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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: Erin Hunter
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Plan, aber ihr könntet abstürzen und euch den Hals brechen. Ganz zu schweigen davon, was die Eindringlinge euch antun könnten.«
    »Ich stürze nicht ab«, miaute Kiesel selbstbewusst. »Und die anderen auch nicht, wenn sie vorsichtig sind. Da sind jede Menge Spalten, in die man seine Krallen setzen kann«, erklärte sie. »Ihr müsst nur darauf achten, dass eure Pfoten einen sicheren Halt haben, ehe ihr weiterklettert. Das ist so leicht wie Beute fangen.«
    Für dich vielleicht, dachte Löwenpfote. Aber er würde jetzt nicht kneifen. »Wir müssen es tun«, beharrte er. »Dadurch gewinnen wir einen Riesenvorteil beim Kampf.«
    Brombeerkralle seufzte. »Du hast recht. Und ihr seid Schüler und keine Jungen mehr, die man in der Kinderstube behüten muss. Also gut, dann geht.«
    Löwenpfote schaute in Distelpfotes leuchtende Augen und hoffte, dass er ebenso zuversichtlich aussah.
    »Ich laufe zurück und sage es den anderen«, fuhr Brombeerkralle fort. »Wartet, bis ihr mich dort unten seht. Und dann klettert hinab; wir werden bereit sein und warten.«
    Sein bernsteinfarbener Blick ruhte einen Herzschlag lang erst auf Löwenpfote, dann auf Distelpfote, ehe er sich umdrehte und den Pfad hinab verschwand.
    Windpfote nahm wieder seinen Aussichtsposten ein, während Kiesel rasch ihre Anweisungen über das Klettern wiederholte. »Und schaut auf keinen Fall nach unten«, schloss sie. »Wenn euch schwindelig wird, stürzt ihr ab.«
    Windpfote schlich zu ihnen. »Er ist jetzt unten.«
    »Dann los«, miaute Löwenpfote.
    »Ich gehe zuerst.« Kiesel senkte bereits ihr Hinterteil in das Loch. »Schaut zu, wie ich es mache.«
    Die drei Schüler mussten sich dicht aneinanderdrängen, um sie durch das enge Loch beobachten zu können. Obwohl ihm Windpfotes Ohr im Weg war, sah Löwenpfote, wie sie vorsichtig nach unten kletterte und jedes Mal ihren Halt überprüfte, ehe sie das Gewicht auf eine andere Pfote verlagerte.
    »Ich gehe als Nächster«, murmelte er. »Sie sollte da unten nicht allein sein.«
    Distelpfote und Windpfote traten zurück und machten ihm Platz. Als Löwenpfote rücklings durch die Lücke glitt, bekam er einen Moment lang Panik, er könne zu groß sein. Seine Schultern schrammten am Fels entlang, dann war er durch und hing mit allen vier Pfoten im Schacht. Unter sich hörte er Kiesel leise miauen: »Gut so. Ganz langsam.«
    Ihre Warnung im Kopf, nicht nach unten zu schauen, stieß Löwenpfote seine Krallen tief in die Felslücken und kletterte vorsichtig den Schacht hinunter. Einmal löste sich unter seinem Gewicht ein Stein, und er rutschte mit einem entsetzten Keuchen nach unten, während er mit den Krallen hektisch nach einem anderen Halt am Gestein suchte. Als er einen gefunden hatte, musste er kurz innehalten. Sein Herz klopfte so laut hinter seinen Rippen, dass er dachte, es müsste jede Katze von hier bis zum See aufwecken.
    Über ihm flüsterte Windpfote verärgert: »Willst du die ganze Nacht in diesem Loch hängen bleiben?«
    Löwenpfote biss die Zähne zusammen. Er würde den WindClan-Schüler nicht merken lassen, dass er Angst hatte. Rasch suchte er nach einem nächsten sicheren Halt. Schneller als gedacht erklang Kiesels leise Stimme unter ihm.
    »Du kannst jetzt loslassen.«
    Löwenpfote spannte seine Muskeln an, stieß sich von der steinernen Wand ab und landete wenige Schwanzlängen tiefer mit den Pfoten im Sand. Gleich darauf plumpste Windpfote neben ihn, dicht gefolgt von Distelpfote.
    »Sehr gut!« Kiesels Augen glänzten im Mondlicht. »Und jetzt?«
    Löwenpfote schüttelte sich den Sand aus dem Fell und sah sich um. Ein Durchgang führte weg von dem sandigen Bereich, wo sie standen, und krümmte sich dann, sodass sie nicht sehen konnten, was ein paar Pfotenschritte dahinter lag.
    »Wartet hier«, flüsterte er.
    Leise, als würde er sich an eine Maus anpirschen, schlich Löwenpfote zu der Biegung und spähte herum. Hinter der Krümmung entdeckte er eine freie Fläche, die mit Sand bedeckt und bis an die Wände hoch mit Moos ausgelegt war. Er konnte die gespitzten Ohren einer Katze erkennen, die im Moos lag, und das Quieken winziger Kätzchen hören. Er sog die Luft ein und witterte den milchigen Geruch einer säugenden Königin. Ein Stück weiter den Durchgang entlang waren Bewegung und leises Stimmengemurmel zu vernehmen, die Geräusche zahlreicher Katzen, die sich für die Nacht in ihre Nester kuschelten.
    Verstohlen schlich er zu seinen Gefährten zurück. »Da ist eine Kinderstube«,
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