlicht. Doch da sah er über den
Rand der Tafel hinweg, wie Oskar mit angestrengter Miene am Boden hockte.
    »Nicht jetzt!«, entfuhr es
Klößchen. Doch es half nichts. Der Spaniel hatte offenbar nur darauf gewartet,
dass Klößchen seinen Snack auspackte, um dann in aller Ruhe sein Geschäft zu
verrichten. Abgrundtief seufzend steckte Klößchen die Schokolade in seine
Hemdtasche. Mit spitzen Fingern zückte er den Gassibeutel. »Ach Oskar, wie
kannst du nur!«
    Der Spaniel kratzte mit den
Hinterpfoten über den Seitenstreifen. Grasbüschel, Sand und kleine Steinchen
flogen durch die Luft. Klößchen bückte sich widerwillig, um Oskars
Hinterlassenschaft zu beseitigen. Noch im Bücken merkte er, dass er einen
schwerwiegenden Fehler begangen hatte. Es kam ihm vor, als
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