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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci
Autoren: Maria Beaumont
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die ich gut genug kenne, um sie zu imitieren. Und während ich mein Programm abspule, registriere ich, wie Richard mit dem Eimer losgeht.
    »Rückt das Kleingeld heraus, Kinder«, sagt er und reicht den Eimer weiter. Al wirft eine Zwei-Pfund-Münze hinein, dem weiteres Kleingeld folgt, als Thomas’ Freunde Richards Aufforderung nachkommen.
    »Richard«, zische ich. »Du kannst den Kindern doch kein Geld abnehmen.«
    »Warum denn nicht? Schließlich sind sie deswegen hier. Um Geld auszugeben. Ist ja für einen guten Zweck, nicht ...? Okay, noch jemand, der einen Vorschlag machen möchte? Kommen Sie, treten Sie näher! Ein Pfund für eine Stimmenimitation! Jede beliebige Person!«
    Hört, hört. Für wen hält der sich? Für einen Marktschreier? Als Nächstes erzählt er mir, dass wir am Ende des Tages Millionäre sein werden.
    »Richard, hör auf damit, bitte. Du machst mich verlegen.«
    »Keine Zeit für Diskussionen, Fran. Dein Publikum wartet.«
    Er hat recht. Woher kommen auf einmal all die Leute? Meine vorher völlig verwaiste Ecke in der Aula platzt mit einem Mal aus allen Nähten. Und die Vorschläge fliegen nur so auf mich zu.
    »Barbara Windsor!«
    »Mariah Carey!«
    »Sharon Osbourne!«
    »Nein, Kelly!«
    »Joan Bakewell!« (Was nur von einer der Arlington-Mütter stammen kann.)
    »Ich gebe dir zwei Pfund für Katie Price!« (Was nur von Al stammen kann.)
    Was kann ich tun, außer mich fügen? Ich kann nicht entkommen, selbst wenn ich es versuchen würde. Ich bin in die Ecke getrieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Am besten, ich finde mich damit ab.
 
    Ich bin völlig erschöpft. Meine Kehle fühlt sich rau und trocken an, und meine Stimme ist ganz heiser. Aber nun ist die Show vorüber. Fran Clark hat die Bühne verlassen. Nun ja, zumindest ihre Stimme. Ihr Körper steht immer noch neben dem Planschbecken, leicht benommen, und hält sich nur durch den Adrenalinschub aufrecht.
    Richard steht neben mir und blickt ungläubig in den Eimer. Er greift hinein und zieht einen Zehn-Pfund-Schein hervor.
    »Wow. Wer hat den reingetan?«, frage ich leise murmelnd.
    »Irgendein Zuhörer. Das war für deine Hillary Clinton. Ich frage mich, wie viel er dir erst für deine Cherie Blair gegeben hätte.«
    Die Aula leert sich allmählich, aber die Menschenansammlung um mich herum löste sich als Letztes auf. Offenbar sind Stimmenimitationen ein ziemlicher Renner. Und offenbar bin ich ziemlich gut darin. Der Großteil meines Publikums blieb bis zum bitteren Ende – bis ich mich weigerte, meine Victoria Beckham ein sechstes Mal zum Besten zu geben. Thomas und Molly – die mein gesamtes Repertoire schon zur Genüge kennen, wie man fairerweise erwähnen muss – hatten bereits vor einer halben Stunde genug. Ich gab Mum den Haustürschlüssel, und sie brachte die beiden nach Hause.
    »Du warst einsame Spitze, Fran«, sagt Richard.
    Ich widerspreche ihm nicht, was nur teilweise daran liegt, dass meine Stimme hinüber ist.
    »Du solltest mit der Nummer auf Tournee gehen. Damit kannst du richtig fett absahnen ... O-oh, da kommt die Chefin.«
    Ich habe bereits gesehen, dass Cassie im Anmarsch ist.
    »Tja, das war ja mal was«, sagt sie gleich darauf zu mir.
    »Danke«, erwidere ich, obwohl ich mir beim Klang ihrer Stimme nicht sicher bin, ob das ein Kompliment war.
    »Ich habe zwischendurch kurz zugehört, und es war ja ganz spaßig – aber eigentlich waren Sie für den Entenstand eingeteilt«, sagt Cassie mit Blick auf das Planschbecken.
    »Ja, das ist richtig«, entgegne ich mit kläglicher Stimme, »aber die Enten haben niemanden interessiert.«
    Cassie verdreht die Augen. »Wir haben uns heute alle ein Bein ausgerissen, Francesca.« Ich bemerke, dass nun sogar das spöttische Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden ist. »Wenn Sie mit dem Stand überfordert waren, den man Ihnen zugewiesen hat – ich hätte jede Menge Freiwillige gehabt, die Ihre Aufgabe liebend gerne übernommen hätten. Wissen Sie, wir erreichen unsere Spendenziele nur, wenn jeder einzelne sein Bestes gibt. Das nennt man Teamwork, wenn alle zusammen an ein –«
    Cassie wird von einem satten, metallischen Scheppern unterbrochen, wie von klimpernden Münzen – vielen Münzen. Richard hat den Eimer auf den Hocker gestellt. Cassies Augen weiten sich, genau wie meine. Der Eimer ist bis zum Rand voll. Ich wusste gar nicht, dass ich so gut war.
    »Bitte sehr, Cassie. Das dürfte helfen, ihr Spendenziel zu erreichen«, sagt Richard. Er schenkt ihr ein subtiles
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