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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
Autoren: Renwick Sophie
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verächtlich und spürte, wie Hass und Wut in ihm anschwollen. »Es hätte in deiner Macht gestanden. Doch hast du nichts getan, als dich zurückzulehnen und dein Einschreiten zu verweigern. So hast du es ihr ermöglicht, mein Leben und das meines Bruders zu zerstören.«
    Â»Hast du denn für niemanden außer für Carden Gefühle?«
    Er schwieg und wunderte sich über den fast zärtlichen Ton in Cailleachs Stimme. Sehnte sie sich womöglich nach seiner Liebe? Sie wusste doch ganz genau, dass er kein Herz mehr besaß, das er ihr hätte schenken können – und dass keine Liebe in ihm war.
    Â»Cailleach …«
    Â»Ich spreche nicht von deiner Liebe zu mir, Raven, sondern von der Liebe zu deinem Volk. Für alle, die in Annwyn leben. Empfindest du denn gar keine Zuwendung zu ihnen und zu dem, was ihnen lieb und teuer ist?«
    Bei diesen Worten ließ er den Kopf beschämt hängen. »Das tat ich einmal. Vor langer, langer Zeit. Heute lebe ich noch allein für zwei Dinge: um dem Erbfluch in mir Nahrung zu geben und um Carden zu finden.«
    Als sie ihm nun erneut in die Augen sah, lag eine tiefe Traurigkeit in ihrem Blick. »Willst du denn zulassen, dass die dunklen Zeiten unsere Welt ein für alle Mal vernichten? Oder wirst du wieder zu dem Krieger werden, der du einst gewesen bist? Willst du nicht gegen diese Finsternis ankämpfen, mit mir an deiner Seite? Denn allein kann ich es nicht schaffen.«
    Â»Wirst du mich denn von dem Erbfluch entbinden?«
    Â»Du weißt, dass ich das nicht vermag. Dieser Fluch ist dein Adbertos, ein Opfer also, keine Strafe.«
    Sie hatte Recht. Er hatte ihr ein Opfer dargeboten, sein Glück gegen das eines anderen. Er hatte sich selbst geopfert: für seinen Onkel Daegan, der damals Cailleachs Gefährte gewesen war; er hatte der Göttin ein Adbertos angetragen, damit Daegan sein Leben mit der sterblichen Frau verbringen konnte, die er so sehr liebte. Cailleach hatte dieses Opfer angenommen und ihn dafür mit dem Erbfluch belegt. Sie hatte ihn eines Seelenfreundes beraubt, hatte ihm die heiligen Riten seines Volkes genommen, da er sich nun niemals eine Sidhe zur Braut nehmen konnte. Keine Sidhe-Frau hätte ihn jemals mit einer anderen geteilt. Und es würde andere Frauen geben. Sie hatte nämlich ein Bedürfnis in ihm eingepflanzt, ein Verlangen nach dem, was er am meisten verabscheute. Nach Menschen nämlich. Nach weiblichen Menschen.
    Um seine Zauberkraft am Leben zu halten, musste sich Bran mit Menschenfrauen vereinigen. Ihre sexuellen Energien nämlich waren es, die seiner Zauberkraft erst ihre Macht verliehen. Und diese Tatsache war ihm zutiefst zuwider. Er hasste es, ihre Lust befriedigen zu müssen, sie zu berühren, nur um eine Macht zu erlangen, die ihm von Geburts wegen rechtmäßig zustand.
    Â»Wie lange willst du noch zusehen, wie man Mitglieder deines Volkes zerstückelt? Wie viele müssen noch sterben, ehe wir gemeinsam tätig werden und diese Dunkelheit, die uns bedroht, besiegen?«
    Er dachte daran, was man seinem Bruder angetan hatte, der dazu verdammt war, ein Leben in Stein zu führen. Er dachte auch an die Jungfer, deren Körper so unsäglich grausam verstümmelt worden war. Sie hätte sein Kind sein können. Selbst seine Seelenpartnerin hätte sie sein können. »Keiner mehr«, erklärte er mit fester Stimme. »Ich verspreche es, niemand wird mehr sterben.«
    Â»Du wirst es also tun?«
    Â»Das werde ich.«
    Â»Weißt du auch, wo du beginnen musst?«
    Â»Im Reich der Sterblichen«, spie er ihr verächtlich entgegen. »Denn dort nimmt alles Übel seinen Anfang.«
    Â»Sei vorsichtig, Raven. Denn in jener Welt kann ich dir nicht beistehen. Meine Macht ist an Annwyn gebunden. Ich kann nicht von hier fort.«
    Und genau das zehrte an seinen Nerven. Denn während Cailleach tun und lassen konnte, was immer ihr beliebte, war er durch einen Fluch dazu verdammt, regelmäßig ins Reich der Sterblichen zurückzukehren. Und der Gedanke, eine gewisse Zeit dort verweilen zu müssen, versetzte ihn in eine unbändige Wut. Denn außerhalb von Annwyn war seine Zauberkraft nur schwach; er würde sich mit vielen menschlichen Frauen vereinigen müssen, um überleben zu können. Alles, was er brauchte, würde er im Velvet Haven finden, doch er verabscheute diesen Ort und alles, was er innerhalb dieser Mauern
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