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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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keine Chance dazu. Und wissen Sie was? Mir soll das recht sein. Und Mrs Gottfried ist es anscheinend auch recht. Sie hängt förmlich an Richards Lippen.
    »Und angesichts unserer Haltung in dieser Frage, Mrs Gottfried«, sagt Richard weiter, »dulden wir nicht, dass der Vorwurf des Rassismus gegen uns erhoben wird. Ich muss meiner Frau völlig recht geben. Weder sie noch meine Tochter haben sich etwas vorzuwerfen.«
    Richard lehnt sich zurück, verharrt kurz in seiner Position und schlägt dann sein langes Bein elegant über das andere. Mrs Gottfried ist wie hypnotisiert – offensichtlich steht sie auf schöne Männerbeine! Es gelingt ihr, den Blick von Richards unteren Gliedmaßen wieder zu lösen und ihm in die Augen zu schauen. Sie stößt ein Räuspern aus. »Mr Clark, ich habe natürlich volles Verständnis für Ihren Standpunkt, aber das bringt mich in eine ziemlich ... unangenehme Lage«, säuselt sie.
    Noch ein Eintrag für das Guinness Buch der Rekorde: Gottfried säuselt.
    »Hören Sie, wir sind doch vernünftige Menschen«, sagt Richard in festem, aber verständnisvollem Ton. Er ist jetzt Michael Corleone, gefährlich, aber stets offen für vernünftige Argumente. »Meine Frau und ich möchten Ihnen durchaus entgegenkommen. Wir werden Molly bitten, ihre besondere Begabung in Zukunft für sich zu behalten. Molly wird niemanden mehr imitieren, sondern nur noch in ihrer eigenen Stimme sprechen. Fran und ich geben Ihnen unser Wort darauf.« Richard unterbricht sich kurz, um Mrs Gottfried erneut ein strahlendes Lächeln zu schenken, aber er ist noch nicht fertig. »Und wenn für die Hauptrollen in der Weihnachtsaufführung Kinder mit schauspielerischer Begabung – beispielsweise gute Stimmenimitatoren – gesucht werden, dann werden Sie sich sicher an unsere Molly erinnern. Oder was denken Sie, Mrs Gottfried?«
    Was sie denkt? Dass sie Richard auf der Stelle heiraten und ihm ein paar stramme Söhne gebären will – für diesen verträumten Gesichtsausdruck gibt es wahrhaft keine andere Erklärung.
    »Mr Clark, selbstverständlich akzeptiere ich Ihr Angebot«, haucht Mrs Gottfried. »Vielen Dank, ich werde Ihre Worte an den Rektor weiterleiten.«
    »Und die Aufführung?«, fragt Richard, ohne sein Lächeln abzuschwächen.
    »Das ist eigentlich unüblich«, erwidert Mrs Gottfried verlegen. »Normalerweise sind die Hauptrollen den älteren, erfahreneren Kindern vorbehalten ... Aber andererseits ... die Arlington-Schule ist schließlich dafür bekannt, gezielt die Talente der Kinder zu fördern. Und Molly hat eindeutig Talent, es wäre doch schrecklich, wenn wir das nicht zu würdigen wüssten. Ich werde Miss Roberts fragen, ob sie eine passende Rolle für Molly hat. Sobald ich Bescheid weiß, werde ich Sie persönlich informieren.«
    Aus Richards Lächeln wird ein bescheidenes, leises Lachen. »Meine Kinder und ihre speziellen Begabungen, was? Es ist wirklich schön zu wissen, dass die Arlington-Schule individuelle Talente fördert. Ich bin sicher, dass sich unter diesem erfolgreichen Bildungskonzept auch Thomas’ fußballerisches Können in seinem letzten Jahr hier weiterentwickeln wird.«
    Mrs Gottfried verschluckt sich. »Selbstverständlich, Mr Clark«, entgegnet sie hustend. »Selbstverständlich.«
    Richards Arbeit ist getan.
    »Hervorragend. Hier, bitteschön«, sagt er und schiebt seine Visitenkarte über ihren Schreibtisch. »Sie können mich jederzeit anrufen – auch auf dem Handy oder unter unserer Privatnummer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
    Bevor wir das Büro verlassen, werfe ich verstohlen einen Blick zurück und sehe, wie Mrs Gottfried die kleine weiße Visitenkarte umklammert.
    Himmel, streichelt sie sie etwa?
 
    »Saubere Arbeit, Richard, gut gemacht«, sage ich zu ihm auf dem Weg nach draußen. »Mann, du hast diesen Drachen ganz schön um den Finger gewickelt, nicht wahr?«
    »Es war höchste Zeit, endlich mal Tacheles zu reden«, entgegnet Richard. »Ich hoffe, du kannst mit dem Kompromiss leben.« Er sieht mich besorgt an.
    »Daraus besteht nun einmal das Leben, Richard – aus Kompromissen.«
    Wir erreichen das Schultor. Hier trennen sich unsere Wege – ich besuche Sureya, und Richard fährt mit der U-Bahn zur Arbeit. Als wir uns verabschieden, höre ich plötzlich das Klappern von Absätzen. Sie kommt direkt auf uns zu, vor sich den Doppelbuggy, Quinn im Schlepptau. Heute Morgen isst er Toast.
    »Morgen! Sorry, ich hab’s eilig«, flötet sie, als sie an uns vorübersaust. »Bin
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