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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: Erin Hunter
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vertraut war. Sie wären nicht länger ein Stamm.
    Nun mussten sich nur noch sehr wenige Katzen entscheiden. Fels stand mit besorgten Augen in der Mitte der Höhle. Schließlich nickte er Brombeerkralle kurz zu und tappte zu den Katzen hinüber, die kämpfen wollten. Fang begrüßte ihn, indem er ihm die Schwanzspitze auf die Schulter legte.
    Die ganze Zeit über hatten Sturmpelz und Bach stumm dagestanden, Pelz an Pelz. Schließlich schaute Bach ihren Gefährten mit flehentlichen Augen an. Er berührte sie mit der Nase am Ohr, legte dann seinen Schwanz über ihren Rücken und führte sie zu ihrem Bruder Fang.
    »Dürfen sie überhaupt mitentscheiden?«, fragte Löwenpfote flüsternd. »Gehören sie zum Stamm oder zum Clan?«
    »Das wissen sie wohl selbst nicht«, antwortete Distelpfote.
    Die Clan-Katzen blieben zusammengedrängt in der Mitte der Höhle stehen, während die Stammeskatzen nacheinander zur einen oder anderen Seite gingen. Endlich waren sie allein. Distelpfotes Herz raste, als sie erkannte, dass auf der »Kämpfen«-Seite der Höhle mehr Katzen saßen.
    »Sie haben sich für den Kampf entschieden«, flüsterte sie Häherpfote zu.
    Ihr Bruder schnippte mit dem Schwanz. »Gut.«
    Brombeerkralle schaute sich um und verneigte sich dann vor Steinsager. »Die Entscheidung scheint eindeutig zu sein«, verkündete er. »Dein Stamm will kämpfen.«
    Steinsagers Fell sträubte sich. Distelpfote wurde klar, dass er ein solches Ergebnis nicht erwartet hatte. Seine Augen wurden schmal und er schaute Brombeerkralle böse an. »So soll es sein«, fauchte er. »Mögest du heute Nacht gut schlafen, Clan-Katze. Denn dieser Kampf wird meinen Stamm vernichten.«
    Brombeerkralle wartete, bis Steinsager von seinem Felsen gesprungen und mit einem letzten Peitschen seines Schwanzes in dem Durchgang verschwunden war, der zur Höhle der spitzen Steine führte. Dann drehte er sich zu den übrigen Katzen in der Höhle um. Alle Stammeskatzen, auch jene, die sich für den Kampf entschieden hatten, sahen ängstlich aus, als wäre ihnen klar geworden, was für eine gewichtige Entscheidung sie soeben getroffen hatten.
    »Gut, machen wir uns bereit.« Brombeerkralles Stimme klang forsch und zuversichtlich. »Wir müssen sofort zuschlagen, damit die Eindringlinge uns nicht zuerst angreifen. Heute Nacht haben wir Vollmond, das wird uns helfen.«
    Distelpfote zuckte zusammen und jedes Haar in ihrem Pelz stellte sich auf. Der Vollmond war eine Zeit des Friedens! Zu Hause am See versammelten sich die Clans nun auf der Insel. Obwohl es unmöglich war, hätten ihre Pfoten sie am liebsten aus der Höhle und weg von den Bergen getragen, um bei ihnen zu sein. Aber für den Stamm ist der Vollmond keine besondere Zeit, erinnerte sie sich.
    »Alle Katzen, die noch mehr Kampftraining möchten, gehen mit Eichhornschweif und Distelpfote«, fuhr Brombeerkralle fort. »Fels und Fang, ihr beide helft mir, unsere Taktik zu planen. Häherpfote, sieh zu, dass du bis zu unserer Rückkehr ein paar Heilkräuter findest.«
    »Ja«, murmelte Häherpfote. »Steinsager wird uns bestimmt nicht helfen.«
    »Denkt daran«, miaute Brombeerkralle und schaute sich mit ernstem Blick in der Höhle um, »hier geht es nicht um das Gesetz der Krieger oder um das Gesetz des Stammes. Hier geht es um Leben und Tod, so wie die Eindringlinge es gesagt haben. Und ihr – der Stamm – werdet diejenigen sein, die leben!«
    Reglos und mit glühenden Augen stand er da, während die Stammeskatzen mit lautem Jaulen ihre Zustimmung kundtaten.
    Mondlicht schimmerte durch das fallende Wasser und warf silbernes Licht in die Höhle. Die Katzen, die auf dem Weg zum Kampf waren, versammelten sich vor dem Höhleneingang und warteten, bis sie an der Reihe waren, über den Pfad des eilenden Wassers zu gehen. Distelpfote stand neben Löwenpfote und spürte sein aufgeregtes Zittern bei dem Gedanken an einen echten Kampf. Sein Schwanz war gesträubt und doppelt so buschig wie sonst und seine Augen blitzten.
    »Hier.« Distelpfote schrak zusammen, als eine Schwanzspitze ihre Schulter berührte. Sie wirbelte herum und sah Häherpfote. »Kommt her«, wiederholte er und winkte sie mit dem Schwanz zu sich herüber. »Ich muss euch etwas sagen.« Auch in ihm war eine unterdrückte Spannung spürbar, als hätte er ebenfalls einen Kampf vor sich.
    »Was ist?«, fragte Löwenpfote und schaute zu den Katzen, die den Pfad entlang verschwanden. »Wir müssen los.«
    »Es dauert keinen Herzschlag lang«,
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