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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
Autoren: Erica Spindler
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hinein und schloss die Balkontüren hinter sich. „Das ist wirklich … gut. Ich bin gleich zurück.“
    Ihre Mutter schien nicht einmal zu bemerken, dass sie ging. Glory lief zur Treppe, einer Panik nahe. Santos, Jackson und zwei weitere, ihr unbekannte Officers standen im Foyer bei Mrs Hillcrest. „Santos!“
    Er blickte hoch. Tränen der Erleichterung traten ihr in die Augen. Santos kam ihr auf halber Treppe entgegen und nahm ihre Hände. „Bist du okay?“
    „Ja, aber Mutter …“ Sie presste seine Hände, um nicht die Fassung zu verlieren. „Sie ist hysterisch. Sie … hat den Verstand verloren. Ich habe Angst, Santos. Angst um sie. Ich weiß nicht, was sie tut, wenn du sie mitnehmen willst.“
    Santos sah zu Jackson hinunter. „Ruf das Präsidium an. Lass einen Psychiater herbringen, schnellstens.“ Jackson ging gleich los, und Santos wandte sich wieder an Glory. „Wo ist sie?“
    Glory sagte es ihm, und sie liefen zusammen die Treppe hoch. Sie erreichten das Zimmer, und Glory klopfte an. Da keine Antwort kam, öffnete sie die Tür einen Spalt. „Mutter“, sagte sie leise, um sie nicht zu erschrecken. „Ich bin’s, Glory. Santos ist bei mir. Er wird uns helfen. Alles wird wieder gut.“
    Sie drückte die Tür weiter auf und sah ins Zimmer. Da sie Hope nicht entdeckte, stieß sie die Tür, von einer bösen Ahnung geplagt, ganz auf. „Mutter, wo bist du?“
    Und dann sah sie Hope. Sie stand auf der Balkonbrüstung, kaum das Gleichgewicht haltend, den Rosenkranz in der Hand. Der Wind erfasste ihren Morgenmantel und blähte den feinen Stoff wie Flügel. Ihre Mutter sah aus wie ein dunkler Racheengel, der sich zum Abflug bereitmacht.
    „Mutter!“ Glory kam einen Schritt näher, die Hände ausgestreckt. „Beweg dich nicht!“
    Ihre Mutter sah sie mit seltsam klarem, ruhigem Blick an. „Das Biest ist gekommen.“
    „Mrs St. Germaine, bitte. Bewegen Sie sich nicht.“ Santos ging vorsichtig in den Raum und sprach mit tiefer beruhigender Stimme. „Alles wird wieder gut. Halten Sie nur durch und …“
    Die Perlen entglitten Hopes Fingern und fielen zu Boden. Glorys Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. Hope lächelte: „Denk daran, Tochter. Das Böse hat viele Gestalten.“
    Dann sprang sie in die Tiefe.

 
68. KAPITEL
    Santos schien zum hundertsten Mal in einer Stunde auf die Uhr zu sehen. Es war ein ruhiger Tag im Morddezernat. Obwohl einem nach dem Medienrummel um Hope St. Germaines Tod, Chop Robichaux’ Verhaftung und die Geschichte ihrer Verbindung, gefolgt von der Verhaftung des Schneewittchen-Killers fast jeder Tag ruhig vorkam.
    Inzwischen hatten Santos und Jackson Zeugen aufgetrieben, die diesen Buster Flowers mit zweien der Opfer zusammen gesehen hatten, eines sogar am Tage ihres Todes. Aber natürlich bestritt dieser Flowers, der Schneewittchen-Killer zu sein. Er bestritt, überhaupt jemand getötet zu haben.
    Wenn Santos jedoch etwas in seiner Laufbahn als Cop gelernt hatte, dann, dass Kriminelle selten zu ihren Taten standen. Nein, dies war der Bursche, der Schneewittchen-Killer und der, der seine Mutter umgebracht hatte.
    Santos sah wieder auf seine Uhr und schimpfte leise. Er wusste selbst nicht, warum er so schnell hier rauswollte. Er musste nirgendwohin, und niemand erwartete ihn. Ganz sicher nicht Glory.
    Seit der Beerdigung ihrer Mutter hatte er sie nicht mehr gesehen. Und auch da hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sie war in sich gekehrt gewesen vor Kummer. Er hatte vergeblich versucht, zu ihr durchzudringen, sie zu trösten. Zwischen ihnen hatte sich eine solide, unüberwindbare Mauer aufgebaut, als hätten sie mit der Entlarvung ihrer Mutter und deren Selbstmord die Fähigkeit verloren, aufeinander zuzugehen.
    Er vermisste Glory. Er wollte diese Mauer zwischen ihnen einreißen und Glory für sich gewinnen, doch er wusste nicht, wie.
    Und selbst wenn es ihm gelang, würde ihre Beziehung nicht von Dauer sein. Sie kamen aus zu unterschiedlichen Welten. Sie würde nicht glücklich sein mit einem Cop, nicht lange jedenfalls. Es war besser so.
    Sein Telefon klingelte, und er schnappte regelrecht nach dem Hörer. „Detective Santos.“
    „Hilf mir!“ flüsterte eine Frau am anderen Ende. „Bitte hilf mir!“
    Er straffte sich. „Wer spricht da?“
    „Santos, bitte, du musst mir helfen. Ich kann mich an niemand sonst wenden!“
    „Tina? Bist du das?“
    „Er verfolgt mich. Ich weiß, dass er es ist.“ Sie begann zu schluchzen. „Er wird mich
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