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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust
Autoren: Evie Blake
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zusammen und wendet den Blick ab. Sie weiß, wenn sie als Tänzerin Erfolg haben will, muss sie ihr Leben ganz ihrem Traum widmen. Die Liebe zu einem Mann könnte diesen Traum gefährden. Doch sosehr sie sich dagegen wehrt, manchmal träumt Maria dennoch davon, wie es ist, verliebt zu sein und geliebt zu werden. Wie es ist, für einen Mann die Prinzessin zu sein.
    Die Fähre legt ab, und Maria winkt zum Abschied. Ihre Kehle schnürt sich zusammen. Sie weiß nicht, ob sie weint, ihr Gesicht ist nass vom Regen. Belle und Pina haben sich eingehakt, winken zurück und pusten Küsse über das Wasser. Maria fängt sie und verschließt sie in ihrem Herzen. Die Küsse ihrer Mutter werden sie beschützen. Sie hat Angst vor der Welt, die auf sie zukommt. London, eine vom Krieg zerstörte Stadt, deren Einwohner hart und stolz sind. Und sie ist Italienerin. Das ist zwar nicht so schlimm wie Deutsche, aber dennoch war sie bis zur Absetzung Mussolinis ihr Feind. Sie beißt sich auf die Lippe und atmet tief die feuchte Luft der Lagune ein, während die Stadt vor ihr immer kleiner wird und die Gestalten der beiden Frauen langsam verschwinden. Venedigs Magie löst sich um sie herum auf, als sei sie all die Jahre in einen Zauberumhang gehüllt gewesen. Sie erschaudert. Das ungewohnte Gefühl, ihr eigenes Leben zu beginnen und unabhängig zu sein, durchströmt ihren Körper.
    »Sie ist so naiv«, flüstert Belle, während sie zusieht, wie ihre Tochter vor ihren Augen von der weiten Lagune verschluckt wird.
    »Das waren wir alle einmal«, antwortet Pina und zieht ihre Geliebte dicht an sich. Sie küsst Belle auf die feuchte Wange, legt eine Hand auf das Herz ihrer Geliebten und spürt ihren schnellen, aufgeregten Herzschlag. »Gehen wir nach Hause«, sagt sie.
    Doch Belle kann sich des dunklen Gedankens nicht erwehren, dass Maria zu jung ist, um nach London zu gehen. Dass sie vielleicht noch nicht bereit ist, den großen ehrgeizigen Traum zu leben, eine Tänzerin zu sein. Sie denkt, dass sie sie nicht hätte gehen lassen dürfen. Ihre Tochter ist zu unbedarft. Wird sie noch dieselbe sein, wenn sie je nach Venedig zurückkehrt?

Valentina
    »Kann ich mitkommen?«
    Antonella sieht sie mit flehendem Blick an, beugt sich vor und ergreift Valentinas Hand. Ihre Freundin hat sich in ein Gitterkorsett gequetscht und streift mit ihrem tief ausgeschnittenen Dekolleté Valentinas Brust. Valentina spürt, wie sich Antonellas krallenartige Nägel in ihre Hand bohren.
    »Ich fahre nur für ein paar Tage«, versucht sie abzuwehren.
    »Bitte, Valentina«, bettelt Antonella, »es ist so langweilig in Mailand, jetzt, wo Marco nach New York gegangen ist und Gaby nur noch die Liebe im Kopf hat.«
    Valentina zögert. Sie hatte vor, allein nach London zu fahren und die Zeit zu nutzen, um wieder zu sich zu finden.
    »Bitte«, drängt Antonella und klimpert mit ihren falschen Wimpern.
    »Ich weiß nicht. Ich weiß auch noch gar nicht, wo ich wohnen werde.«
    »Meine Tante hat ein Haus in Kensington. Da könnten wir wohnen. Das ist total schick«, erklärt Antonella selbstzufrieden, da sie genau weiß, dass Valentina nicht mit derlei Verwandtschaft in London aufwarten kann. »Du musst mich mitnehmen. Ich kann dir helfen, deine Ausstellung zu organisieren. Du weißt, wie gut ich in so etwas bin. Außerdem«, sie befeuchtet ihre Lippen, »gibt es ein paar ziemlich coole Clubs in London. Wir hätten so viel Spaß.«
    Valentina kann ihrer Freundin den Wunsch nicht abschlagen. Außerdem ist es vielleicht ganz gut, wenn sie jemand bei sich hat. Wenn Antonella sie begleitet und ablenkt, kommt Valentina womöglich nicht in Versuchung, Thomas anzurufen. Und das sollte sie wirklich auf keinen Fall tun. Sie will nicht wieder leiden.
    »Okay, aber reden wir später darüber. Sollten wir nicht lieber hineingehen?«, fragt sie.
    Antonella steht auf und streckt sich. Obwohl sie hochhackige Pumps trägt, ist sie noch immer kleiner als Valentina. Sie zieht an ihrem Korsett und rückt ihre Brüste zurecht. Ihr Tanga aus roter Spitze ist so winzig, dass sie auch auf ihn verzichten könnte. Valentina findet es noch immer seltsam, ihre Freundin in dieser Aufmachung zu sehen, und noch seltsamer, Fotos von ihr zu machen, wenn sie als Domina in ihrem Element ist.
    »Es schadet nicht, ihn ein wenig warten zu lassen. Ich habe heute Abend das Sagen«, erklärt Antonella, während sie den Empfangsbereich verlässt und den schwarzen Marmorflur in Leonardos Club hinunterstakst.
    »Nun, das
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