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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust
Autoren: Evie Blake
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er das geschafft? Er hatte innerhalb von vierundzwanzig Stunden gepackt und sich aus dem Staub gemacht. Den Schlüssel hatte er in einem Umschlag im Briefkasten hinterlassen. Ohne ein einziges Wort. War er zurück nach Amerika gegangen? Sie wusste nur, dass seine Eltern in Brooklyn lebten, aber sie besaß weder eine Adresse noch eine Telefonnummer.
    Natürlich wusste Leonardo, wo er sich aufhielt, schließlich waren die beiden alte Freunde. Zu Valentinas Entsetzen hatte er ihr erklärt, dass Thomas Italien tatsächlich verlassen hatte. Allerdings war er nicht nach New York zurückgekehrt, sondern wohnte und arbeitete jetzt in London. Zunächst war sie wütend gewesen. Thomas hatte ihr keine Chance gegeben, ihn zurückzugewinnen, sondern kapituliert. Er hatte ihr erklärt, dass er sie liebte. Wie konnte er so etwas behaupten? Hätte er sich dann nicht etwas mehr bemüht?
    Doch tief im Inneren weiß Valentina, dass Thomas alles versucht hat. Außer zu betteln. Er hat seinen Stolz. Ganz sicher fühlte sie sich vor allem deshalb zu ihm hingezogen. Wegen seiner Selbstsicherheit und Stärke. Er würde sie nie anflehen.
    In jenen ersten schrecklichen Wochen sagte Leonardo, sie solle zu Thomas fahren.
    »Du liebst ihn, er liebt dich. Worauf wartest du?«, meinte er.
    Aber sie war stur geblieben.
    »Nein, das führt zu nichts. Es ist gut so«, erklärte sie ihm. »Es hätte niemals funktioniert. Selbst wenn wir es eine Weile versucht hätten – wozu? Keine Beziehung hält ewig.«
    Sie wusste, dass sie die Worte ihrer Mutter wiederholte. Sie hatte sich so sehr gewünscht, nicht wie sie zu sein, doch anscheinend war sie ihr genaues Ebenbild – eine Frau, die unfähig war, sich zu einem Mann zu bekennen.
    »Glaubst du das wirklich, Valentina?«, fragte Leonardo.
    »Natürlich, du etwa nicht?«
    Leonardo wirkte nachdenklich.
    »Ich bin dir sehr ähnlich, Valentina.«
    Freunde, die miteinander vögeln. So beschreibt Valentina ihr Verhältnis zu Leonardo. Ohne Verpflichtungen. Leonardo hat Raquel, seine bezaubernde Freundin mit der Figur einer Sanduhr, von der sie bereits mehrfach zu einem Dreier eingeladen wurde. Valentina findet die Vorstellung allerdings nicht sehr verführerisch. Obwohl Raquel und Leonardo eine offene Beziehung führen, kann Valentina sich nicht von dem Gedanken lösen, dass Leonardo Raquel sozusagen gehört. Ihr wäre ein unverfänglicher Dreier lieber: sie und eine andere ungebundene Frau, wie etwa ihre neue Tänzerfreundin Celia, und Leonardo. Ihre Beziehungen sind gleichwertig. Ohne Verpflichtungen. Ein solches Treffen ist bereits länger geplant, doch Celia befindet sich auf einer Tournee in Amerika und kommt erst in einigen Wochen zurück.
    Leonardo beschreibt mit seiner Fingerspitze Kreise auf ihrem Bauch und gleitet dabei immer tiefer. Sie legt ihre Hand auf seine, wendet ihm das Gesicht zu und sagt:
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«, fragt er.
    Sie küsst ihn zärtlich auf die Lippen. »Du bist ein sehr gewissenhafter Freund, aber nein. Ich muss aufstehen.«
    »Warum? Es ist Sonntag.«
    Er hat recht, aber sie kann nicht länger im Bett bleiben. Sonntags haben Thomas und sie immer den ganzen Tag im Bett gefaulenzt, sich immer wieder geliebt und waren nur aufgestanden, um sich etwas zu essen und zu trinken zu holen, bevor sie wieder unter der Decke verschwanden. Sie weiß, dass Leonardo bald gehen muss. Heute kommt Raquels Familie zu Besuch, deshalb erwartet sie ihn zu Hause. Valentina kann es nicht ertragen, allein im Bett zurückzubleiben, den ganzen Tag Anaïs Nin zu lesen und immer deprimierter zu werden.
    »Kommst du morgen in den Club?«, fragt er. Leonardo führt Mailands exklusivsten SM -Club, zu dem nur Mitglieder Zutritt haben. Seit Valentina vor einiger Zeit angefangen hat, sich mit erotischer Fotografie zu beschäftigen, verbringt sie zunehmend mehr Zeit in Leonardos nächtlichem Unterschlupf. In erster Linie ist sie aus beruflichen Gründen dort: um mit einigen Clubmitgliedern künstlerisch anspruchsvolle und ästhetische erotische Kompositionen zu schaffen. In Nächten, in denen sie Thomas zu sehr vermisst, treiben Schuld und Wut sie dazu, sich mit SM-Spielen abzulenken, aber ausschließlich mit Leonardo. Er ist der Einzige, dem sie vertraut.
    Leonardo sitzt auf der Bettkante und zieht seine Socken an. Sie betrachtet seinen Hinterkopf, die dunklen Locken, die ihm inzwischen fast bis auf die Schultern reichen.
    »Du musst zum Friseur«, stellt sie fest und bohrt ihm einen Finger in den
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