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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
Autoren: Erica Spindler
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dieser Laden, John?“
    „Nein, meinem Onkel.“
    „Ein Familiengeschäft“, konstatierte Santos. „Das ist schön. Wo ist Ihr Onkel heute Abend?“
    „Bibelstunde.“
    „Kein Scherz?“ Santos ging langsam den Mittelgang auf und ab. „Geht er jeden Abend zum Gebet?“
    „So ziemlich.“ John folgte ihm. „Mein Onkel sagt: Wer den Herrn kennt, kennt weder Dunkelheit noch Schmerz.“ Er rieb sich die offenbar feuchten Hände an der Jeans. „Suchen Sie etwas Bestimmtes, Officer?“
    „Detective Santos“, erklärte Santos lächelnd und ignorierte die Frage. „Es ist früh, um für heute schon zu schließen. Mir scheint, dass Sie noch ganz schön Geschäfte machen könnten, wenn Sie den Laden offen ließen. Das Quarter wird erst nach Einbruch der Dunkelheit lebendig.“
    Der junge Mann meinte achselzuckend: „Die Kriminalitätsrate ist zu hoch. Wir wurden fast jede Nacht überfallen.“
    „Und was ist mit den Straßenmädchen? Von denen müssen doch viele nachts zu Ihnen kommen.“ Santos sah ihm in die Augen, und der junge Mann senkte nach kurzer Zeit den Blick.
    „Sie kommen nicht zu uns. Mein Onkel mag keine Nutten. Er möchte sie nicht im Laden haben.“
    Er log. Hier war es kühl wie in einem Grab, aber John schwitzte, wie Santos an dem feinen Schweißfilm auf dessen Oberlippe erkannte.
    „Ich suche eine Nutte namens Tina. Kennen Sie sie?“
    „Nein, wie gesagt, Nutten kommen nicht zu uns.“
    „Aber vielleicht haben Sie sie gesehen. Kurz bevor ich kam, benutzte sie das Münztelefon auf der anderen Straßenseite.“
    Wieder zuckte er die Achseln. „Ich sehe eine Menge Leute an dem Telefon. Wie sah sie denn aus?“
    Santos beschrieb Tina und beobachtete John. Der blieb völlig ungerührt.
    „Wenn ich so darüber nachdenke“, begann er schließlich, „habe ich eine Frau gesehen, die so aussah. Sie ist abgehauen.“
    „Tatsächlich?“
    „Ja, sie war auf ihrem Weg nach St. Peter.“
    Seine Stimme hatte etwas Verschlagenes, oder verschlagen Amüsiertes. Santos deutete auf eine Tür im hinteren Teil des Ladens. „Was ist da drüben?“
    „Lagerraum.“
    „Darf ich ihn mir ansehen?“
    John hob kurz die Schultern. „Ich habe nichts dagegen.“ „Nach Ihnen.“
    Santos folgte ihm und hatte so ein prickelnd unbehagliches Gefühl. Irgendwie spürte er, dass hier etwas vorging. Aber was? Und wo steckte Tina?
    „Hier.“ John öffnete den Lagerraum, der bis auf Regale und Versandkartons leer war. Santos ging durch den Raum, verschob Kisten und prüfte Türen. Nichts.
    Die Lampe in dem beleuchteten Schild „Ausgang“ brannte nicht, und davor waren einige Kisten gestapelt. „Wohin führt die Tür?“
    „In die Gasse. Wir benutzen den Ausgang nicht.“ John wies auf eine Schalttafel an der Wand. Ein grünes Lämpchen leuchtete auf. „Er ist elektronisch gesichert. Die Einbrecher kamen von hinten, um uns auszurauben. Es ist schon schlimm genug, wenn sie durch die Vordertür kommen. Aber deshalb sind Sie ja hier, Detective Santos, richtig?“ John verschränkte die Arme vor der Brust. „Wegen der Einbrüche in der Gegend.“
    „Richtig.“ Santos wandte sich ihm lächelnd zu. „Das wär’s dann wohl. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.“ John brachte ihn zur Tür und schloss auf. „Wissen Sie, diesen Ausgang zu blockieren ist ein Verstoß gegen die Feuerschutzbestimmungen. Wenn die Feuerwehr das sieht, macht sie Ihnen den Laden dafür dicht.“
    „Ich sag’s meinem Onkel.“
    „Tun Sie das, John.“
    „Ich hoffe, Sie kriegen diese Burschen.“
    „Wir kriegen sie.“ Santos sah ihm in die Augen. „Wir kriegen sie immer.“
    Sobald Santos auf der Straße war, schloss John die Tür hinter ihm ab, und Santos sah, wie er an seine Kasse zurückkehrte.
    Irgendetwas stimmte nicht mit dem Burschen, das spürte er deutlich. Aber was immer es war, hatte vielleicht nichts mit Tina zu tun. Und ihm ging es vor allem um sie.
    Und wenn es doch mit ihr zu tun hatte? Der Bursche hatte gelogen, dass keine Nutten in den Laden kamen, da war er sicher. Und das beunruhigte ihn.
    Santos schimpfte vor sich hin. Die Zeit drängte. Tina könnte die Stadt verlassen haben. Es würde ihn nicht wundern, sie war nicht die Tapferste. Andererseits hatte sie gewusst, dass er ihr zu Hilfe kam. Also, warum weglaufen?
    Er ging zur Ecke und blickte die St. Peter Street hinunter. Angeblich war sie auf dem Weg nach St. Peter gewesen. Er ging in die Richtung, blieb jedoch nach einem halben Block wie angewurzelt stehen, als ihn
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