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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Autoren: Renwick Sophie
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es haben musste. Sie wollte es sich nur ausleihen, hatte sie sich noch eingeredet.
    Das Buch hatte regelrecht zu ihr gesprochen . So wie Gollum im Herr der Ringe hätte sie es gestreichelt und »mein Schatz« gesagt, wenn nicht in diesem Moment eine der Nonnen vorbeigekommen und sie gezwungen gewesen wäre, es in ihrer Tasche verschwinden zu lassen.
    Und seit jenem Tag war sie vollkommen gefesselt gewesen, hatte nur noch daran gedacht, den Text zu übersetzen und zu verstehen. Und seit jenem Tag in der Bibliothek hatte nicht nur das Buch ihr Leben bestimmt, sondern auch ein äußerst seltsamer Traum.
    Â»Ich geh dann mal in die Pause«, rief Mairi Louise zu, der verantwortlichen Schwester dieser Schicht. »Ich bin im Ruheraum, falls du mich brauchen solltest.«
    Mairi stopfte das Buch in ihre Tasche, schnappte sich ihren Kaffee und machte sich auf den Weg ins Hinterzimmer, das mit einem Doppelbett und noch so ein paar Extras mehr ausgestattet war. Die Schicht verlief einigermaßen ruhig, daher wollte sie die Zeit nutzen.
    Knarzend öffnete sich die Tür zum Ruheraum. Mairi ließ ihre Tasche auf das Bett fallen, bevor sie sich selbst auf die unbequeme Matratze warf. Sie holte das Buch hervor und öffnete es auf der Seite mit der Abbildung einer keltischen Triskele. Darunter standen in schnörkeligen Goldlettern die Worte: »Und so soll kommen die göttliche Dreieinigkeit, ihres Zeichens die heilige, elementare Wurzel, aus der neun Krieger entspringen.«
    Mit ihrem Finger zeichnete Mairi die außergewöhnliche Gestaltung und die leuchtenden Farben der Triskele nach und rätselte erneut über die Bedeutung der Worte. Dies war für sie nämlich das Schönste an den alten Manuskripten, die sie sammelte – ihren Sinn zu entziffern. Im Normalfall handelte es sich um ritterliche oder biblische Texte, doch dieses Buch schien weitaus interessanter zu sein. Soweit Mairi es verstand, war es von einer Frau geschrieben worden, die eine Art altertümliche Seherin gewesen sein musste. Und sie hatte eine Vision über den Anbruch dunkler Zeiten empfangen, die ihrer Welt bevorstanden.
    Und es wird geben schwarze Magie, und die dunklen Künste werden wiederaufleben. Es wird Kummer herrschen und Verzweiflung, bis einer der Neun sich erhebt, sei es als Zerstörer oder als Heilsbringer.
    Das war ganz entschieden der beste Text, der ihr je untergekommen war. Die meisten Leute hielten sie für vollkommen irre, dass sie sich dermaßen für alte, staubige Bücher begeistern konnte, doch Mairi machte sich nichts daraus, was andere über sie oder ihr Hobby dachten. Auch wenn vielleicht gerade dies der Grund war, weshalb sie nur wenige Freunde hatte.
    Nun, sie war ihren Arbeitskollegen gegenüber durchaus freundlich und ging sogar ab und zu zum Abendessen und auf ein paar Drinks mit ihnen aus. Aber so richtig nahe war sie ihnen nicht, nein. Sich den Leuten zu öffnen, das fiel ihr eher schwer. Und insbesondere Vertrauen war etwas, mit dem sie nicht gerade freigiebig umging.
    Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass ihr nur noch eine halbe Stunde von ihrer Pause blieb. Daher schloss sie das Buch wieder und steckte es vorsichtig in ihre Tasche zurück. Sie legte das Stethoskop ab, hängte es an einen der Tropfständer und streifte die Schuhe ab. Himmel, sie war ja so erledigt. Zu viele Abende hatte sie nun schon bis tief in die Nacht über dem Manuskript gesessen, und in zu vielen Nächten war sie aus den seltsamen Träumen, die sie neuerdings heimsuchten, aufgeschreckt.
    Mit einem Gähnen ließ sie sich rückwärts fallen und war eingeschlafen, noch bevor ihr Kopf das Kissen berührte.
    Â»Hey, MacAuley, Dr. Sahneschnitte meint, auf der Unfallstation Drei wartet ein Steifer auf dich.«
    Â»Sag ihm, dass ich nicht anbeiße, wenn das sein einziger Köder ist«, murmelte Mairi unter der Flanelldecke hervor, die sie aus dem Wäscheschrank im Versorgungsraum des Krankenhauses stibitzt hatte.
    Â»Komm schon, du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du nicht auf Pretty Boy Sanchez stehst?«
    Â»Sieh mal, Louise, ich hab grad Pause.« Mann, sie war doch gerade erst eingeschlafen.
    Â»Schwing deinen Hintern hoch, MacAuley. Du wirst gebraucht.«
    Mairi stöhnte. Wenn man vom Teufel sprach. »Ich hab Pause, verdammt!«, rief sie verärgert und zog sich das Kis sen über den Kopf, gerade noch rechtzeitig, bevor der Raum in
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