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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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zum Tresen, zum Wasserhahn.
    Comitti schüttelte es. Auf einen Schlag war er Herr der Lage. Woher er diesen Schub Energie hatte, konnte er sich später nicht erklären. Er rannte hinter Miguel her, da er vermeiden wollte, dass dieser etwas zum Löschen fand. Es war unnötig. Miguel hatte keine Chance. Bis er den Feuerlöscher, der hinter der Bar hing, aus der Halterung gerissen hatte, zerfiel er ebenso wie seine Mutter zu Asche.
    Comitti wandte sich um.
    Argyle! Er zögerte einen Moment. Sollte er ihn retten? Wie sollte er ihn retten? Würde er es ihm danken? Er, der gerade seine Tochter verloren hatte? Er, der keine Aufgabe mehr auf der Welt hatte?
    Comitti lief auf leisen Sohlen aus dem dunklen Bereich des Lokals nach vorn und schloss alle Jalousien. Dabei liefen ihm Tränen übers Gesicht, ohne dass er sich dessen bewusst war.
    Argyle stöhnte. »Sie hat es wieder getan.«
    Comitti beugte sich zu ihm. »Was?«
    »Verhindert, dass ich sterbe. Ich bleibe verdammt bis in die Ewigkeit.« Argyle Mac Quiet erhob sich und klopfte sich Apollonias Asche von der Kleidung.
    Comitti musste sich setzen. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was geschehen war.
    Argyle schien es nicht anders zu gehen. »Gott straft den, dem er gibt, was er sich wünscht«, murmelte er. »Oder auch: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.«

Epilog
    Brucoli Syracuse, Sizilien 11. Februar 2013
     
     
     
    Pater Comitti blickte über das Meer, betrachtete den Sonnenuntergang und schloss den Reißverschluss seiner Jacke. Es war bereits empfindlich kühl, und doch zog er es vor auf der Terrasse des Straventos , eines ausgezeichneten Fischlokals, zu sitzen. Er schenkte sein Weinglas nach und freute sich auf die Meeresplatte, die er sich zur Feier des Tages leistete.
    So manches war ihm heute auf seinem einsamen Strandspaziergang klar geworden. Mit dem vertrauten Blick auf den Ätna hatte er endgültig mit seiner Vergangenheit Frieden geschlossen.
    Er hatte sich das Grab seiner Eltern zeigen lassen und sich in aller Form von ihnen verabschiedet. Zu seinem Erstaunen empfand er keinen Groll mehr gegen seinen Vater und auch keinen Vorwurf gegen seine Mutter.
    Danach war er durch die Gassen seiner Geburtsstadt gewandert, hatte die Neuerungen bemerkt und sich schließlich zum langen Sandstrand nördlich von Brucoli fahren lassen. Der einsame Strand und die tröstliche Brandung hatten die letzten Reste der Verbitterung seiner Jugend hinweggespült und er fühlte sich wie neu geboren.
    Comitti blickte zu den Fischerbooten, die sanft in der Dünung schaukelten, und befolgte die Weisung, die man ihm im Vatikan gegeben hatte: Er erholte sich.
    Das war auch bitter nötig. Nach Monaten der Erklärungen, der heimlichen Gespräche und Verhöre war er an einem Punkt angelangt gewesen, an dem er einfach nicht mehr konnte.
    Nicht mehr konnte und auch nicht mehr wollte.
    Er hatte dem Krisenstab, der auf Miguels Verschwinden und seine Erklärungsversuche hin gegründet worden war, alles hundert Mal erzählt. Hatte versucht, sie zu überzeugen, und war sich doch sicher, dass man ihm letztlich nicht glaubte.
    Vielleicht, so sagte er sich, war es auch besser so. Viele hatten das Manuskript gelesen, angeblich hatte es sich sogar der Papst aushändigen lassen. Doch blieb ein schales Gefühl zurück.
    Comitti nahm sein zerfleddertes Buch der Heiligen aus der Jackentasche und blätterte müßig darin herum. Seit jenen Abenden im November fragte er sich, ob es noch mehr von Apollonias und Laurentius Spezies gab, und noch mehr Vampire in Gottes Namen gestorben waren. Ärgerlich schob er den Gedanken zur Seite. Sie führten zu nichts, außer dass sie ihm eines vor Augen hielten: sein Versagen. Es war ihm, als hätte Gott ihn prüfen wollen und er wäre gescheitert. Fast wäre es zu einem weltweiten Umbruch gekommen und er, Comitti, hatte es nicht geschafft, dieser Bewegung Einhalt zu gebieten.
    Comitti seufzte, trank einen Schluck Rotwein und schloss die Augen. Erst, als er polternde Schritte vernahm, öffnete er sie, in der Annahme, seine Meeresfrüchteplatte würde serviert.
    Was er allerdings erblickte, presste ihm die Atemluft aus den Lungen.
    Vor ihm stand Argyle Mac Quiet.
    Argyle musterten ihn einen Augenblick, dann stahl sich ein Lächeln in seine Augen. »Darf ich mich setzen?«
    Comitti, der mühsam nach Luft japste, nickte und fühlte, wie sein Blutdruck stieg. Er hatte Argyle seit jenem Morgen in Rom nicht mehr gesehen. Nach
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