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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Autoren: Renwick Sophie
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erleiden, ja, falls es das ist, was du meinst.«
    Verächtlich stieß Blondie die Luft aus. »Die brauchen bloß nicht zu denken, dass ich mein Leben damit vergeude. Ich hasse es, nach Hause zu kommen und nach Krankenhaus zu riechen … und nach kranken Leuten.« Blondie schüttelte sich richtiggehend vor Ekel. »Aber dir sieht man auch an, dass du das schon immer machst. An deinen Augen kann man richtig ablesen, dass du Schichtarbeit leistest.«
    Wütend biss Mairi die Zähne zusammen, denn sie war kurz davor, Blondie zu sagen, wo sie sich ihre aufgeblasenen Brüste und ihr leeres Gehirn hinstecken könne, als der Chef der Notaufnahme plötzlich auf ihren Schreibtisch zutrat, offensichtlich auf der Suche nach jemandem, dem er den Kopf abreißen konnte.
    Â»Wo sind denn die Akten von dem Unfallopfer auf der Fünf?«, schnauzte Dr. Bartlett sie an.
    Â»Keine Ahnung«, erwiderte Mairi fest und ließ sich nicht einschüchtern. »Ich bin heute auch gar nicht für die Unfallstation zuständig, man hat mich für die Abteilung häusliche Gewalt eingeteilt.«
    Bartlett knurrte doch tatsächlich, während er einen Stapel Akten auf dem Schreibtisch durchging: »Ist es denn zu viel verlangt, dass die Schwestern die Akten draußen lassen?«
    Â»Das verstößt gegen die Krankenhausregeln. Der Datenschutz, Sie wissen ja«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
    Bartlett knurrte noch einmal. »Ich brauche einen Stift und die Akte. Bitt e «, sagte er mit falscher Freundlichkeit.
    Blondie, die sich noch neben ihr befand, mischte sich jetzt ein. »Oh, ich besorg es Ihnen gern, Herr Doktor.«
    Mairi verdrehte die Augen und machte sich wieder über ihr Buch her. Sorgfältig trennte sie die empfindlichen Pergamentseiten, die ein wenig aneinanderklebten. Bartlett war zwar ein exzellenter Arzt, den Schwestern gegenüber aber benahm er sich ganz unmöglich. Da müsste schon sonst was passieren, bevor Mairi bereit war, ihm eine Bitte zu erfüllen.
    Â»Hier, bitte schön.« Mairi beobachtete, wie ihre Schülerin die blonde Mähne zurückwarf und ihre Silikonbrüste rausstreckte. Dem alten Bartlett sprangen fast die Augen raus und klebten schon beinahe an seinen Brillengläsern.
    Â»Ich könnte Hilfe gebrauchen … auf der Fünf«, murmelte er und machte sich nicht einmal die Mühe, Mairi auch nur dabei anzusehen.
    Â»Ich helfe Ihnen liebend gern«, hauchte Blondie.
    Mairi blickte ihrer Schülerin hinterher und lachte in sich hinein. Wenn Blondie wirklich vorhatte, einen reichen Arzt zu heiraten, dann war sie bei ihm aber an der falschen Adresse. Bartlett nämlich, der war eine echte Schlange, was Frauen betraf, und wurde durch die Unterhaltszahlungen an seine Exfrau bereits finanziell ausgesaugt, ganz zu schweigen von den heimlichen Alimente-Zahlungen für ein Kind, nämlich an eine der Krankenschwestern, mit denen Mairi zusammenarbeitete. Für den Lifestyle, von dem Blondie träumte, blieb da wohl leider nicht gerade viel übrig.
    Â»Weiß sie denn, dass sie von Bartlett nicht viel mehr kriegt als eine Geschlechtskrankheit?«
    Mairi grinste der Sekretärin ihrer Abteilung ins Gesicht. »Nö, das soll sie ruhig mal selbst rausfinden. Auch das gehört zum Lernprozess.«
    Â»Soso, und du hast dir also wieder mal eins von diesen Büchern geangelt, was?«
    Mairi lief rot an. Ȁh, ja.«
    Â»Ein hübsches Mädchen wie du sollte sich aber lieber einen Mann suchen.«
    Mairi stöhnte. Sie hatte keine Lust, schon wieder eins von diesen Gesprächen zu führen. Zum Glück klingelte in diesem Moment gerade das Telefon, und die Sekretärin griff nach dem Hörer, so dass sich Mairi wieder ihrem Manuskript widmen konnte. Sie sammelte schon seit Jahren schöne Bücher, und dieses kleine Juwel war ein echtes Fundstück für sie. Sie hatte es – versteckt hinter ein paar Büchern in einem der uralten Regale aus Rosenholz – in der Bücherei des Mater-Dolorosa-Heims gefunden. Als sie es dann geöffnet hatte, war ihr im selben Augenblick klar gewesen, dass es sich um kein gewöhnliches Manuskript handeln konnte, sondern vielmehr um eine Art Tagebuch. Es war uralt, in einer Sprache geschrieben, die dem Altenglischen ähnelte. In dem Augenblick, in dem sie das in abgenutztes Leder eingeschlagene Buch in Händen gehalten hatte, hatte sie auch gewusst, dass sie
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