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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust
Autoren: Evie Blake
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Maria stieg zu Tina ins Bett und schloss sie in die Arme. Sie zog ihr Kind so dicht an sich, dass es sich anfühlte, als schlügen ihre Herzen wie eins. Das Mädchen wimmerte. Sie war müde und mürrisch, weil man sie geweckt hatte. Maria flüsterte in ihre winzige Ohrmuschel. Sie erzählte ihr eine große Liebesgeschichte. Es war nicht ihre eigene. Nein. Sie erzählte ihr die Liebesgeschichte ihrer Mutter. Von Belle und Santos. Eine Liebe, die im würdevollen Venedig entbrannt war, von einem unglückseligen Paar, das keines sein durfte. Die Geschichte brachte das kleine Mädchen zum Weinen, obwohl sie davon erzählte, dass der Märchenprinz eines Tages erschien. Maria drückte Tina fester an sich. Lieber erzählte sie ihr solchen Unsinn, als ihr die Wahrheit über die Liebe zu verraten. Dass sie ein Mädchen vollkommen überwältigen und derart befreien konnte, dass es einem Angst machte. Denn wenn man diese Art der Liebe einmal kennengelernt, eine solche Hingabe und Glückseligkeit erfahren hatte, war es schwer, sich auf etwas anderes einzulassen. Aber was, wenn der Mann, den man liebte, einem nie gehören konnte? Dann war man für den Rest seines Lebens gefangen.
    Maria weiß, dass es nichts ändern wird, egal, wie viele Prinzessinnenmärchen sie ihrer Tochter im Laufe der Jahre erzählt. Jedes Mal wenn sie Tinas unerschrockenen Blick sieht, sieht sie die Leidenschaft, die in ihnen allen brennt. In ihrer Mutter. In ihr selbst. In ihrer Tochter. Umso mehr, als sie in den Gesichtszügen des Kindes den Vater wiedererkennt. Und wenn sie das sieht, hat sie Angst.

Valentina
    Valentina liegt bäuchlings auf dem Bett und liest ein Buch. Sie blättert um und atmet den angenehmen Geruch des Papiers ein. Ihr Bauch, der auf dem weichen Federbett ruht, zieht sich zusammen, und sie liest noch einmal den letzten Abschnitt. Anaïs Nin erzählt von einer brasilianischen Tänzerin, die ihr Geschlecht mit rotem Lippenstift anmalt. Die Frau ist von Bewunderern umgeben, die sie nicht berühren, sondern nur ansehen dürfen. Das Bild brennt sich in Valentinas kreativen Geist. Anaïs Nin beschreibt die vollen roten Schamlippen wie die reife Blüte einer tropischen Blume, und das Bild erregt Valentina. Sie merkt, dass sie sich mit gekreuzten Beinen auf der Bettdecke windet, und empfindet Lust. Sie verspürt den unwiderstehlichen Drang, sich anzumalen und zu erleben, wie sich das anfühlt. Ihr Freund blättert neben ihr im Bett eine Seite um. Daraufhin dreht sie sich um und beobachtet, wie er am Kopfende lehnt und ebenfalls ein Buch in der Hand hat.
    »Was liest du?«, fragt sie.
    »Edgar Allan Poe«, erwidert Leonardo und blinzelt hinter seinen Brillengläsern. » Doppelmord in der Rue Morgue .«
    »Ach, das habe ich gelesen«, sagt Valentina und erinnert sich, dass es zu Thomas’ Lieblingsbüchern gehörte. »Es gilt als der erste Kriminalroman überhaupt, oder?«
    Leonardo nickt, hebt den Kopf und nimmt die Brille ab.
    »Wie ist Anaïs Nin?«
    »Heiß.«
    Er legt den Kopf schief und betrachtet sie mit leicht amüsiertem Blick.
    »Ach was?«
    Sie bemerkt, wie er ihren Körper mustert. Sein Blick ruht auf ihrem Rücken. Leonardo hat ihr unzählige Male gesagt, dass sie den perfekten Hintern für eine Unterwürfige besitzt: rund, aber fest, drall und voll zum Versohlen. Er will sie ärgern, aber mittlerweile findet sie großen Gefallen an ihren gemeinsamen Spielen. Außerdem helfen sie ihr, Thomas zu vergessen.
    Erst fünf Monate ist es her, dass Thomas und Valentina zusammen in Venedig gewesen sind, nur fünf Monate, seit am Tag nach ihrem leidenschaftlichen Wiedersehen alles auseinandergebrochen ist. Fast war sie bereit gewesen, ihm alles zu geben, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Thomas hatte ihr monatelang seine Liebe bewiesen, hatte ihr gezeigt, dass er sie so akzeptierte, wie sie war, und sie nicht ändern wollte. Natürlich wollte er auch etwas zurückhaben, das war nur gerecht. Doch obwohl sie in Mailand zusammengelebt hatten, hatte sie darauf bestanden, dass er sie nicht als seine Freundin bezeichnete. Etwas hatte sie davon abgehalten, ihm ihre Liebe zu gestehen. Sie kann sich noch immer nicht erklären, was es war. Mit diesem einen Zögern hatte sie ihr gemeinsames Leben zerstört. Und erst als Thomas endgültig gegangen war, hatte sie begriffen, dass er ein Teil von ihr war.
    Nachdem er sie in Venedig verlassen hatte, wollte sie ihn zurückgewinnen. Doch als sie wieder nach Mailand kam, war er bereits verschwunden. Wie hatte
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