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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
Autoren: Claus Leitzmann
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verzichten, erweckte das Mißtrauen vieler.
    Mittlerweile stellt sich die Situation anders dar. Schätzungsweise sechs Millionen Vegetarier gibt es in Deutschland, Tendenz steigend, insbesondere bei jungen Leuten. Viele Prominente aus Sport, Kunst und Politik bekennen sich zur vegetarischen Ernährung. Der Boom vegetarischer Kochbücher sowie zahlreiche Gesundheitsbeiträge, Kochrezepte und vegetarische Diäten in den Publikumszeitschriften dokumentieren, daß sich breite Teile der Gesellschaft für vegetarische Ernährungsformen interessieren.
    Auch die Wissenschaft trägt diesem wachsenden Interesse und Informationsbedürfnis Rechnung. Zahlreiche Studien haben in der jüngsten Vergangenheit die Vor- und Nachteile vegetarischer Kostformen untersucht. Dabei hat sich deutlich gezeigt, daß eine gut zusammengestellte vegetarische Ernährung nicht nur für eine optimale Versorgung mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen sorgt, sondern in erheblichem Maße dazu beitragen kann, ernährungsbedingten Erkrankungen wie Übergewicht, Atherosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie, Gicht und verschiedenen Krebserkrankungen vorzubeugen. Mittlerweile wird von ernährungswissenschaftlicher und medizinischer Seite aus gesundheitsprophylaktischenGründen eine ausgewogene lakto-(ovo-)vegetarische Ernährung sogar ausdrücklich empfohlen.
    Doch der Vegetarismus als Erscheinungsform läßt sich nicht auf die Ernährung reduzieren. Bei Menschen, die eine vegetarische Ernährung praktizieren, ist zumeist die gesamte Lebensweise von Überlegungen, Einstellungen und Verhaltensweisen durchdrungen, die sich von denen der Durchschnittsbevölkerung unterscheiden. Dabei sind die primären Beweggründe der meisten Vegetarier keineswegs gesundheitlicher Natur.
    Das mit Abstand am häufigsten genannte Motiv, den Verzehr von Fleisch und Fisch zu meiden, ist die ethische Überzeugung der Befragten. Die überwiegende Mehrheit der Vegetarier wollte nicht mehr länger hinnehmen, daß für sie Tiere gequält und getötet werden. Die zunehmende Aufklärung über die tatsächlichen Zustände bei Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung unserer „Nutztiere“ brachte viele ehemalige Fleischesser zu der Entscheidung, in Zukunft alle Nahrungsmittel von getöteten Tieren zu meiden.
    Veganer gehen noch einen Schritt weiter. Da sie jede Nutzung von Tieren durch den Menschen als Ausbeutung von Schwächeren betrachten und beispielsweise die Herstellung von Milch und Leder eng verknüpft mit der Fleischproduktion sehen, vermeiden sie alle Nahrungsmittel und Konsumgüter, die von Tieren stammen. Bei den meisten Veganern kommen zu den ethischen Motiven noch politische Argumente. Sie fordern unabhängige Rechte für Tiere ein, die von der menschlichen Willkür nicht beeinflußt werden sollen, zum Beispiel das Recht auf körperliches und seelisches Wohlbefinden sowie auf Unversehrtheit, das bislang nur dem Menschen zugestanden wird.
    Viele Denker der Antike und späterer Jahrhunderte beschäftigten sich mit dem Töten von Tieren zur Nahrungsgewinnung. So gilt der Philosoph Pythagoras als Begründer des modernen Vegetarismus (Griechenland, 570–500 v. Chr.), der mit seinen Gedanken und Lehren viele Zeitgenossen, aber auch Gelehrte nach ihm beeinflußte.
    Auch in vielen Religionen finden sich Leitsätze, die sich mitdem Verhältnis von Mensch und Tier beschäftigen. Vor allem die alten Weltreligionen wie der Hinduismus und der Buddhismus sind in ihren Lehren konsequente Vertreter des Vegetarismus. Der Kreislauf von Seelenwanderung und Wiedergeburt sowie das Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben in allen seinen Erscheinungsformen und Schattierungen sind die entscheidenden Beweggründe, den Verzehr von getöteten Tieren abzulehnen.
    Die Unterernährung in den sogenannten Entwicklungsländern, Futtermittelimporte sowie Umweltzerstörung durch Intensiv- und Massentierhaltung werden ebenfalls als Argumente für eine vegetarische Lebensweise diskutiert.
    Die Entscheidung des Menschen, den Verzehr von Fleisch und Fisch zu meiden, war immer intellektueller, niemals biologischer Natur. Dennoch wird auch aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen deutlich, daß sich dieser während des weitaus größten Teils seiner Entstehungsgeschichte überwiegend pflanzlich ernährt hat. Auch aus diesem Grunde müßten
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