Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
sie lernen musste, sich zu nähren.
    Also konnte sie nicht länger Isabellas Mitbewohnerin sein.
    Aber das konnte sie nicht ertragen. Isabella war ihre beste Freundin.
    Also würde sie lernen müssen, sich gefahrlos von Isabella zu nähren.
    Aber wenn etwas schiefging...
    Es war unmöglich: Cassies Verstand drehte sich im Kreis. Um sie herum schwatzten, zankten und lachten die anderen Schüler, die nach und nach zum neuen Trimester eintrafen. In ihrem Schlepptau hatten sie ein Gefolge von Chauffeuren, beladen mit teuren Gepäckstücken. Konnte sie mit einem dieser verwöhnten Bälger ein Zimmer teilen? Nein - es war undenkbar, und zweifellos dachten ihre Mitschüler ebenso. Als Cassie sich frustriert zum Gehen wandte, stieß sie mit einem warmen Körper zusammen. Jemand fing sie auf und hielt sie fest.
    »Oh! Tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Die Stimme klang warm, vertraut und belustigt - und sie katapultierte ihr Herz in den Weltraum.
    »Ranjit!«
    Bevor sie ein weiteres Wort über die Lippen brachte, waren diese bereits auf den Mund des gut aussehenden Jungen gepresst. Cassie schloss die Augen, spürte Ranjits Hände auf ihrem Rücken und seinen Mund, wie er ihren liebkoste. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, grub die Finger in sein glänzendes schwarzes Haar und zog ihn an sich. Sie hörte, wie Ranjit scharf durch die Nase einatmete, während er sie immer leidenschaftlicher küsste und noch fester an sich presste.
    Erst als sie das Gleichgewicht verloren und gegen einen gaffenden Neuling prallten, lockerte Ranjit seinen Griff. Heftig errötend ließ Cassie von ihm ab und löste sich aus der Umarmung. Einen Moment lang war sie außerstande zu sprechen, geschweige denn, Ranjit in die Augen zu sehen — obwohl sie die ungläubigen Blicke der Schüler um sie herum spüren konnte. Deutlich zu hören war auch das kaum unterdrückte Getuschel, das im Atrium ausbrach.
    »Ich glaube nicht, was ich da sehe ...«
    »Oh. Mein. Gott.«
    »Er? Er und sie?«
    »Ranjit Singh? Ich wusste ja, dass er eine Schwäche für Stipendiatinnen hatte, aber bitte ...«
    Ranjit räusperte sich und Cassie schaute endlich in sein einfältig grinsendes Gesicht.
    »Ich schätze, damit ist die Katze wohl wirklich und wahrhaftig aus dem Sack«, gluckste er.
    Zaghaft legte er Cassie eine Hand auf die Schulter und schob sie in eine Ecke, in der sie vor Blicken geschützter waren. Cassie hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihr Herz noch schneller schlagen konnte, aber bei seiner sanften Berührung machte es einen Satz.
    »Ja, sieht so aus«, erwiderte sie. »Entschuldige ... ich bin mir nicht sicher, was da gerade geschehen ist.«
    »Ähm, ich auch nicht.« Seine goldbraune Haut rötete sich. »Ich habe dich vermisst«, lachte er. »Falls du das nicht bemerkt haben solltest.«
    Cassie konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken. »Ich auch. Es waren lange Weihnachtsferien, hm?«
    »Wem sagst du das.«
    Sie fragte sich, ob er sich ein wenig über sie lustig machte, aber sein Gesicht war von so strenger Schönheit wie eh und je, und in seinen Zügen lag etwas, das sie gut kannte: eine Sehnsucht, die der ihren gleich kam. Verdammt, war er sexy. Seine Stimme durchs Handy zu hören, war eine Sache, seine pure animalische Präsenz zu spüren eine andere. Sie konnte praktisch fühlen, wie sein Herz schneller schlug, und sie wusste instinktiv, dass er sie wieder berühren wollte — beinahe so sehr, wie sie wollte, dass er...
    Halt, Cassie!
    Bevor sie ihm erneut in die Arme fiel, rief sie sich selbst zur Ordnung. Das ging zu schnell. Nach allem, was geschehen war, war ihr das Ganze ein wenig peinlich. Vielleicht hatte sie sogar ein wenig Angst.
    Estelles Versprechen fiel ihr wieder ein. Du wirst nie wieder Angst haben, Cassandra...
    Das stimmte nicht ganz. Sie hatte Angst vor sich selbst, weil sie sich in aller Öffentlichkeit so hatte mitreißen lassen. Sie spürte, wie sie rot wurde. Wahrscheinlich beobachtete die ganze Schule sie.
    »Cassandra?« Ranjit wirkte ebenfalls ein wenig zögerlich. Er hatte einen halben Schritt auf sie zu gemacht, bevor er sich zügelte.
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »Anscheinend ist es tatsächlich so, dass die Liebe mit der Entfernung wächst.«
    Ranjit lachte. »Ich weiß, was du meinst!«
    »Hör mal, vielleicht sollte ich gehen und, ähm, mich frisch machen. Ich habe mein Zimmer noch nicht gefunden und Isabella auch noch nicht richtig begrüßt. Aber könnten wir uns später
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher