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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: Erin Hunter
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berichtete er leise. »Die Königin und die Jungen werden nicht angerührt, kapiert? Die anderen Katzen liegen weiter weg, näher am Eingang. Ich glaube nicht, dass sie wissen, dass wir hier sind.«
    »Was sollen wir nun tun?«, fragte Distelpfote.
    »Wir wollen hier drin nicht kämpfen, sondern sie nur ins Freie scheuchen, deshalb rasen wir einfach mittendurch und kreischen, als wäre eine Bande Dachse hinter uns her.«
    Kiesel blickte verwirrt. »Was ist das?«
    Windpfote verdrehte die Augen. »Große, schreckliche Tiere mit scharfen Zähnen.«
    »Passt auf, dass sie euch nicht in die Enge treiben.« Löwenpfote spannte seine Muskeln an. »Also gut – jetzt!«
    Er stürzte los und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Seine Gefährten rannten hinter ihm her und kreischten wie ein ganzer Clan kämpfender Katzen. Erschrockene Rufe kamen von den Katzen weiter hinten im Durchgang. Löwenpfote erhaschte einen Blick auf eine rotbraun-weiß gescheckte Königin, die sich gegen die Felswand drückte und ihre Jungen schützend gegen ihren Bauch presste. Er raste an ihr vorbei und platzte mitten in den Bau der Eindringlinge.
    Die stolperten blindlings umher und rannten heulend vor Angst und Schrecken zum Eingang. Löwenpfote war darauf gefasst, zu kämpfen, aber keiner versuchte ihn aufzuhalten, als er durch den Bau stürmte. Der schmale Spalt, der nach draußen führte, war von zappelnden Katzenkörpern verstopft, die verzweifelt zu entkommen suchten. Löwenpfote wirbelte herum, den Rücken gegen die Wand gepresst und die Krallen ausgefahren, doch die Katze, die ihm am nächsten war, ein langgliedriger gelbbrauner Kater, warf ihm nur einen entsetzten Blick zu und stürzte dann zum Spalt, um zu fliehen. Innerhalb weniger Herzschläge war der Bau bis auf die vier Schüler leer.
    Distelpfote stieß ein letztes furchterregendes Kreischen aus und blieb keuchend stehen. »Es hat geklappt!«
    Das Geheul kämpfender Katzen drang durch den Spalt. Brombeerkralle führte seine Krieger draußen in den Kampf. Löwenpfote holte tief Luft und schmeckte Blut in der Luft.
    »Kommt!«, drängte er.
    Der Weg war nun frei und Löwenpfote stürmte durch den Spalt hinaus. Auf der großen Fläche vor den Felsen tummelten sich zahlreiche Knäuel kämpfender Katzen, als Stamm und Clan auf die Eindringlinge trafen. Das Mondlicht beleuchtete getigertes, goldbraunes und weißes Fell und glitzerte auf scharfen Zähnen und Krallen. Schmerzensschreie und wütendes Heulen zerrissen die Nacht.
    Löwenpfote meinte, hinter sich ein Flüstern zu hören, und spitzte die Ohren. »Löwenpfote – jetzt!« Sein Kopf fuhr herum. Hatte er wirklich Tigerstern gehört? Da war keine dunkel getigerte Gestalt im Schatten, keine leuchtenden bernsteinfarbenen Augen, doch die Aufforderung zum Kampf war unwiderstehlich.
    Direkt vor ihm hielt der braune Eindringling Schnips den jungen Zukünftigen Schrei zu Boden gedrückt und schlug mit seinen Krallen auf ihren Bauch ein. Mit einem Zornesschrei stürzte sich Löwenpfote auf ihn und biss ihn mit aller Kraft ins Genick. Jaulend vor Schmerz und Schreck, bäumte Schnips sich auf und versuchte, ihn abzuschütteln. Schrei befreite sich aus seinem Griff und verschwand in der Dunkelheit.
    Löwenpfote verlor das Gleichgewicht, schaffte es aber, Schnips im Fallen zu sich herunterzuziehen, und schlug mit den Hinterpfoten nach dem Bauch des Fremden. Braune Fellbüschel flogen durch die Luft und er roch den heißen Gestank von Blut. Er stürzte sich auf Schnips’ Hals, doch Schnips fuhr ihm mit der Klaue übers Ohr und schaffte es, wieder auf die Pfoten zu kommen. Löwenpfote ließ ihn gehen.
    Einen Herzschlag lang blickte er sich auf der Suche nach dem nächsten Gegner keuchend um, als er wieder das Flüstern zu hören glaubte. »Löwenpfote – hinter dir!« Er schoss herum und stand vor einem riesigen grauen Kater, dessen helles Fell bereits blutüberströmt war. Löwenpfote hatte gerade noch Zeit, auszuweichen und dem Eindringling einen Prankenhieb zu versetzen, während dieser an ihm vorbeihuschte.
    Er kletterte auf einen Felsen, überflog den mondbeschienenen Kampfplatz und entdeckte Distelpfote und Kiesel, die Seite an Seite kämpften und sich durch das Katzengedränge schoben, dorthin, wo Brombeerkralle und Streif als kreischendes Bündel aus Fell und Krallen über den Boden rollten und aufeinander eindroschen. Er entdeckte auch Eichhornschweif, die einem schwarzen Kater um einen Felsen herum nachjagte, wo er
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