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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
Autoren: Claus Leitzmann
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statistisch erwiesen, daß neben genetischen Faktoren die Lebensführung und die Ernährung entscheidend auf die Lebenserwartung einwirken. Daraus kann der einzelne allerdings keine Garantie ableiten, durch gesundheitsbewußtes Verhalten auch ein hohes Alter zu erreichen.
    Die Lebenserwartung in den Industrieländern stieg während der letzten Jahrzehnte kontinuierlich an. Dieser Anstieg ist auf die verminderte Säuglings- und Kindersterblichkeit sowie eine verbesserte medizinische Versorgung der Bevölkerung durch Fortschritte im hygienischen, diagnostischen und therapeutischen Bereich zurückzuführen. Auch die im Vergleich zur beginnenden Industrialisierung stetige Erleichterung der Arbeitsbedingungen sowie das Fehlen von Notzeiten mit chronischer Unterernährung haben dazu beigetragen, daß das durchschnittliche Lebensalter in Deutschland heute für Frauen bei 80 Jahren und für Männer bei 74,5 Jahren liegt.
    Andererseits sind die heutigen Lebensumstände potentiell in der Lage, die Lebenserwartung zu verringern. Überernährung, hoher Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung sowie Umweltschadstoffe bergen vielfältige Risiken für die Entstehung von Zivilisationskrankheiten. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, Atherosklerose, Gicht und Krebs sind wesentlich in der Ernährungsweise begründet, mindern die Lebensqualität und verkürzen die individuelle Lebenserwartung.
    Vegetarische Kostformen sind in der Lage, viele dieser Risikofaktorenzu minimieren, und haben somit auch einen Einfluß auf die Lebenserwartung. Auch hier sind keine prospektiven Aussagen für Individuen möglich, wohl aber für Kollektive. Verschiedene epidemiologische Studien haben über Jahre hinweg die Mortalitätsraten von Vegetariern mit denen der Durchschnittsbevölkerung verglichen. Die Ergebnisse zeigen, daß Vegetarier signifikant seltener von chronischen, degenerativen Erkrankungen betroffen sind als die nicht-vegetarischen Vergleichsgruppen. Ebenso war die Mortalität der Vegetarier an diesen Krankheiten mit teilweise 50 % deutlich niedriger. Diese Mortalitätsraten sind insbesondere auf die geringeren Todesfallraten durch kardiovaskuläre Erkrankungen, unterschiedliche Krebsformen und Erkrankungen des Respirationssowie des Verdauungstrakts zurückzuführen.
    Daraus kann allerdings nicht ohne weiteres gefolgert werden, daß eine vegetarische Ernährung zu einer Lebensverlängerung führt, denn Vegetarier verhalten sich auch in vielen anderen Lebensbereichen gesundheitsbewußter als die Durchschnittsbevölkerung. Dennoch zeigte sich, daß auch unter Berücksichtigung zahlreicher anderer Parameter wie weitgehendes Meiden von Tabak, hohe körperliche Aktivität und geringer BMI (Body Mass Index) die vegetarische Ernährung einen erheblichen Einfluß auf die Lebenserwartung hat.
    Von Bedeutung ist auch die Dauer der vegetarischen Lebensweise. Je länger sich eine Person vegetarisch ernährt, um so geringer ist das Langzeitrisiko für ernährungsbedingte Erkrankungen, und desto größer ist die Chance, länger zu leben.
    Eine Kost, die durch eine geringe Fettzufuhr charakterisiert ist, aber dafür reich an Ballaststoffen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und komplexen Kohlenhydraten ist, reduziert das Risiko für viele Zivilisationserkrankungen. Dennoch muß die Lebenserwartung eines Individuums immer im Kontext seiner gesamten Lebenssituation gesehen werden, die durch zahlreiche endogene (z.B. genetische Disposition) und exogene Faktoren (z.B. Umweltschadstoffe) beeinflußt wird.
    Statistisch gesehen ist die Lebenserwartung der Vegetarier nur etwa ein Jahr länger, bei deutlich höherer Lebensqualität.

XI. Schlußbemerkungen
 
„Auch Vegetarier beißen nicht gerne ins Gras.“
    Der Vegetarismus ist ein vielschichtiges Phänomen, das nicht mit wenigen Worten zu beschreiben ist. Vor wenigen Jahren noch wurden Menschen, die eine vegetarische Lebensweise praktizierten, belächelt und als „Sektierer“ abgetan. Vegetarier galten als kränklich, schwach und mangelernährt. Eine Ernährung ohne Fleisch bzw. ohne tierisches Protein wurde gerade von der Wissenschaft als undurchführbar erachtet. Die Tatsache, daß sich Menschen aus scheinbar sentimentaler Tierliebe heraus den vermeintlichen Zwang auferlegen, auf Fleisch und Fisch zu
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